Essen. Die geplante Heroin-Ambulanz am Hauptbahnhof Essen ist umstritten. Die Stadt müsse keine Auswärtigen betreuen, so die Drogenberatung Bella Donna.
Die Drogenberatungsstelle Bella Donna, die sich ausschließlich an Frauen richtet, verfolgt die Diskussion um die geplante Diamorphin-Ambulanz in Essen. Wie berichtet, will der Düsseldorfer Mediziner Dr. Christian Plattner mit einer Essener Kollegin im ersten Quartal 2023 nahe des Hauptbahnhofs eine Praxis eröffnen, in der schwer suchtkranke Menschen reines Heroin (Diamorphin) auf Rezept erhalten können. Täglich sollen dort 100 bis 150 Patienten versorgt werden – die Größenordnung ruft Kritiker auf den Plan.
So schätzt die Suchthilfe-Geschäftsführerin Bärbel Marrziniak die Zielgruppe in Essen auf „30 bis 40, maximal 50“ Patienten. Für sie plane man ein Angebot in den eigenen Räumen an der Hoffnungstraße. Die Stadtspitze unterstützt das Angebot des lokalen Trägers: Plattners Praxis ziehe nur Drogenabhängige aus anderen Städten an.
Warum sollte sich Essen zum Einfallstor für Süchtige von auswärts machen?
„Es ist nicht Aufgabe der Stadt Essen, ein Angebot für Oberhausen oder Mülheim vorzuhalten“, pflichtet Bella-Donna-Leiterin Nicole Gutsch bei. Unter ihren Klientinnen gebe es nur wenige Heroinabhängige, die meisten konsumierten Cannabis, Speed oder Kokain. „Wir haben nur eine Handvoll Frauen, die für eine Diamorphin-Abgabe infrage kämen.“ Bella Donna sei eben eine kleinere Einrichtung als die Suchthilfe. „Wir befürworten aber ein breiteres Angebot für Schwerstabhängige, die jahrzehntelang Heroin konsumieren.“
Eine Diamorphin-Abgabe sei an hohe Auflagen gebunden und könne nur ab einer bestimmten Zahl an Patienten effektiv arbeiten. Das könne Plattner wohl leisten. „Ich verstehe jedoch, wenn die Stadt kein Einfallstor für eine Abhängigen-Szene bieten möchte. Auch wenn Menschen aus kleineren Städten die Hilfe ebenso benötigen.“
Geplante Heroin-Ambulanz hat Bewegung in die Pläne der Suchthilfe gebracht
Das Angebot der Suchthilfe gehöre dagegen zur Daseinsvorsorge der Stadt, dort sei eine Diamorphin-Ambulanz gut aufgehoben. „Die Suchthilfe hat die Strukturen, um alles unter einem Dach anbieten zu können. Warum sollte 500 Meter weiter ein Paralleluniversum entstehen?“
Einen kritischen Hinweis gibt Nicole Gutsch allerdings schon: Die Suchthilfe und die Verantwortlichen vor Ort hätten seit langem von einer Diamorphin- Ambulanz gesprochen, ohne dass etwas geschehen sei: „Die Absicht von Herrn Plattner hat da jetzt Bewegung reingebracht.“