Essen. Die Bertha-von-Suttner-Realschule in Rüttenscheid hat seit Jahren niedrige Anmeldezahlen. „Dabei haben wir viel zu bieten“, sagt der Schulleiter.
Gerade mal zwei Ganztags-Realschulen gibt es im Stadtgebiet; eine liegt in Altenessen, die andere ist die „Bertha von Suttner“. Zentral gelegen am geografischen Mittelpunkt der Stadt, an der Karolinenstraße im dicht besiedelten Rüttenscheid, kämpft die Schule um die Verbesserung ihres Rufs.
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„Irgendwann geriet die Schule ins Fahrwasser eines Negativ-Images“, sagt Schulleiter Niels von der Heyde (56), der seit etwa viereinhalb Jahren im Amt ist. „Es ist eine Herkulesaufgabe, das zu ändern. Denn die gute Arbeit, die wir leisten, sieht man von außen nicht unbedingt.“
„Wir sind eine kleine Schule und wollen es bleiben“
In der Tat tragen eine etwas verwittert wirkende Fassade und wildes Graffiti an den Schulmauern nicht unbedingt dazu bei, der Schule zu einem guten Ansehen zu verhelfen. „Wir stehen für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit“, sagt von der Heyde. „Wir sind eine kleine Schule und wollen es auch bleiben. Kleinen Schulen gehört die Zukunft, denn sie ermöglichen Nähe, Verbindlichkeit und Bindung.“
Etwa 400 Kinder und Jugendliche gehen auf die „Bertha von Suttner“, und etwas mehr dürften es langfristig schon sein: Aus eigener Kraft kommt die Schule bei den jährlichen Anmeldungen selten über 30 bis 35 hinaus; die gesetzliche Mindestgröße für einen Fünfer-Jahrgang liegt aber bei etwas mehr als 50. Wenigstens zwei Klassen müssen gebildet werden können. „Zum Beginn eines Schuljahres hat der Eingangsjahrgang immer die erforderliche Zahl erreicht“, berichtet von der Heyde. Das liegt an Schülerinnen und Schülern, die im Nachhinein in Rüttenscheid angemeldet werden, weil sie an Gesamtschulen oder anderen Realschulen abgelehnt wurden.
Ein Drittel kann anschließend aufs Gymnasium gehen
Der Ganztag sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet kommen. Die Quote der Kinder und Jugendlichen mit ausländischem Hintergrund liegt vergleichsweise hoch bei etwa 75 Prozent. „Wir verstehen das nicht als Manko, sondern als Chance und Stärke“, betont der Schulleiter. Mit entsprechenden Eingangs-Diagnostiken und Förderprogrammen setzt man in den unteren Jahrgängen auf zusätzliche Deutsch-Förderung; Lernatelier und -büro helfen, weitere mögliche Defizite auszugleichen.
„Das Fach ,Lernen lernen’ wird allen fünften Klassen gegeben“, sagt von der Heyde. Viele Kinder müssten einige Grundfähigkeiten und -fertigkeiten noch etwas trainieren; doch am Ende steht ein Ergebnis, auf das die Schule mit einigem Recht stolz ist: „30 bis 35 Prozent der Absolventen erreichen die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe.“ Er verweist außerdem auf regelmäßige Teilnahme von Schülerinnen und Schülern am revierweiten Förderprogramm „Ruhrtalente“; demnächst beginnen noch so genannte „Kulturagenten“ ihre Arbeit und wollen neue Standards in kultureller Bildung setzen.
Niels von der Heyde – der seine eigene Schulzeit auf einer niedersächsischen Gesamtschule und sein gesamtes, bisheriges Berufsleben an verschiedenen Realschulen verbracht hat – versteht den Auftrag seiner Schule jenseits aller Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit auch als Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Ruhrgebiet: „Wir wirken wie alle Realschulen dem Fachkräftemangel entgegen, das wird leider oft übersehen.“
Turnhalle wird im Frühling neu eröffnet
Apropos „übersehen“: Weil die Schule auf ihrer Rückseite immer wieder von Graffiti-Sprayern heimgesucht wird, werden demnächst die frisch gestrichenen, blütenweißen Wände von einem Profi-Künstler gestaltet – mit Hilfe der Schülerinnen und Schüler. Der Förderverein schießt etwas Geld hinzu für das große Projekt; man sei noch auf der Suche nach weiteren Sponsoren, berichtet von der Heyde.
Grundsätzlich hofft man auf den nächsten Frühling: Dann wird nach dreieinhalb Jahren Sanierungszeit die Turnhalle endlich wieder eröffnet. „Für uns als Ganztags-Realschule ist die Turnhalle von besonderer Bedeutung“, sagt von der Heyde. Die derzeitige Lösung, die Kinder und Jugendlichen per Bus zum Sportunterricht in die Turnhalle der ehemaligen Gesamtschule Süd (Stadtwald) zu fahren, sei nicht sonderlich hilfreich, wenn es darum geht, den Schülerinnen und Schülern ein Betreuungsangebot am Nachmittag zu bieten, in dem sie sich auspowern können.
Denn für manche ist Kicker-, Beauty- oder Podcast-AG nach dem Unterricht zwar sicherlich interessant, aber handfester Fußball oder Basketball sind unersetzlich. Immerhin: Neben der neuen Turnhalle entsteht derzeit auch ein öffentlicher Basketball-Platz, den die Schule mitnutzen wird.
Tag der offenen Tür an der Bertha-von-Suttner-Realschule, Karolinenstraße, Rüttenscheid, Samstag, 26. November, 10 bis 13 Uhr.