Essen-Kettwig. Mit der Handpuppe Rudolphus vom Mühlengraben zeigt Gerti Wißler Kindern den Stadtteil Essen-Kettwig. Jetzt gibt es den pelzigen Freund als Buch.
Als Gerti Wißler vor einigen Jahren Rudolphus vom Mühlengraben erfand, ahnte sie noch nicht, dass die kleine Plüschratte, die in ihrer Hand lebendig wird und Geschichten über Kettwig erzählt, einmal ganz groß herauskommt: auf einem Buchcover. In einer Auflage von nicht weniger als 4000 Stück ist das quadratische Bilderbuch „Mit Rudolphus vom Mühlengraben in Kettwig unterwegs“ gerade druckfrisch erschienen.
Stadtführerin Gerti Wißler leiht ihm Stimme und Hand
Viele Mädchen und Jungen kennen Rudolphus, den quirligen kleinen Kerl im Wandererlook. Regelmäßig leiht ihm Stadtführerin Gerti Wißler Stimme und Hand, damit er jungen Menschen ihre Heimat zeigt: die Altstadtgassen, den Mühlengraben, die Ruhr, die Kirchen. Die Wanderratte Rudolphus berichtet darüber hinaus von jener Zeit, als in Kettwig noch große Tuchmacherfabriken standen und die Menschen mit Pferdefuhrwerken unterwegs waren.
Mit ihrer Handpuppe ist Gerti Wißler regelmäßig in Kitas und Schulen unterwegs. In der Stadtteilbibliothek Kettwig hat sie die Ratte inzwischen ebenfalls etabliert – dort heißt sie Erasmus, ist eine gelehrige Leseratte und Cousin 720. Grades von Rudolphus.
Die Erfolgsgeschichte des pelzigen Gesellen setzt sich nun literarisch fort. Peter Marx, Vorstandsmitglied des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) Kettwig, bekam mit, dass sich das Bilderbuch „Unterwegs mit Balduin und den See-Kids in Heisingen“ zum Bestseller im südöstlichen Essener Stadtteil gemausert hat. Texter Thorsten Trelenberg und Illustratorin Birgitta Nicolas zeichneten dafür verantwortlich, die Bürgerschaft Essen-Heisingen fungierte im vergangenen Jahr als Herausgeber. Ein Modell, das auch in Kettwig erfolgreich sein könnte, so der Gedanke des HVV.
Und Trelenberg, der 2015 bereits ein ebensolches Büchlein für Kupferdreh betextete und außerdem für die Emschergenossenschaft zahlreiche Projekte mit und für Kinder realisiert hat, biss an. Gemeinsam mit Birgitta Nicolas besuchte er die Gartenstadt. Nicht nur einmal, sondern in Abständen gleich mehrfach.
Kettwig auf den zweiten und dritten Blick kennengelernt
„Denn beim ersten Blick entgeht einem vieles“, erklärt der 59-Jährige. Nach der Stadtführung durch Gerti und Helmut Wißler habe er Kettwig also auf eigene Faust erkundet, dann auch erst seine Kamera mitgenommen. Der in Dortmund lebende Lyriker ist ein Verfechter immer neuer Wege. Irgendwann habe er einmal festgestellt, dass sein Weg zum Lieblingsbäcker immer der gleiche war. „Seitdem gehe ich jedes Mal einen anderen – und entdecke ganz nebenbei ganz viele Dinge in der Umgebung.“
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So sollen es auch die Leserinnen und Leser empfinden, wenn sie mit der Wanderratte Rudolphus und ihren drei jungen Begleitern im Buch den Stadtteil Kettwig erkunden. „Wir haben versucht, nicht nur viele Örtlichkeiten zu zeigen, sondern auch die Jahreszeiten zu berücksichtigen“, erklärt Trelenberg.
Förderung durch das NRW-Programm Heimat-Scheck
Das Bilderbuch in den Maßen 14,8 mal 14,8 Zentimeter wird vom Heimat- und Verkehrsverein vertrieben, ist aber auch im örtlichen Buchhandel gegen eine Schutzgebühr von zwei Euro zu bekommen. Finanziert wurde das Projekt vom HVV Kettwig. 2000 Euro hat der Verein über das NRW-Programm Heimat-Scheck dazu an Förderung bekommen. „Wir hoffen auf großes Interesse, nicht nur bei den Kindern“, sagt HVV-Vorsitzender Martin Kryl lächelnd.
Gerti Wißler wird das Bilderbuch mit in die Kitas und Schulen nehmen. Bei Stadtführungen für Kinder, die sie mittlerweile zu kleinen Schnitzeljagden ausgebaut hat, wird es zudem eine Beigabe sein. „Rudolphus ist jedenfalls ganz stolz darauf, dass er daran mitgewirkt hat“, sagt Gerti Wißler und lässt den pelzigen Gesellen gleich mal im Bilderbuch schmökern.