Essen. Ein Kinofest fürs Ruhrgebiet: In Essen geht 2023 das „Snowdance Film Festival“ an den Start. Sein Macher Tom Bohn bringt prominente Gäste mit.
Essen bekommt ein eigenes Kinofestival. Am 28. Januar 2023 geht das „Snowdance Independent Film Festival“ erstmals im Ruhrgebiet an den Start. Das Festival, das in den vergangenen Jahren in Landsberg am Lech über die Bühne gegangen ist, feiert dabei schon sein zehnjähriges Jubiläum. Weil es in der beschaulichen bayerischen Kreisstadt allerdings zu eng geworden ist für das internationale Treffen der unabhängigen Filmemacher, ist der Regisseur und Festivalleiter Tom Bohn mit seinem „Snowdance“-Mannschaft nun ins Ruhrgebiet gezogen. Erwartet werden vom 28. Januar bis 5. Februar Filmemacher und Schauspielerinnen und Schauspieler aus Europa und Übersee.
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Mittlerweile stehen auch schon die Namen der ersten prominenten Festival-Gäste fest. So wird Schauspieler Harald Krassnitzer zum Start nach Essen kommen und am 28. Januar den österreichischen Thriller „Taktik“ von Marion Mitterhammer und Hans-Günther Bücking vorstellen. Neben Krassnitzer, dem erfahrenen „Tatort“-Kommissar, sind Simon Hatzl und Marion Mitterhammer live in Essen und auf der großen Kinoleinwand zu erleben.
Schocker aus dem Hochsicherheitsgefängnis: Der österreichische Thriller „Taktik“ verspricht Spannung
„Taktik“ steht beispielhaft für das Profil des neuen Ruhrgebietsfestivals. Der Film wurde unabhängig produziert, also ohne die Gelder von öffentlichen Fernsehsendern oder großen Filmstudios, ist aber hochprofessionell gemacht und prominent besetzt. Erzählt wird von einem Polizisten und noch unerfahrenen Profiler, der plötzlich zu einem Einsatz ins Hochsicherheitsgefängnis der österreichischen Stadt Graz gerufen wird, wo Schwerverbrecher drei Frauen in ihre Gewalt gebracht haben. Basierend auf einer wahren Geschichte, so die Ankündigung der Festivalveranstalter, entwickele sich dieser independentproduzierte Kinofilm zu einem spannenden, manchmal aber auch skurrilen Schocker.
Das Publikum kann sich beim ersten Essener Snowdance Filmfestival auf viele solcher besonderen Produktionen freuen, denn die Resonanz ist groß: Knapp 400 Filmemacher aus über 40 Ländern haben sich mit ihren aktuellen Werken in Essen beworben und damit schon jetzt für einen neuen Einreichrekord in der Geschichte des Festivals gesorgt. Die Vorjury um Festivalchef Tom Bohn hatte es nach eigenen Angaben denkbar schwer, aus den Bewerbungen die 20 Lang- und 35 Kurzfilme des Festivals auszusuchen.
Das komplette Programm soll bereits nach Weihnachten online vorgestellt werden. Die gedruckte Fassung liegt ab dem 10. Januar an ausgewählten Plätzen der Stadt Essen und in den Kinos der Essener Filmkunsttheater aus. Ausgerichtet wird das Festival, das bis zum 5. Februar läuft, in den Innenstadt-Kinos Lichtburg/Sabu sowie im frisch renovierten Astra-Theater mit dem kleinen Luna-Kino. Alle Spielstätten sind damit fußläufig zu erreichen und sollen für das besondere Flair des Indie-Festivals sorgen, das nicht auf Chichi und Rote Teppiche setzt, sondern auf Austausch und Begegnung von Publikum und Filmemachern. Dafür gibt es auch ein großes Rahmenprogramm mit Workshops, Diskussionen und einem bundesweiten Schauspielwettbewerb im Grillo-Theater.
Das komplette Festivalprogramm wird nach Weihnachten bekannt gegeben
„Wir wollen mit Snowdance dazu beitragen, dass sich die Filmlandschaft im Ruhrgebiet kreativ weiterentwickelt“, hat Tom Bohn versprochen. Der gebürtige Wuppertaler hat das Independent Film Festival 2014 zusammen mit Schauspieler Heiner Lauterbach gegründet. Es versteht sich mittlerweile als das wichtigste deutsche Festival für unabhängige, frei denkende Filmemacher. Finanziert wird das internationale Kinotreffen dabei vornehmlich durch Eintrittsgelder und Sponsorenmittel. Auch die FUNKE Mediengruppe gehört zu den Unterstützern des neuen Essener Kinofestivals. Unter anderem lobt das Festival in Zusammenarbeit mit dieser Zeitung einen eigenen Ruhr-Film-Award aus.
Rückendeckung gibt es auch von der Stadt Essen. Mit jeweils 10.000 Euro will sich das Essener Kulturamt zunächst in den kommenden drei Jahren engagieren. Mit dem Geld werden drei Hauptpreise des Festivals ausgelobt. Grundziel der Förderung sei, so Kulturamtsleiterin Anja Herzberg, das Thema Filmkunst weiter zu stärken. „Wir versprechen uns große Strahlkraft über Essen hinaus“, hofft Herzberg.
Das „Snowdance“-Festival soll für große Strahlkraft sorgen
Immerhin verfügt man mit der Lichtburg über den größten und zweifellos schönsten Kinosaal der Republik. Dazu über eine ganze Reihe von Filmkunsttheatern mit Charme und Geschichte. Dank Kinochefin Marianne Menze und ihrem Mann, dem 2020 verstorbenen Kinobetreiber Hans-Peter Hüster, hat die Filmkunst in Essen überdies seit vielen Jahren einen besonderen Stellenwert. Dass ein Kinofestival wie das Snowdance nach Essen gehört, versteht sich deshalb für den Regisseur und Festival-Chef Tom Bohn. „Wir haben zusammen das Ziel, Snowdance zu einem der größten und interessantesten Filmfestivals in Deutschland zu machen.“