Essen-Kettwig. Das Stadtarchiv Essen hat eine Kooperationsvereinbarung mit dem Heimat- und Verkehrsverein Kettwig geschlossen. Warum das wichtig ist.
Beschlossene Sache war es schon vor einigen Monaten, nun folgte am Nikolaustag der offizielle Akt mit der Unterzeichnung: Das Stadtarchiv Essen kooperiert mit dem Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Kettwig, wenn es um Belange des im Kettwiger Rathaus untergebrachten Heimatmuseums geht.
Damit verbunden ist zunächst die Übernahme der Raumkosten für den Verein. Ferner stehen die Mitarbeitenden des Stadtarchivs den Vereinsmitgliedern künftig beratend zur Seite. So, wie es bereits bei den Vereinsarchiven in den Stadtteilen Kray und Steele der Fall ist.
Übernahme der Mietkosten für die Räume im Rathaus
Der Kulturausschuss der Stadt Essen hatte 2019 den Beschluss gefasst, derartige Kooperationsvereinbarungen mit Geschichtsvereinen in den Stadtteilen zu schließen, „um eine Standard- und Qualitätsverbesserung der Zusammenarbeit zu erreichen“. So sollen verbindliche Vorgaben im Umgang mit Archivalien, Verwahrung und Besitz garantiert werden. Für Dr. Claudia Kauertz, Institutsleiterin im Haus der Essener Geschichte (Stadtarchiv), eine nicht ganz unwichtige Sache, „denn es geht darum, die Überlieferung historischen Materials aus der Essener Geschichte und seiner Eingemeindungen zu sichern“.
Und im Kettwiger Heimatmuseum gibt es eine ganze Menge Material, wovon sich Claudia Kauertz und zwei Mitarbeitende bei ihrem Besuch in der dritten Etage des Rathauses überzeugen konnten: Urkunden, kleine und große Exponate, die Kettwiger Stadtgeschichte ausmachen, wie Wappen, Fahnen, Fotos, Exponate aus den Bereichen Druck und Textilgeschichte, Kohle- und Erzbergbau sowie Eisenbahngeschichte. Präsentiert (und geforscht) wird auf insgesamt rund 190 Quadratmetern.
HVV-Vorsitzender Martin Kryl erläutert: „Durch den Verschmelzungsvertrag mit den Museums- und Geschichtsfreunden, der im September von beiden Vereinen beschlossen wurde, hat sich der HVV um einen Ausschuss erweitert – und eben um das Heimatmuseum. Das freut uns natürlich.“ Wichtige Voraussetzung für die Fusion sei allerdings auch die Übernahme der Miete in der städtischen Immobilie gewesen. Denn 1198 Euro monatlich sind für den Heimat- und Verkehrsverein nicht mal eben über die Mitgliedsbeiträge zu stemmen.
Das sieht der Kulturausschuss ebenso. „Essener Geschichtsvereine leisten mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Erfassung der Essener Geschichte. Die Vereine übernehmen einen wichtigen Teil der öffentlichen Aufgaben im Bereich der kulturellen Grundversorgung und tragen zum kulturellen Angebot der Stadt bei. Die Arbeit erfolgt ehrenamtlich und die Vereine erzielen keine Einnahmen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage zur Begründung der Kostenübernahme.
Archivbestand noch besser bewahren und aufbereiten
Für Helmut Wißler als Verantwortlichen des Ausschusses Heimatmuseum, sowie seine Museumsmitstreiter Armin Rahmann und Herbert Münker, die in der Vergangenheit bereits Kontakte zum Team im Haus der Geschichte geknüpft hatten, geht nun die Forschungsarbeit weiter. Mit einem Unterschied: Das Stadtarchiv kann und soll Empfehlungen geben, wie der Archivbestand noch besser bewahrt und aufbereitet werden kann.
Öffnungszeiten
Das Heimatmuseum im Rathaus Kettwig, 3. Etage, Bürgermeister-Fiedler-Platz 1, ist donnerstags von 17 bis 19 Uhr für Besucher geöffnet.
Die Räume wurden in der Corona-Pause umstrukturiert, der Bestand umgekrempelt und neu geordnet.
Ausgestellt werden unter anderem Werkzeuge, Tuche, Bücher und Landkarten des Ruhrtals sowie ortsgeschichtlich wichtige Exponate.
„Wir haben ein Problem mit den Vorhängen. Welches sind die richtigen, um vor UV-Licht zu schützen?“ Diese Frage beschäftigt Herbert Münker. Claudia Kauertz und Restauratorin Barbara Pohl geben beim Ortstermin am Nikolaustag einige Hinweise. „Da haben wir endlich was in der Hand, womit wir unseren Förderantrag für die Bezirksvertretung untermauern können“, freut sich Münker und setzt lachend hinzu: „Eigentlich wollte ich als ehemaliger Schatzmeister der Museumsfreunde doch mal kürzer treten. Daraus wird wohl nichts werden.“
Tipps kommen von der Restauratorin des Stadtarchivs
Dass auch die in der Corona-Pause aufgearbeitete Dauerausstellung noch mal kritisch hinterfragt werden muss, merkt Armin Rahmann. Historische Bücher und Kladden, überhaupt alles, was aus Papier ist, müsste besser geschützt oder anders präsentiert werden. Die Restauratorin des Stadtarchivs gibt Tipps für einen sicheren Stand von Buchdeckeln. „Manchmal reicht es schon, öfter mal die aufgeschlagenen Seiten zu wechseln, damit das Objekt nicht einseitig ausbleicht.“
Archiv-Leiterin Claudia Kauertz freut sich über die neue Zusammenarbeit: In Kettwig gebe es einen reichhaltigen Bestand – an Objekten und ebenfalls an Fachwissen zur Ortsgeschichte.