Essen-Werden. Staffelübergabe: Das Christliche Hospiz Essen-Werden hat eine neue Geschäftsführung – zwei Frauen. Vor dieser Herausforderung steht das Duo.

Das Christliche Hospiz Essen-Werden hat eine neue Geschäftsführung. Zwölf Jahre lang war Franz K. Löhr ein prägendes Gesicht des Hauses an der Dudenstraße. Nun gibt der 83-Jährige die ehrenamtliche Geschäftsführung in deutlich jüngere Hände. Es übernehmen die 39-jährige Dr. Cornelia Sack, Geschäftsführerin im benachbarten St. Josef Krankenhaus, und die 54-jährige Katharina Awwad, dort im Medizincontrolling tätig. Das Duo wird sich um eine drängende Frage kümmern müssen – eine mögliche Erweiterung. Die Nachfrage übersteigt die Zahl der Bitten um Aufnahme bei weitem.

Die letzte Phase des Lebens im Hospiz begleiten

Seit dem 29. Oktober 1996 gehört Franz Löhr der von Adelheid Kröger und Dorle Streffer begründeten Hospizbewegung an. Immer habe er Verantwortung getragen, etwa als Schatzmeister des Fördervereins. Unzählige Gespräche hätten ergeben, dass neben der Arbeit der ambulanten Gruppe auch eine stationäre Versorgung Schwerstkranker und Sterbender nötig sei: „Dorle Streffer war beseelt vom Gedanken der Hospizbewegung. Ich war froh, dass ich da behilflich sein konnte.“

Staffelübergabe (v.l.): Franz K. Löhr mit seinen Nachfolgerinnen Katharina Awwad und Dr. Cornelia Sack.
Staffelübergabe (v.l.): Franz K. Löhr mit seinen Nachfolgerinnen Katharina Awwad und Dr. Cornelia Sack. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Löhrs Personalunion von Schatzmeister des Fördervereins und Geschäftsführer des Hospizes sei sicher ungewöhnlich, aber zunächst durchaus effektiv gewesen, meint die Vereinsvorsitzende Hedwig Reinhard: „Gerade in der Anfangsphase war es gut, dass dort eine kleine Gruppe für die Sache kämpfte. Wir haben den Wechsel zum Anlass genommen, die Aufgaben nun auf mehrere Schultern zu verteilen.“

Die Christliche Hospiz Essen-Werden trägt den Namen der Gründerin: Dorle Streffer.
Die Christliche Hospiz Essen-Werden trägt den Namen der Gründerin: Dorle Streffer. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Im Mai 2011 konnte im ehemaligen Kloster des von Maria Theresia Haze gegründeten Ordens „Töchter des Heiligen Kreuzes“ ein stationäres Hospiz eröffnet werden. Von vielen bis dahin gängigen Praktiken sei man abgewichen, so Löhr. Hier gebe es zum Beispiel Sauerstoff auf den Zimmern: „Viele Gäste brauchen diese Unterstützung, damit sie nicht Atemnot und Ängste ausstehen müssen.“ Sterbenden Menschen werde die letzte Phase ihres Lebens so gut es gehe lebenswert gestaltet: „Hier geht es nicht mehr darum, gesund zu werden.“

Unterstützung ist ein persönliches Anliegen

Ihren Einsatz fürs Hospiz erklärt Cornelia Sack, die von der Gesellschafterversammlung bestellt wurde, so: „Beim größten Anteilseigner liegt ohnehin eine große Verantwortung. Ich persönlich halte seit Jahren engen Kontakt zum Hospiz und habe diese Aufgabe gerne übernommen. Da schließt sich ein Kreis.“ Ihr zu Seite stellt sich Katharina Awwad, die seit 1994 in den Werdener Krankenhäusern arbeitet, zunächst im Evangelischen, jetzt im Katholischen.

Die Gesellschafterversammlung

Das St. Josef Krankenhaus Essen-Werden hält mehrheitlich 51 Prozent an der gemeinnützigen GmbH „Christliches Hospiz Essen-Werden“. Zu 40 Prozent sind die Kliniken Essen-Mitte beteiligt, zu zwei Prozent der Evangelische Kirchenkreis.

Die ursprünglich zwei Prozent der Beteiligungsgesellschaft des Bistums Essen sind mittlerweile vom „Verein zur Förderung der ökumenischen Hospizgruppe Werden“ übernommen worden, der nun sieben Prozent hält. Dessen Vorsitzende Hedwig Reinhard steht auch der Gesellschafterversammlung vor.

Cornelia Sack lächelt: „Wir beide sind hauptamtlich durchaus gut ausgelastet. Aber es ist uns ein persönliches Anliegen, das Hospiz zu unterstützen. Es ist wichtig, dass es eine kaufmännische Führung gibt.“ Schließlich gebe es wirtschaftliche Zwänge, so seien Bedarfssätze mit den Kassen zu verhandeln.

Bitten um Aufnahme in Hospiz ist ungebrochen

Franz K. Löhr betont, dass die Zahl der Bitten um Aufnahme im Haus leider die Möglichkeiten bei Weitem übersteige. Hedwig Reinhard ergänzt, selbst nach der Eröffnung des nahe gelegenen Hospizes in Velbert habe man keinen Rückgang beobachten können: „Die Nachfrage ist weiterhin so groß, dass jedes neue Hospiz nur ein Tropfen auf den heißen Stein bedeutet.“ So stelle sich immer die Frage eventueller Erweiterungsmöglichkeiten.

Wie sieht die Zukunft des Werdener Hospizes aus, das auch den Namen Dorle-Streffer-Haus trägt? Cornelia Sack bittet um Verständnis: „Wir sind erst seit dem 9. März im Amt und können noch keine Meilensteinprojekte vorweisen. Aber wir haben uns schon eingearbeitet und können sagen, dass Herr Löhr wirtschaftlich alles im Griff hatte.“ Dieser will seine Expertise gern weiter zur Verfügung stellen: „Ich darf hier noch ein bisschen mitmischen. Vielleicht gelingt es, den einen oder anderen Gedanken anzustoßen.“