Essen. Eine private Heroin-Ambulanz ist am Hbf Essen geplant. Die Suchthilfe will eine eigene eröffnen. Wie deren Geschäftsführerin auf Kritik reagiert.
Eine eigene Heroin-Ambulanz will die Essener Suchthilfe im kommenden Jahr eröffnen. Wann genau, ist noch unklar. Das hänge auch von äußeren Einflüssen wie Lieferschwierigkeiten ab, so Geschäftsführerin Bärbel Marrziniak. Schließlich müssten in den Räumlichkeiten in der Hoffnungstraße unter anderem Dinge wie Panzerglas und vergitterte Fenster geliefert und installiert werden – die zumindest zum Teil bereits vorhanden seien. Bei der Bezirksregierung sei jedenfalls ein Antrag gestellt: „Wir haben ein rundes Konzept“, ist Marrziniak von ihren Plänen überzeugt.
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Geht es nach ihr, brauche es in Essen keine private Diamorphin-Ambulanz, wie sie der Düsseldorfer Mediziner Dr. Christian Plattner zusammen mit einer Essener Kollegin am Hauptbahnhof plant; und laut eigener Aussage im ersten Quartal 2023 eröffnen möchte, um suchtkranken Menschen dort reines Heroin (also Diamorphin) auf Rezept verabreichen zu können. Täglich sollen dort 100 bis 150 Patienten versorgt werden können, auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern.
Suchthilfe sieht geringen Diamorphin-Bedarf in Essen
Im Vergleich dazu sollen in den Räumlichkeiten der Suchthilfe in der Hoffnungstraße deutlich weniger Menschen behandelt werden. Wie auch die Stadtverwaltung geht Bärbel Marrziniak von einer deutlich geringeren Nachfrage aus.
„In Frage kommt nur eine ganz, ganz kleine Gruppe“, sagt sie. Das seien heroinabhängige Menschen, die beispielsweise eine Methadon-Unverträglichkeit hätten. Die Suchthilfe-Geschäftsführerin schätzt den Bedarf in Essen auf „30 bis 40, maximal 50“ Patienten – sie spricht bei der Diamorphin-Behandlung von dem „letzten möglichen Mittel“.
Suchthilfe: Heroin-Ambulanz soll nur für Essenerinnen und Essener zuständig sein
Und dieses soll in der Hoffnungstraße nur für Essenerinnen und Essener verfügbar sein. „Wir gucken nur auf Essen“, sagt die Suchthilfe-Geschäftsführerin. Bedeutet: Das Konzept der Einrichtung sieht ausdrücklich nicht vor, dass Suchtkranke aus anderen Städten mitversorgt werden.
Die Partei „Volt“ hatte kürzlich in einer Mitteilung Oberbürgermeister Thomas Kufen deutlich kritisiert. Es sei eine „Farce“, dass der OB sagt, dass Essen in Bezug auf eine Diamorphin-Praxis keinen überregionalen Versorgungsauftrag habe. „Volt Essen fordert die Stadt auf, den Bedarf in der Stadt und auch im regionalen Umfeld gezielt festzustellen und mit den umliegenden Städten ein Gesamtkonzept auszuarbeiten, das allen Menschen der Metropole Ruhr die Chance bietet, aus der Erkrankung und den begleitenden sozialen Missständen in ein geregeltes Leben zurückzufinden.“
Wie sieht man das bei der Suchthilfe? Wäre ein gemeinsames Vorgehen der Ruhrgebietsstädte nicht gut? „Es ist eine Idee“, sagt Bärbel Marrziniak nüchtern. In ihrer Stimme schwingt mit, dass sie von solch einem Gesamtkonzept nicht viel hält. „Wir sind nicht darauf ausgelegt, Oberhausener oder Mülheimer zu versorgen“, sagt sie. Wie Ordnungsdezernent Christian Kromberg und Gesundheitsdezernent Peter Renzel ist sie der Meinung, dass dadurch der öffentliche Raum überfordert werde.
Und wie reagiert sie auf die Kritik der Parteien „Volt“ und „Die Linke“ daran, dass man in Essen erst jetzt eine eigene Heroin-Ambulanz einrichten will? Marrziniak verweist an dieser Stelle auf erste Pläne im Jahr 2015, die in einem Gespräch mit der Stadtverwaltung 2019 konkreter geworden seien. „Und dann kam Corona“, sagt die Suchthilfe-Geschäftsführerin. Heißt: Die Planungen wurden erst einmal auf Eis gelegt. „2022 wurde das Projekt dann weitergeführt“, so Marrziniak.
Warum ist man denn trotz Anfragen von Christian Plattner nicht in Gespräche mit dem Düsseldorfer Mediziner gegangen? „Wir haben keinen Anlass für einen Austausch“, sagt Bärbel Marrziniak deutlich. Die Suchthilfe will das Projekt alleine und in den bestehenden Strukturen realisieren.