Essen. Wie viele Shops stehen im Limbecker leer – 13, 33 oder 53? Draußen sind Görtz, Böhmer & Co. weg. Ein alter Verlust schmerzt nach 9 Jahren noch.

Essen, die Ex-Einkaufsstadt, leidet derzeit stark wie selten.

  • - Zuletzt schlossen vier Schuh-Geschäfte in kürzester Zeit
  • - Das obere Ende der Limbecker Straße: Ein Bild der Tristesse
  • - Im Limbecker Platz sind viele Läden raus, aber das Management spricht von „gesundem Leerstand“

Leerstände, Billig-Läden, Tristesse: Gute Laune kann die Limbecker Straße gebrauchen. Mitte Mai öffnet erstmals ein Kostüm-Geschäft in der Innenstadt, es ist auf dem unteren Teil der traditionsreichen Einkaufsmeile. „Deiters“ startet Mitte Mai, Werbespruch: „Sei wer du willst“. Im Fenster stehen schon dekorierte Puppen mit silbernen Glitzerröcken und pinken Federboas.

Das Leiden der Essener Innenstadt wird auf der Limbecker Straße auf engstem Raum am allerdeutlichsten. Vor Jahrzehnten war sie die Schuh-Meile schlechthin; davon ist fast nichts mehr übrig mit Ausnahme von Grüterich und Deichmann. In kürzester Zeit schlossen vier Schuh-Geschäfte in der Essener Innenstadt: Zuletzt war es Böhmer am oberen Ende der Limbecker Straße, Anfang Februar waren es die drei Görtz-Filialen in der Innenstadt (Limbecker Straße, Limbecker Platz, Hauptbahnhof), im Februar schloss „Foot Locker“ auf der Kettwiger Straße. Die geplante Nachnutzung – ein Infocenter der Stadt – löste Diskussionen aus.

Am oberen Ende der Limbecker sieht es derzeit ganz besonders trostlos aus: Ende 2021 schloss „H&M“, er zählte bei der Eröffnung 1984 zu einem der ersten seiner Art in ganz Deutschland. Auch das ehemalige Ladenlokal von „Zara“ steht weiter leer, die riesigen Räume von „Sport Scheck“ ebenfalls. Ganz oben, dort, wo die Limbecker erst anfängt, ist mittlerweile sogar „Kamps“ raus, der Bäcker ging nach gefühlt zwei Jahrzehnten; immerhin kündigen Plakate schon einen Nachfolger an – einen Döner-Imbiss.

Zuletzt – Ende April – wurde bekannt, dass an der Trentelgasse in der Nähe des Grillo Theaters „Brautmoden Horn“ nach Jahrzehnten schließt. Ein paar Schritte weiter, am Kennedyplatz, prägt ebenfalls Tristesse das Bild: Anfang des Jahres ging „Hema“ raus aus dem ehemaligen Boecker-Gebäude, zog um in die Rathaus Galerie – und, nebenbei bemerkt, verkleinerte seine Geschäftsfläche dabei dramatisch. Nebenan verließ zwei Monate nach „Hema“ auch der Elektronikhändler „Cyber Port“ den Kennedyplatz. Immerhin: Das alte Boecker-Gebäude wird umgebaut zur neuen Stadtbibliothek, die 2025 mitten in der Fußgängerzone ihren Betrieb aufnehmen soll.

Im Limbecker Platz stehen derzeit 33 Läden leer

Und im „Limbecker Platz“, dem Einkaufscenter, das eigenen Angaben zufolge „mehr als 200 Shops“ beherbergt mit rund 70.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, ist der Leerstand weiter unübersehbar: Im März hieß es zuletzt, man betreibe rund 180 Geschäfte, und der aktuelle Leerstand betrage sieben Prozent der Fläche, was man als „gesunden Leerstand“ bezeichnete. Nimmt man die Zahl der Geschäfte, hört sich die Lage aber doch nicht ganz so harmlos an: Im Untergeschoss stehen aktuell zehn, im Erdgeschoss fünf und im Obergeschoss 18 Läden leer – macht zusammen 33.

Und dann gibt es noch eine ganze alte Wunde in Essens Innenstadt, die manchen noch immer schmerzt: „Vor allem im Weihnachtsgeschäft, wenn viele Touristen nach Essen kommen, kommen die Leute zu uns ins Geschäft und fragen, wo denn Café Overbeck ist“, berichtet Petra Mauer vom gleichnamigen Juwelier auf der Kettwiger Straße. Overbeck ist schon seit Ende 2014 Geschichte, also fast neun Jahre; Mauer zog in die Räume des ehemaligen Cafés etwa ein Jahr später.