Essen-Bergerhausen. Der ehemalige Bauernhof in Bergerhausen beherbergt heute Seniorenwohnungen. Johannes Stoll aus Rellinghausen hat die Geschichte aufgearbeitet.

Der Schürmannhof in Essen-Bergerhausen steht für ländliche Idylle mitten in der Großstadt. Die Geschichte des denkmalgeschützten Fachwerkensembles an der Kaninenberghöhe geht bis ins Mittelalter zurück. Jetzt hat der ehemalige Rellinghauser Bürgerschaftsvorsitzende Johannes P. Stoll ein Buch unter dem Titel „Der Schürmannhof zu Bergerhausen“ veröffentlicht und erklärt, was der ehemalige Bauernhof bis heute für den Stadtteil bedeutet.

Seit 2009 ist der renovierte und umgebaute Bauernhof die Heimat von 14 Senioren, die ihren Lebensabend in Gemeinschaft und mit Tieren verbringen möchten – mit eigenen Haustieren, aber auch mit Hühnern, Enten, Gänsen, Schafen und Alpakas, die zum Hof gehören. „Ich kannte den Schürmannhof von diversen Veranstaltungen wie Hoffesten und Osterfeuern und habe mich schon lange für das Ensemble und seine Geschichte interessiert, wollte gern ein Buch darüber schreiben“, sagt Johannes P. Stoll. Als langjähriger Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald habe er sich jedoch gescheut, „im Nachbarstadtteil zu wildern“. Als er im Frühjahr 2020 den Vorsitz der Bürgerschaft nach 22 Jahren Vorstandsarbeit abgegeben habe, habe er das Buchprojekt realisiert.

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Ein Bild vom Schürmannhof von 1906: Die Familie Wilhelm Wittenberg vor dem Hof.
Ein Bild vom Schürmannhof von 1906: Die Familie Wilhelm Wittenberg vor dem Hof. © Sammlung Dieter Ochel

„Ich habe mich Dieter Ochel, dem Inhaber des Schürmannhofs, getroffen und wir waren uns schnell einig“, blickt Stoll auf den vergangenen Sommer zurück. Dieter Ochel habe ihm viele Materialien und Originalunterlagen zur Verfügung gestellt und die Recherchen auf ganzer Linie mitgetragen. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt habe gut funktioniert, die Bezirksvertretung habe das Projekt finanziell unterstützt. Rund ein halbes Jahr Arbeit stecke in dem Buch. Es sei auch deshalb etwas Besonderes, weil es so gut wie keine Literatur über Bergerhausen gebe, wie Stoll bei den Recherchen zum Schürmannhof erfahren musste.

Ein möglicher Grund: Bergerhausen sei früher kein richtiges Dorf gewesen, sondern eine Ansammlung von acht großen und vielen kleinen Bauernhöfen.

Hobbyhistoriker Stoll (72), der schon etliche Bücher über die Geschichte der Stadtteile Rellinghausen und Stadtwald geschrieben hat, wollte einerseits die Geschichte des Schürmannhofes und seiner Umgebung beleuchten, andererseits den Leser nicht mit dem Abdruck immer neuer Pachtverträge langweilen. Ihm war wichtig, auf Werbung im Buch zu verzichten. Um dennoch die heutige Nutzung des Hofes angemessen darzustellen, hat er dem Buch eine farbige Broschüre mit Bildern und Kontaktdaten beigelegt. Die skizziert die neuere Geschichte des Hofes: den Verkauf 2004 durch die Stadt an Unternehmer Dieter Ochel, die Gründung des Vereins Schürmannhof, den Umbau und die Neueröffnung als Seniorenwohnanlage 2009.

Hochzeiten dürfen auf dem Hof in Zukunft wieder gefeiert werden

Preis und Verkaufsstellen

Das Buch „Der Schürmannhof zu Bergerhausen“ von Johannes P. Stoll ist in einer Auflage von 300 Stück erschienen und hat 110 Seiten mit zahlreichen Fotos, Zeichnungen und Abbildungen. Es kostet in der Softcover-Version zehn Euro.

Die Verkaufsstellen: Rellinghausen und Stadtwald: Tankstelle Goldmann, Frankenstraße 74, Lotto-Toto Schlüsener, Frankenstraße 102, Buchhandlung Heger, Stadtwaldplatz 3. Bergerhausen: Lotto-Toto Kalthoff, Rellinghauser Straße 331, Büro im Schürmannhof, Kaninenberghöhe 13-15, AMR-Engineering am Empfang, Bonsiepen 5.

In der Broschüre finden Interessierte auch Informationen über die Bereiche von Haus und Gelände, die man für Feiern mieten kann. Nachdem Beschwerden aus der Nachbarschaft über Lärm eine Vermietung für einige Jahre unmöglich gemacht hatten, könne dort nun wieder gefeiert werden, sagt Dieter Ochel (75). Er habe 60.000 bis 70.000 Euro in den Lärmschutz investiert, so dass wieder Hochzeiten und ähnliches in Scheune und Kuhstall stattfinden könnten. „Wegen Corona schließe ich aber derzeit keine Verträge ab“, sagt Ochel, der hofft, dass Feiern 2022 wieder möglich sein werden.

Die Außenansicht des historischen Schürmannhofes an der Kaninenberghöhe.
Die Außenansicht des historischen Schürmannhofes an der Kaninenberghöhe. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Zum Schürmannhof hatte bereits 1990 Hartmut Feldhofer eine kleine Broschüre veröffentlicht und Material dazu gesammelt. Johannes P. Stoll berichtet jetzt deutlich ausführlicher über die Vergangenheit des Schürmannhofes als Lehnshof, über Aufsitzer, Pächter und Namensänderungen, über die Familie Gantenberg, die den Hof von 1938 bis 2003 gepachtet hatte. Als die Familie die Pacht nicht mehr zahlen konnte, gab es verschiedene Modelle zur Folgenutzung – vom Waldkindergarten über Künstlerateliers bis zum Lehrbauernhof. Am Ende erhielt Dieter Ochel den Zuschlag und kaufte den Hof 2004.

Umbauarbeiten waren von Rückschlägen geprägt

Das Konzept zum Erhalt der historischen Substanz in Kombination mit der modernen Einrichtung für das Leben von Senioren mit Tieren hatte die Stadt offenbar überzeugt. Es folgten dreihalb Jahre mit aufwendigen Umbauarbeiten unter den kritischen Augen der Denkmalbehörde. Auch Rückschläge wie der Brand des gerade renovierten Altenteilerhauses 2007 gehörten dazu.

Dieter Ochel, Inhaber des Schürmannhofs, mit der Hauskatze.
Dieter Ochel, Inhaber des Schürmannhofs, mit der Hauskatze. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Ein Thema des Buches ist auch die Familie Vittinghoff-Schell, die man sonst eher mit Rellinghausen und Schloss Schellenberg in Verbindung bringt. „Es gibt eine jahrhundertelange Verbundenheit des Schürmannhofes mit der Familie“, erklärt Dieter Ochel. Noch heute habe man die Heuwiese für die Schafe und Alpakas von der Rendantei Schellenberg gepachtet.

Ursprünge des Hofes liegen vielleicht schon im 13. Jahrhundert

Wann genau der Schürmannhof entstanden ist, sei unklar. Der Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz, den Stoll in seinem Buch zitiert, geht aber davon aus, dass die Ursprünge im 13. Jahrhundert liegen könnten. Johannes P. Stoll: „Ich habe aber den Fokus des Buches auf das 20. Jahrhundert gelegt, auf Zeiten, an die sich viele Bergerhauser noch erinnern können.“

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