Essen-Altenessen. In Altenessen gibt es Protest gegen die Rodung des Waldes am Loskamp. Welche anderen Kita-Standorte jetzt in der Diskussion sind.

Die Gegenwehr gegen die Rodung des Waldstücks am Loskamp für einen Kita-Neubau geht weiter: In Altenessen hat jetzt die Stadtteilgruppe der Grünen im Bezirk V zur Protestaktion aufgerufen. Die Grünen wollen erreichen, dass die Bäume stehen bleiben und die dringend benötigten Kita-Plätze an anderer Stelle geschaffen werden. „Es gibt mehrere bessere Möglichkeiten, als diesen Wald abzuholzen“, findet Walter Wandtke, Koordinator der Grünen-Stadtteilgruppe.

Die Diskussion um den Standort für den Kita-Neubau schwelt seit Monaten, auch mehrere Anwohnerinnen und Anwohner hatten gegen die Rodung protestiert. Die Arbeiten wurden bereits mehrfach verschoben. Ursprünglich hatten die Bäume schon im Herbst 2021 gefällt werden sollen, dann war die Rodung auf den Herbst 2022 verschoben worden, nun soll sie im Februar 2023 stattfinden. Grund für die Verzögerung war unter anderem, dass die Untere Naturschutzbehörde einbezogen werden musste.

Grüne wollen Waldrodung für Kita am Loskamp verhindern

Dass im Stadtteil dringend zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden müssen, darin sind sich die Parteien einig. Strittig hingegen ist weiterhin, ob es einen anderen geeigneten Standort gibt. Die Grundlage für das Bauvorhaben am Loskamp bildet ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1980. Mittlerweile sind auf dem Areal allerdings Bäume gewachsen. In Zeiten des Klimawandels sei jeder Quadratmeter Wald auf Essener Stadtgebiet erhaltenswert, finden die Initiatoren der Protestaktion.

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Wandtke etwa präferiert eine Kombination von Kita und Schule auf dem Gelände der Glückaufschule an der Bischoffstraße, um eine Rodung zu vermeiden und stattdessen Bauten auf anderen Flächen zu verdichten. „Den Wald sollte man in Ruhe lassen“, findet er. „Das Schulgelände ist groß genug.“ In einem entsprechenden Antrag, der auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) steht, fordern die Grünen die Essener Stadtverwaltung auf, diese Option zu prüfen. Das Kita-Gebäude solle so gestaltet werden, dass es später durch zusätzliche Geschosse für den Schulbetrieb erweiterbar ist.

Aus Sicht der Grünen wäre das ein Weg, um Klimaschutz und Ausbau der Kita-Plätze in Altenessen zu vereinen. Sie argumentieren in ihrem Antrag, dass vernetzte Grün- und Waldflächen angesichts des Klimawandels unbedingt erhalten und sogar noch gestärkt werden sollten. „Der Luftaustausch zwischen den Grünflächen im Bereich Nordfriedhof über das Gelände der Zeche Carl in Richtung des Zentrums von Altenessen ist zu fördern“, heißt es im Antrag. „Die Kaltluftabflüsse haben bereits heute eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit und somit eine geringe Eindringtiefe in die angrenzende Bebauung.“

Fertigstellung der neuen Kita in Altenessen ist für 2024 geplant

In den politischen Gremien waren in den vergangenen Monaten bereits alternative Standorte und auch eine Waldkita diskutiert worden. Die Verwaltung hat zuletzt für 17 Alternativ-Standorte und auch für die Waldkita begründet, warum diese nicht in Frage kommen. Darunter das Gelände der Zeche Carl (Bodenbelastung), der Kuhlhoffpark (gilt als öffentliche Grünfläche) und Grundstücke entlang der Altenessener Straße. Im Februar 2023 soll die Rodung der Fläche am Loskamp beginnen. Die Fertigstellung der Kita in Trägerschaft des Roten Kreuzes ist für Oktober 2024 anvisiert. 90 Kinder sollen dort betreut werden.

Die CDU sieht den zügigen Ausbau der Kita-Plätze im Stadtteil als oberste Priorität an und stellt sich daher nicht grundsätzlich gegen die Pläne für den Loskamp. Sie hat nun aber ebenfalls einen Antrag gestellt, der auf der Tagesordnung der BV steht. Er zielt nicht wie die Idee der Grünen auf das Schulgelände ab, sondern auf einen anderen Standort: den Bürgerpark an der Kuhlhoffstraße. Den hatte die Verwaltung zwar bereits ausgeschlossen, doch die CDU fordert, dort dennoch die rechtlichen Voraussetzungen für einen Kita-Neubau zu schaffen und zwar auf der Fläche, auf der sich einst die Gastronomie befand.

CDU beharrt auf Kuhlhoffpark als Option für einen Kita-Neubau

„Auch mittelfristig ist zu erwarten, dass der Bedarf an Kita-Plätzen nicht vollständig gedeckt sein wird“, so die Fraktionsvorsitzende Stefanie Kölking im von ihr unterzeichneten Antrag. „Es ist dagegen nicht zu erwarten, dass sich für die abgebrannte und völlig heruntergekommene Gastronomie am Eingang des Kuhlhoffparks je ein neuer Pächter finden wird, der dies an dem Standort wirtschaftlich betreiben kann.“

Aus Sicht der CDU-Fraktion benötige der Park dringend eine Belebung. „Der Standort wäre für eine Kita für Eltern und Kinder ideal“, heißt es weiter. „Räumlich könnten die bereits jetzt versiegelten Flächen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Durch das Neubauvorhaben zwischen der Heßlerstraße und der Kuhlhoffstraße wird der Kita-Bedarf gerade in diesem räumlichen Nahbereich ansteigen.“ Angesichts der Tatsache, dass auch am Loskamp im kommenden Jahr noch nicht gebaut werden soll, reiche die Zeit vielleicht noch aus, den Kuhlhoffpark als Alternative und nicht nur als künftigen Zusatzstandort ins Gespräch zu bringen.

Mit ihren Anträgen wollen die beiden Fraktionen, Grüne und CDU, die Debatte um den Kita-Neubau nun in jedem Fall noch einmal anfachen. Die nächste Sitzung der Bezirksvertretung V findet am Dienstag, 25. Oktober, ab 16 Uhr im großen Saal des Friedrich-Ebert-Seniorenzentrums, Schonnefeldstraße 86, statt. Der Nachweis eines negativen Corona-Schnelltests ist wegen des separaten Zugangs zum Sitzungsraum nicht erforderlich.