Essen-Rüttenscheid. Die Stadt will ein Ausweichquartier für Schulen in Essen-Rüttenscheid schaffen. Die Pläne weichen erheblich von bisherigen Konzepten ab.

Um- und Ausbau sowohl der Andreas- als auch der Sternschule gestalten sich aufwendiger als zunächst geplant. Daher sieht die Stadt die Notwendigkeit, ein Ausweichquartier schaffen zu müssen, allerdings eines mit Langzeitperspektive. Denn es stehen noch weitere Schulsanierungen an, bei denen Ersatzräume erforderlich werden. Das gesamte Projekt kostet eine Stange Geld, von rund elf Millionen Euro ist die Rede.

Grundschulen sind erheblich mit Schadstoffen belastet

Im Fall der zwei Rüttenscheider Grundschulen hat sich herausgestellt, dass die vorgesehene Erweiterung von zwei auf drei Züge mit hohem Aufwand verbunden ist. Im Zuge der Arbeiten an Decken und Wänden wurden Schadstoffuntersuchungen veranlasst. Die wiederum zeigten eine hohe PCB- und Asbestbelastung. Folglich steht an erheblicher Sanierungsbedarf an, wobei sich bei den weiteren Planungen abzeichnete, dass angesichts der räumlichen Enge eine Instandsetzung während des regulären Schulbetriebs nicht in Betracht kommt. In aller Deutlichkeit heißt es in der Vorlage der Verwaltung an politische Gremien, dass sich technische, wirtschaftliche und vor allem gesundheitliche Risiken ergeben würden, die nicht zu vertreten seien.

Was hat nun die Stadt vor? Sie will sechs Klassen der Andreas- und vier der Sternschule für ein Jahr auslagern, als Beginn ist der Sommer 2023 vorgesehen. Bis dahin soll nun ein Modulbau aus Holz errichtet werden, in dem der Unterricht stattfinden kann. Einen dreigeschossigen Trakt mit einem Stahlbetonfundament sieht das Konzept vor, der rund 1000 Quadratmeter Platz bietet. Im Erdgeschoss soll eine Mensa entstehen, ferner sind Verwaltung und Technikräume angedacht.

Geplanter Modulbau bringt zeitliche Vorteile mit sich

Absage an eine Container-Lösung

Bei den Überlegungen zu einem Ausweichstandort wurde auch eine Container-Lösung geprüft. Allerdings komme hier nur eine Nutzung von maximal zehn Jahren in Betracht, die aber in diesem Fall nicht ausreiche.

Das Grundstück an der Rosastraße / Von-Einem-Straße umfasst rund 4100 Quadratmeter, davon werden 2520 für den Bau benötigt. Um Ersatz bei den Spielplätzen zu schaffen, sollen unter anderem vom Gelände des Helmholtz-Gymnasiums rund 1600 Quadratmeter zur Verfügung gestellt werden.

Für den neuen Trakt soll Geld aus dem Förderprogramm „Gute Schule 2020“ fließen.

Um bei den Grundrissen möglichst flexibel bleiben zu können, sollen zusätzlich zur tragenden Holzkonstruktion Trennwände in Trockenbauweise eingebaut werden. Auf dem Dach will die Stadt eine Photovoltaikanlage installieren und für Begrünung sorgen. Die Verwaltung sieht zwei deutliche Pluspunkte: Das Gebäude biete hohen Wärmestandard und schaffe Voraussetzungen für eine effektive Gebäudetechnik. Ein weiterer Vorteil sei die Zeitschiene: Im Vergleich zu herkömmlicher Bauweise mit 18 bis 20 Monaten seien nur zehn bis zwölf Monate notwendig, denn wichtige Bauteile können schon vorher hergestellt werden, um sie dann zu verwenden.

So sollen Flur und Treppenaufgang in dem Schulstandort aussehen.
So sollen Flur und Treppenaufgang in dem Schulstandort aussehen. © Michael Lemke

Mit dem Material Holz wolle man dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung tragen. Jedoch sollen angesichts der Preisentwicklungen auf den Baustoffmärkten „zum Zeitpunkt der Ausschreibung“ noch die Kosten von Alternativen geprüft werden.

Als Standort schlägt die Verwaltung den Spielplatz an der Ecke Rosastraße/Von-Einem-Straße vor. Für das Gelände sprechen gleich mehrere Aspekte: Es sei fußläufig in fünf Minuten von der Sternschule (ca. 500 Meter) und in drei Minuten von der Andreasschule (ca. 300 Meter) zu erreichen. Darüber hinaus gehört das Grundstück der Stadt, sie kann direkt darüber verfügen und im Bebauungsplan ist das Areal ohnehin als Schulfläche ausgewiesen.

Nahegelegenen Ersatz schaffen für wegfallende Spielplatzflächen

Da nun aber Spielplatzfläche wegfällt und das in einem Stadtteil, der ohnehin nachgewiesenermaßen deutlich zu wenig an solchen Angeboten hat, soll Ersatz geschaffen werden. Vorgesehen ist nach jetzigem Stand einen Teil des Schulhofes des Helmholtz-Gymnasiums entsprechend umzuwandeln, zudem soll Grün und Gruga noch weitere Bereiche zur Verfügung stellen. Genaue Standorte werden in der Vorlage aber noch nicht genannt. Insgesamt sollen am Ende rund 100 Quadratmeter mehr Spielfläche als jetzt vorhanden sein.

Eine solche großzügige Lösung für ein Ausweichquartier geschieht nach Aussage der Stadt vor allem mit Blick auf weitere Bauvorhaben. In absehbarer Zeit stehen danach allein acht solcher Vorhaben an, betroffen sind das Helmholtz-Gymnasium, das Maria-Wächtler-Gymnasium, das Sport- und Tanzinternat, die Schule Am Lönsberg, die Gesamtschule Holsterhausen, die Ruhrlandschule, die Albert-Einstein-Realschule und ferner auch das Bürgerzentrum Villa Rü. Der geplante Modulbau biete dann ausreichend Möglichkeiten, um Klassen oder Gruppen vorübergehend auszulagern.

Guntmar Kipphardt, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, -planung und Bauen, sieht den Bedarf für den Bau gegeben. Und nicht nur das. Nach seiner Ansicht handele es sich auch um ein wirtschaftlich sinnvolles Projekt, denn es könne auch für weitere Umbauvorhaben genutzt werden, von denen einige bevorstünden.