Essen-Rüttenscheid. Die Initiative gegen den Schulersatzbau an der Rosastraße hat einen Brandbrief an OB Kufen geschrieben. Die Vorarbeiten haben derweil begonnen.
Die vorbereitenden Arbeiten für den geplanten Bau des Schulersatzgebäudes an der Rosastraße/Von-Einem-Straße sind gestartet. Auf Anfrage bestätigte Stadtsprecher Patrick Betthaus, dass am Rosenmontag (20.2.) Bäume gefällt wurden. Am Mittwoch (22.2.) fanden demnach zusätzliche Rückschnittarbeiten statt. „Diese Arbeiten mussten aufgrund der gesetzlichen Schonzeit für Gehölzschnitte, die ab 1. März und bis 30. September gilt, jetzt durchgeführt werden“, so Betthaus. Die weiteren Vorarbeiten für das geplante Interim sollen laut Betthaus im Juli beginnen.
Währenddessen zeigen sich die Mitglieder der Initiative, die sich für den Erhalt der Grünfläche an der Rosastraße einsetzt, enttäuscht von Politik und Verwaltung. Die Stadt plant, an der Rosastraße/Von-Einem-Straße einen Modulbau aus Holz zu errichten, um die Schülerinnen und Schüler von Andreasschule und Sternschule unterzubringen, während ihre Schulgebäude saniert und erweitert werden. Danach kann der Bau als Ersatzgebäude für weitere Bauarbeiten an Schulen in der Umgebung dienen.
Anwohnerinnen und Anwohner starteten eine Petition gegen den Bau und forderten die Verwaltung auf, Alternativen zu finden, damit die Grünfläche nicht versiegelt werden muss. Aus ihrer Sicht ist sie der letzte grüne Fleck in der Umgebung, der den bisweilen sehr heißen Sommer in der Stadt noch erträglich macht.
1700 Unterschriften für Erhalt der Grünfläche in Essen-Rüttenscheid
Zuletzt hatten die Protestlerinnen und Protestler einen Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Kufen geschickt, in dem sie die Pläne der Stadt noch einmal scharf kritisierten. Unter anderem warfen sie der Verwaltung vor, sich bei der Planung des Gebäudes auf einen veralteten Bebauungsplan aus dem Jahr 1963 zu beziehen, der Umweltaspekte unzureichend berücksichtige. Außerdem kritisierten sie mangelnde Beteiligung der Öffentlichkeit und fehlende Transparenz. So stand das Thema erst auf der Tagesordnung der zuständigen Bezirksvertretung (BV) II, nachdem der Rat den Bau des Schulinterims im August 2021 schon beschlossen hatte.
Rund 1700 Unterschriften haben die Anwohnerinnen und Anwohner mittlerweile digital und analog gesammelt. Ihre Unterschriftenliste übergaben sie am Dienstag, 14. Februar, im Rathaus an OB Kufen. Anschließend beschäftigte sich der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden mit dem Thema. In einer schriftlichen Stellungnahme äußerte sich die Verwaltung noch einmal zu den Plänen.
Stadt Essen: Schaffung von Schulraum als priorisierte Aufgabe
„Die Schaffung von Schulraum gehört zu den priorisierten Aufgaben der Stadt Essen in den kommenden Jahren“, heißt es dort. Laut Schulentwicklungsplan seien insgesamt 62 Erweiterungen im Bestand, 17 Neubauten und sechs Umbauten an den Berufskollegs erforderlich. Der Schulraumbedarf reiche weder in den Grundschulen noch in den weiterführenden Schulen aus, um allen Schülerinnen und Schülern einen wohnortnahen Schulplatz anbieten zu können.
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„In einem ersten Schritt werden die Andreasschule und die Sternschule erweitert. Arbeiten im Bestand werden erforderlich“, erklärt die Verwaltung. Den Kindern der beiden Grundschulen und dem Lehr- und Verwaltungspersonal sei nicht zuzumuten, „zwischen all dem Lärm und Baustellendreck einen hochwertigen Bildungsunterricht anzubieten“. Aus diesem Grund sei ein Schulinterim vorrangig für diese beiden Grundschulen erforderlich.
Rüttenscheider Andreasschule soll 2025 fertig umgebaut sein
Mit der Fertigstellung der Sanierungen sollen die Sternschule und Andreasschule laut Stadt an ihren jeweiligen Hauptstandort zurückkehren. „Stand heute zieht die Andreasschule als letzte der beiden Schulen im Sommer 2025 zurück“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Das Schulinterim hat allerdings eine Nutzungsgenehmigung für zehn Jahre, das heißt, es müsste nicht sofort zurückgebaut werden. Eine Entscheidung über die Folgenutzung lasse sich aktuell nicht seriös vorhersehen, so die Verwaltung weiter. Diese falle zu einem späteren Zeitpunkt, je nachdem, wie sich der Bedarf entwickele.
Schuldezernent Muchtar Al-Ghusain hat außerdem zu den von der Initiative vorgeschlagenen Alternativstandorten – darunter zum Beispiel eine Containerlösung an der Andreasschule und die Nutzung von leerstehenden Räumlichkeiten der Bertha-Von-Suttner-Realschule – Stellung genommen und erklärt, warum diese seinem Fachbereich jeweils nicht geeignet erscheinen.
Die Verwaltung betont in ihrer Stellungnahme, dass als Ausgleich für die wegfallende Grünfläche nicht nur Spielflächen für unterschiedliche Altersklassen neu geschaffen würden. Der Stadtteil bekomme auch Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten für junge Menschen sowie für Seniorinnen und Senioren. Die Ausgleichsflächen sollen neben dem Schulinterim, an der Ecke Rosastraße/Isenbergstraße und an der Bertha-Von-Suttner-Schule entstehen. Die Initiative kritisiert allerdings, dass als Ausgleich nur neue Spielflächen geschaffen würden, die Stadt aber keine Fläche entsiegele, um einen Ausgleich für die wegfallende Grünfläche zu schaffen.
Stadt Essen betont umweltfreundliche Bauweise des Schulersatzbaus
Schließlich erklärt die Stadt, dass das hölzerne Schul-Interim in besonders klimaschonender Bauweise errichtet werde. So werde das Gebäude zu 100 Prozent durch den Einsatz energieeffizienter Technik (Luftwärmepumpen mit Ökostrom als Primärenergie) beheizt. Holz sei ein nachwachsender Rohstoff mit einer positiven Co2-Bilanz, wobei nur das Holz aus heimischen Forsten verwendet werden solle. Holzmodulbauten seien sortenrein zerlegbar und können nach Abbau des Gebäudes wiederverwendet werden.
Nach der Sitzung des Beschwerdeausschusses zeigten sich die Mitglieder der Initiative enttäuscht. Ihre Argumente seien „vom Tisch gewischt, beziehungsweise in der großen Mehrheit weder angesprochen noch diskutiert“ worden, erklärten sie in einer Mitteilung. Es habe sich deutlich gezeigt, dass eine Debatte nicht erwünscht gewesen sei. Zurück bleibe das Gefühl, dass sich Politikerinnen und Politiker über die Bürgerinnen und Bürger erhöben und sie nicht ernst nähmen.