Essen. Die Gegend um den Essener Hauptbahnhof hat schon jetzt genug Probleme. Es wäre fatal, käme noch eine Heroin-Ambulanz dazu. Was zu tun ist.

Das Umfeld des Hauptbahnhofs wird von vielen Bürgern gemieden, und dafür gibt es leider oft gute Gründe. Umso wichtiger, dass die Stadt und einige Investoren sich vom schlechten Image nicht unterkriegen lassen und zum Beispiel im ehemaligen Kaufhof-Gebäude einen Neuanfang wagen. In diese durchaus hoffnungsvolle Situation platzen nun die Pläne des Drogenhilfe-Multiunternehmers Dr. Plattner mit ihren absehbaren Folgen. Sie sind so ziemlich das Letzte, was die Innenstadt braucht. Es droht, hinten wieder eingerissen zu werden, was vorne gerade im Aufbau ist. Das kann nicht sinnvoll sein.

Der OB hat es zu Recht betont: Es geht nicht darum, schwer abhängige Menschen kühl ihrem Elend zu überlassen. Die Gabe von Ersatzstoffen ist ein erprobter und gangbarer Weg, um ein halbwegs menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.

Worum es aber gehen muss, ist die verdächtig üppige Dimension, die Plattner in Essen plant. Man kann ja verstehen, dass der Arzt schon aus finanziellen Gründen eine Großpraxis realisieren will, doch würde Essen so zu einem Anziehungspunkt für Suchtkranke der ganzen Region. Und schließlich muss es um den Standort selbst gehen, der grundfalsch ist.

Ansiedlungs-Interessen eines Arztes können nicht über allem anderen stehen

Wenn zu all den anderen Problemen, die die Hauptbahnhofsgegend schon hat, noch die eines Aufenthaltsorts für eine dreistellige Zahl von Drogenkranken kommt, läuft das den Entwicklungszielen der Stadt komplett zuwider. Sicher, eine Heroin-Ambulanz muss gut erreichbar sein, aber sie muss nicht zwingend an diese Stelle, so wie die städtische Suchthilfe sich ja ebenfalls nicht mitten in der Innenstadt befindet, sondern an ihrem Rand. Es wäre fatal, wenn nur die Ansiedlungs-Interessen eines Arztes zählen, die Folgen aber auf die Allgemeinheit abgewälzt würden.

Entscheiden kann die Stadt darüber nicht, doch sollten die Entscheidungsträger in Verbänden und Genehmigungsbehörden für nachvollziehbare Argumente erreichbar sein. Wenn nicht, müssen OB und Verwaltungsvorstand in dieser Sache mit harten politischen und notfalls auch juristischen Bandagen kämpfen, um Schaden von der Stadt abzuwenden.