Essen-Kettwig. Die einstige Kultkneipe „Brückenschenke“ in Essen-Kettwig verfällt immer mehr. Die Bürger sind sauer. Was tut das Denkmalamt für die Rettung?
Über viele Jahrzehnte war die „Brückenschenke“ eine der beliebtesten Kneipen Kettwigs. Das Gebäude unweit des Mühlengrabens ist nicht nur urig, es prägt mit seiner imposanten Erscheinung geradezu das Gesicht der historischen Altstadt an der Ecke Ruhrstraße/Am Mühlengraben.
Ende November 2015 endete allerdings die Ära der Immobilie als Gaststätte. Seither steht das denkmalgeschützte Haus leer – und verwittert zusehends. Dieser „Lost Place“ bringt nicht wenige Kettwiger Bürgerinnen und Bürger auf die Barrikaden.
In den Sozialen Medien werden Ideen gesucht
In den Sozialen Medien lassen sie kein gutes Haar am Eigentümer – und an der Denkmalbehörde, die nichts tun würde angesichts des offensichtlichen Verfalls. „Für unsere schöne Altstadt, die immer viele Touristen anzieht, ein Schandfleck“, heißt es in einem Post einer Kettwiger Facebook-Gruppe. „Irgendwann wird es einfach abgerissen... wie so einige schöne Gebäude in Kettwig“, befürchtet eine Frau und spricht aus, was viele denken.
„Viel wurde bisher über die Brückenschenke gepostet, aber wenig ist passiert“, ist der Eindruck eines Kettwigers. Er ruft im Netz zu einem „Brainstorming“ auf, um das Gebäude zu retten: Jede Idee von „Die Stadt sollte es kaufen und von Steuergeldern sanieren“ bis hin zu „Ich würde mein Sparschwein aufbrechen und spenden“ oder der Gründung einer Interessengemeinschaft zur Rettung des Haues sei dabei willkommen.
Auch der Bezirksbürgermeisterin „blutet das Herz“
„Ich kann diesen Aufruhr und die Befürchtungen nachvollziehen. Bei der Brückenschenke blutet das Herz der Kettwiger Bürgerschaft. Meines auch“, sagt Gabriele Kipphardt. Die Bezirksbürgermeisterin hat das Thema indes schon lange auf ihrer Agenda.
In regelmäßigen Abständen steht das zweigeschossige verschieferte Fachwerkhaus, dessen ältester Teil aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts stammt, auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung IX. Doch die Einflussnahme der Politik auf das Privateigentum sei begrenzt, darauf mache die Verwaltung das Gremium immer wieder aufmerksam.
Weshalb Gabriele Kipphardt jetzt die Initiative ergriff: Sie bat den neuen Leiter der Unteren Denkmalbehörde, Dr. Johannes Müller-Kissing, und die für die Baudenkmalpflege in Kettwig zuständige Mitarbeiterin, Vanessa Brinkhoff, Anfang März zu einem Termin am Mühlengraben. Der Eigentümer sei nicht dagewesen, das Gebäude konnte nur von außen angeschaut werden.
Die Denkmalbehörde hat kein Betretungsrecht zum Haus
Wie ist das Fazit der Behörde? Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte diese: „Die Untere Denkmalbehörde beobachtet den Zustand des Gebäudes von außen, das heißt, ob an der Bausubstanz Schäden entstehen, die das Denkmal im Inneren wie Äußeren schädigen könnten.“
Im Allgemeinen müsse davon ausgegangen werden, dass es keine Schäden im Inneren gibt, solange Fenster, Türen und das Dach unbeschädigt bleiben und das Innere so vor äußeren Witterungseinflüssen schützen. „Dies gilt nach aktuellem Wissensstand für das Objekt Am Mühlengraben.“ Ein Betretungsrecht für die Behörde (beispielsweise aufgrund von Gefährdungen) „besteht daher zum derzeitigen Zeitpunkt nicht“.
Gespräche mit dem Eigentümer über neue Nutzung laufen
Derzeit laufe allerdings eine Kontaktaufnahme mit dem Eigentümer durch die mittlerweile für Kettwig zuständige Denkmalpflegerin. „Die Untere Denkmalbehörde erhofft sich davon ein konstruktives Gespräch mit dem Eigentümer zu führen, bei dem auch das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes und eine zukünftige Nutzung ein Thema sein soll“, teilt Stadtsprecher Patrick Betthaus mit.
In der derzeitigen Situation könne die Untere Denkmalbehörden aus denkmalrechtlichen Gründen keinen zeitnahen Einfluss auf das Gebäude nehmen. Es bleibe abzuwarten, was die Kontaktaufnahme zum Eigentümer ergebe.