essen-Kettwig. . Seit mehr als zwei Jahren steht die ehemalige Brückenschenke leer. Die SPD-Fraktion der Bezirksvertretung IX fragte bei der Denkmalbehörde nach.

Seit 1986 steht das Fachwerkhaus Mühlengraben 2 auf der Denkmalliste der Stadt Essen. Doch seit zwei Jahren verfällt es mehr und mehr. Ende November 2015 endete die Ära der Immobilie als Gaststätte. Über viele Jahrzehnte war die „Brückenschenke“ eine der beliebtesten Kneipe des Stadtteils, und das Gebäude, das unweit des Mühlengrabens steht, prägt entscheidend das Gesicht der historischen Altstadt.

Die SPD-Fraktion der Bezirksvertretung IX hat sich jetzt an das Institut für Denkmalpflege und Denkmalschutz gewandt – wohl sensibilisiert vom viel diskutierten und nicht immer sachlich kritisierten Abriss des Kaiser-Friedrich-Hauses in Werden. Dort musste die vorläufige Unterschutzstellung zurückgenommen werden, der Teilabriss hat bereits begonnen.

Aufmerksam durchs Stadtgebiet gehen

In dem Schreiben der SPD heißt es: „Das sollte jedem Auftrag und Mahnung sein, mit aufmerksamen Augen durch das Stadtgebiet zu gehen und frühzeitig Alarm zu schlagen.“ Dieser Meinung ist auch CDU-Bezirksbürgermeister Michael Bonmann. Zum Thema Kaiser-Friedrich-Haus sagte er in der vergangenen Sitzung: „Es gibt Häuser im Bezirk, bei denen man dem Verfall zusehen kann. Da gibt es keine Aufregung. Dabei wäre es gut, wenn sich die Bevölkerung äußern würde.“

In diesem Sinne geäußert hatte sich ja jetzt die SPD-Fraktion – und das Anwortschreiben liegt bereits vor. Institutsleiterin Dr. Petra Beckers: „Für die Vermietung der ehemaligen Brückenschenke ist es schwierig, einen Nachmieter zu finden. Nach Rücksprachen mit dem neuen Eigentümer wurde deshalb eine Architektin beauftragt, verschiedene Nutzungskonzepte zu erarbeiten, die sich auf das Gebäude der ehemaligen Brückenschenke einerseits und alternativ auf das gesamt Anwesen Am Mühlengraben 2 und 4 beziehen.“ Diese Konzepte würden derzeit vom Eigentümer überprüft. Das Gebäude mit der Hausnummer 4 liegt übrigens direkt am Mühlengraben und wird als Café genutzt.

Befürchtungen wohl unbegründet

Daniel Behmenburg und seine Fraktionskollegen Heike Lohmann und Jan-Robert Belouschek sind mit der Antwort aus dem zuständigen Fachamt durchaus zufrieden. Behmenburg: „Ich muss in Richtung Petra Beckers und ihrer Stellvertreterin Hedwig Rosker-Hansel anerkennende Worte sprechen. Sie haben sich des Themas frühzeitig angenommen, und auch bei der Denkmalbehörde weiß man, dass es Sinn macht, mit den Bürgern und der Politik Hand in Hand zu arbeiten. “

Die Befürchtungen der Kettwiger SPD-Bezirksvertreter scheinen nach der Antwort vom Denkmalamt wohl unbegründet. Ein eventuell notwendig werdender Abriss des Komplexes würde „das Stadtbild der unteren Kettwiger Altstadt erheblich verändern und verschlechtern. Das kann durch ein frühzeitiges Eingreifen mit Sicherheit verhindert werden“, hatten sie in ihrem Anschreiben formuliert.

Stark renovierungsbedürftig

In Sachen der beiden Gebäude Mühlengraben 2 und 4 sei das Ziel, so Dr. Petra Beckers, einen Mieter oder Pächter zu finden, mit dem gemeinsam ein Konzept für eine Nutzung erarbeitet werde, um dann die damit verbundenen Umbaumaßnahmen und Instandsetzungen des stark renovierungsbedürftigen Gebäudes zu realisieren.