Essen-Kettwig.. Am Tag nach den Unwetter: Große Löcher auf der Ruhrstraße. Einige Anwohner müssen Schäden beseitigen, andere haben Glück gehabt. Ein Rundgang.
Er sieht fast aus wie Kunst im öffentlichen Raum, ist aber das Ergebnis des sehr heftigen Unwetters von Donnerstagabend: der große Berg an Pflastersteinen vor der „Brückenschenke“. Die Steine waren von den Wassermassen quasi aus der Ruhrstraße herausgesprengt und hinab zum tiefsten Punkt der Straße gespült worden. Hinterlassen haben sie große Löcher – angefangen vom Restaurant „Logan’s“ bis zur Ruhrbrücke.
Und eine Menge Schlamm. Wolfgang Schlicht, der unterhalb der „Brückenschenke“ seine Garage hat, ist noch am späten Nachmittag mit Aufräumarbeiten beschäftigt. „Das Wasser stand fast mannshoch“, erzählt er. Sein Jaguar drohte im Wasser zu versinken. „ADAC und Feuerwehr waren sehr schnell da, die haben den Wagen rausgezogen.“ Er hofft, dass das Auto zu retten ist, „er muss wohl erst mal auseinandergenommen werden“.
Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz
Am Ende des Grundstücks liegt ein Steinhaufen – Straßenpflaster auch dort. „Auf der anderen Seite der Ruhrstraße ist das nicht passiert“, zeigt sich Daniel Behmenburg verwundert. Der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung IX ist gleichzeitig Anwohner der Ruhrstraße. „Unseren Keller hat es nicht so getroffen, aber andere waren ziemlich voll gelaufen. Die Feuerwehr hat die ganze Nacht abgepumpt, die waren sehr fix“,
berichtet er.
Bei Karin und Hans-Peter Geißler mussten sie nicht tätig werden, obwohl auch ihr Haus in einer Senke abseits der Ruhrstraße liegt. Alles ist noch glimpflich abgelaufen, „das Wasser schoss vorbei. Wir reinigen aber erst mal Rinnen und Schlammfänger“, erzählt Karin Geißler „bis zum nächsten Mal“.
Auch Goldschmied Axel Kudoweh ist froh, dass er verschont geblieben ist. „Mein Keller hat nichts abgekriegt“, erzählt der Anwohner. Sein Geschäft liegt am Weberbrunnen. Dort schoss das Wasser zwar auch hinunter, riss aber keine Steine mit sich.
Meilen-Gäste flüchteten ins „Logan’s“
Inzwischen haben auf der Straße die Arbeiten begonnen. „Wir haben Verkehrssicherungspflicht. Deshalb werden die betroffenen Stellen erst einmal asphaltiert“, erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling auf Nachfrage. „Für weitere Arbeiten müssen wir ausschreiben.“
Im „Logan’s“ sind Peer Wolter und Gina Happ erstaunt, wie schnell die Arbeiter vor ihrer Tür mit der Wiederherstellung der Straße sind. Die Wirtschaft war Donnerstagabend Zuflucht für gestrandete Gäste der Kulinarischen Meile. „Unser Bierkeller liegt hoch, da ist nichts passiert. Der Ausschank ging bis in den frühen Morgen.“
Anfrage in der nächsten BV-Sitzung
Für Daniel Behmenburg ist klar: Das ganze Gewitter und die daraus folgenden Schäden in der Altstadt wird ein politisches Nachspiel haben.
Er kann sich noch gut an die sich über Monate hinziehenden Kanalarbeiten der Stadtwerke in diesem Abschnitt der Ruhrstraße erinnern. Zwei Jahre ist das her, Ende dieses Jahres soll die andere Seite zum Weberbrunnen hinauf saniert werden. „Da ist zu überlegen, ob und wie die Pflastersteine, die ja charakteristisch für die Altstadt sind, besser befestigt werden können. Offensichtlich ist das ja nicht richtig geschehen“, sagt Behmenburg, „ohne jemandem direkt dafür eine Schuld zuzuweisen.“ Merkwürdig finde er die Straßenschäden nach dem Starkregen allemal – und wird das Thema in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Ende Juni zur Sprache bringen und hat einen Antrag für die SPD-Fraktion formuliert.
Unter anderem fragt er: Kann eine fehlerhafte Wiederherstellung des Pflasters nach den Arbeiten der Stadtwerke in dieser Straße ursächlich für die Schäden sein? Wieso wurde im Rahmen der Arbeiten nicht direkt am Kanalnetz gearbeitet, damit dieses den vermehrt zu erwartenden Starkregenereignissen standhält?
SPD-Politiker erwartet Auskunft
„Klar ist, solche massiven Schäden nach einem Starkregen müssen vermieden werden“, sagt Behmenburg. Welche Maßnahmen plant die Stadt künftig? Darauf erwartet der SPD-Politiker Auskunft in der BV-Sitzung.
„Wichtig wäre auch zu wissen, wie häufig die EBE überhaupt die Kanäle reinigt. Denn einige Gullis waren voller Blätter. Da ist es nicht verwunderlich, wenn das Kanalsystem überfordert ist.“
>> Kulinarische Meile wird fortgesetzt
Als dunkle Wolken auftauchten, machten sich die Besucher der Musikalisch-Kulinarischen Meile noch keine Gedanken. Doch wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen.
„Wir mussten das Fest aus Sicherheitsgründen abbrechen“, so HVV-Vorsitzender Martin Kryl. Am Wochenende soll das Programm aber weitergehen.