Essen. Im Lichtburg-Gebäude auf der Kettwiger steht ein Laden in Toplage leer. Obwohl es Interessenten gibt, hat die Stadt als Eigentümerin eigene Pläne.
Die Stadt Essen will mitten auf der Einkaufsmeile Kettwiger Straße eine neue Beratungs- und Anlaufstelle für Bürger einrichten. Sie soll ins Gebäude der Lichtburg einziehen, wo bis Ende Februar der Schuhhändler Food Locker ein Geschäft hatte. Die Immobilie gehört der Stadt Essen, die den Laden jetzt „für eigene Zwecke nutzen möchte“, bestätigte die Sprecherin der Stadt, Silke Lenz.
Die neue städtische Anlaufstelle entsteht damit in einer der Toplagen in der Innenstadt. Dass es dort künftig keinen Einzelhandel mehr geben soll, irritiert allerdings Immobilienexperten. Grundsätzlich könnten Dienstleistungen der Innenstadt zwar Zulauf bringen. „Aber an dem Standort wäre attraktiver Einzelhandel oder ein gastronomisches Angebot sicher besser“, sagte Rainer Post vom Essener Maklerunternehmen Manfred Vossieg.
Auch Makler Stephan Lahme, Geschäftsführer bei der Eugen Lehmkühler GmbH, sieht die Ansiedlung einer städtischen Beratung an dieser Stelle mit Sorge: Andere Mietinteressenten, die ein Ladenlokal in der Innenstadt suchen „könnten sich fragen, warum es bei einer Ladenfläche in dieser prominenten Lage keinen Handel mehr gibt“. Zumindest könne das dazu führen, dass diese den Standort weitaus kritischer prüfen, sagte er. Auch vor einem zu langen Leerstand warnte Lahme. „Das wäre kein gutes Signal.“
Stadt Essen verzichtet auf hohe Mieteinnahmen
Es dürfte allerdings durchaus eine Weile dauern, bis die neue städtische Anlaufstelle ihre Arbeit aufnimmt. Noch sind nicht einmal die Kosten geklärt, die auf die Stadt durch Umbau und Betrieb zukommen. Der ehemalige Pächter habe sämtliche Einbauten aus dem Ladenlokal entfernt und es in einem rohbauartigen Zustand übergeben, heißt es. Geplant sind zunächst eine Modernisierung der Räume, Brandschutzarbeiten, die Erneuerung von Installationen und die barrierefreie Erschließung. Die Stadtsprecherin konnte aus diesem Grund auch noch keinen Eröffnungstermin nennen.
Neben den Kosten, die der Stadt für den Umbau des Ladenlokals entstehen, verzichtet sie mit der Umnutzung zudem künftig auf nicht unerhebliche Mieteinnahmen. Das Geschäft hat eine Verkaufsfläche von rund 180 Quadratmetern. Die Stadt sagt zwar, dass sie bei einer Neuvermietung nicht mehr so viel Miete bekommen würde, wie noch vor ein paar Jahren. Und in der Tat sind die Ladenmieten in der Innenstadt zum Teil deutlich unter Druck geraten. Dennoch glaubt Rainer Post als Mitglied des Maklerverbundes „Immopromeo“, der den Gewerbemietspiegel für Essen herausgibt, dass 10.000 bis 12.000 Euro pro Monat Miete in dieser Lage immer noch realistisch seien. Die möglichen Mieteinnahmen für die Stadt würden sich damit auf immer noch 120.000 bis über 140.000 Euro pro Jahr summieren.
Gastronom interessiert sich für Ladenlokal auf der Kettwiger
Entscheidend wäre dafür natürlich, dass die Stadt auch wieder einen Mieter für den Laden finden würde. Die Chancen dafür schätzt sie selbst, wie Silke Lenz sagte, „als aussichtsreich“ ein. Tatsächlich liegt der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) derzeit eine „interessante Anfrage“ für ein gastronomisches Konzept an dem Standort vor, das es so in der Innenstadt noch nicht gebe und diese bereichern würde, erklärte Svenja Krämer, Innenstadtmanagerin bei der EMG auf Nachfrage. „Wir würden uns das wünschen und haben das der Stadt gegenüber auch kommuniziert.“ Beratungsstellen könnten zwar eine gute Ergänzung für die Innenstadt sein, das müsse aber nicht an diesem konkreten Standort sein, sagte Svenja Krämer.
Die Überlegungen, welche Dienstleistungen die Stadtverwaltung in dem ehemaligen Ladenlokal anbieten will, scheinen unterdessen noch ziemlich am Anfang zu stehen. Laut Silke Lenz sollen sich Bürger und Bürgerinnen dort unter anderem über Ausbildungsmöglichkeiten und berufliche Chancen bei der Stadtverwaltung informieren können. Auch die Grüne-Hauptstadt-Agentur soll eine Anlaufstelle bekommen. Darüber Hinausgehendes gibt es offenbar noch nicht. Silke Lenz: „Für die konkrete Ausgestaltung ist vorgesehen, zunächst ein Nutzungskonzept zu erstellen.“ Dieses dürfte letztlich entscheidend dafür sein, ob die Beratungsstelle tatsächlich zu einem Publikumsmagneten wird, der auch den umliegenden Geschäften nützt.
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