Essen. . Nach 82 Jahren endete jetzt die Geschichte des Essener Traditionsbetriebes Café Overbeck. Zum Abschied gab es Tränen zu Kaffee und Kuchen.
Immer wieder schnäuzt Irmchen Brock in ihr Taschentuch und wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Untröstlich ist die 80-Jährige über das Aus des Traditionscafés Overbeck. „Ich habe 24 Jahre lang bis zu meiner Pensionierung bei Overbeck gearbeitet. Ich kann nicht glauben, dass ich heute zum letzten Mal hier sitze.“ Lange steht Geschäftsführer Friedrich Magenau bei ihr und redet über alte Zeiten und gemeinsame Kollegen, nimmt sie fürsorglich in den Arm.
Overbeck feiert endgültig Abschied und viele Essener sind an diesem Samstag für einen letzten Cappuccino, ein letztes Stück Sachertorte zum „Leichenschmaus“ in das elegante Kaffeehaus an der Kettwiger Straße gekommen. Manche halten das klassische Interieur für die Nachwelt fest, filmen die Familie bei der letzten Tortenschlacht, fotografieren die kunstvoll geschichteten Pralinen oder den elegant-geschwungenen Schriftzug überm Eingang.
„Es ist eine Schande, dass keiner Overbeck retten wollte“, sagt Willi Steinbrink, „das Café ist das letzte seiner Art in Essen.“ Seit 50 Jahren sitzt der Hattinger fast wöchentlich an seinem Stammtisch im Overbeck, wo er sich mit einer festen Herrenrunde über Gott und die Welt austauscht. „Wo sollen wir jetzt hin? Es gibt in der Innenstadt keine Alternative mehr.“
Auch interessant
Das Overbeck war das letzte Café seiner Art in Essen
Wo sollen wir jetzt hin? - das fragen sich auch die Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten bei Overbeck arbeiten. So wie Heike Hillmer, die gerade eine Buttercremetorte anschneidet. „Nach außen lächele ich, aber innen drin sieht es ganz anders aus“, sagt sie und erzählt von tränenreichen Begegnungen mit Stammkunden, die sich in den vergangenen Tagen von ihr verabschiedet haben.
Ihr ganzes Berufsleben hat sie bei Overbeck verbracht, „von der Lehre bis heute, das sind 40 Jahre“. Ihre Treue hat sich nicht ausgezahlt, jetzt muss sich Heike Hillmer für die letzten paar Jahre vor der wohlverdienten Rente noch etwas anderes suchen. Bis zuletzt hatte die Belegschaft und mit ihr ganz Essen gehofft, ein neuer Betreiber würde das Café übernehmen; doch alle Bemühungen verliefen im Sande. Darüber reden mögen die Wenigsten; sie haben ein letztes Mal alle Hände voll zu tun und balancieren Kännchen und Kuchen die Treppe hoch. Erst um 18 Uhr, wenn das letzte Stück Torte aufgegessen ist, setzt sich die Belegschaft zusammen. „Dann werde ich heulen wie ein Schlosshund“, prophezeit Heike Hillmer.