Essen-Frintrop. Vor einer Grundschule im Essener Stadtteil Frintrop kommt es jeden Morgen zu gefährlichen Szenen. Warum es hier noch kritischer ist als anderswo.

Eine Sackgasse vor einer Grundschule im Essener Stadtteil Frintrop wird jeden Morgen zur Falle für Autofahrer, die ihre Kinder bis vors Schultor fahren wollen. Seit Jahren beklagen die Schule, Polizei und Eltern das tägliche Elterntaxi-Chaos durch vor- und zurückfahrende Autos, durch gefährliche Wendemanöver auf engstem Raum. „Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist“, sagt Ramona Quint, Mutter einer Drittklässlerin. Schauplatz ist die Altfriedschule, Frintroper Straße.

Uneinsichtige Eltern plus bauliche Besonderheiten ergeben das Riesenproblem

Die Altfriedschule ist beliebt im Stadtteil, sie hat einen schönen, neuen Erweiterungsbau erhalten, mittlerweile hat jeder Jahrgang drei Klassen und nicht mehr zwei, aber die Menge der Kinder ist nicht das Problem. „Früher“, sagt jemand, der die Situation schon lange kennt, „hatte die Schule ein Vordach, da gab es Eltern, die fuhren ihr Kind bei Regen auf den Schulhof bis unters Vordach, damit das Kind nicht nass wird“.

Wenden in 27 Zügen, mitten im Verkehr: Vor der Altfriedschule ist jeden Morgen Chaos.
Wenden in 27 Zügen, mitten im Verkehr: Vor der Altfriedschule ist jeden Morgen Chaos. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Seit „zehn Jahren mindestens“, sagen manche, gibt es an der Schule ein Elterntaxi-Problem. Das hat selbstredend mit uneinsichtigen Vätern und Müttern zu tun. Sie können es nicht lassen, trotz stets erneuerter Appelle in Elternbriefen und auf Klassenpflegschaftssitzungen, den Nachwuchs mit dem Pkw bis direkt vors Schultor zu fahren.

Halten in Fahrtrichtung Schule erlaubt – bloß: Wie soll man hier wenden?

Verschärft wird das Problem aber durch die bauliche Besonderheit vor dem Schulgelände: Von der Frintroper Straße aus führt eine Stichstraße zur Grundschule und einer Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt. Diese Stichstraße ist eine Sackgasse. Sie hat keinen Wendehammer. Es gibt auf der einen Fahrtrichtung nur ein Parkverbotsschild, in die andere Fahrtrichtung ein Halteverbotsschild. Das heißt: Halten, Kind rauslassen ist erlaubt. Nur: Wie man hier zurücksetzt direkt vor dem Schultor, das bleibt jedem Autofahrer selbst überlassen.

Die Folge: Es reichen schon vier oder fünf Pkw, die nacheinander vors Schultor fahren wollen – und sich dann, am Ende der Stichstraße, die direkt neben der Frintroper Gleisschleife der Ruhrbahn liegt, verkeilen. Waghalsige Wendemanöver, zähes Vor- und Zurücksetzen – all’ das kann man hier täglich beobachten ab 7.45 Uhr, um 8 startet der Unterricht; es sieht aus wie schlechtes Ballett großer Fahrzeuge, wie eine groteske Choreografie. „Jetzt, im Sommer, geht’s ja noch“, sagt Mutter Dorine Stöckmann, „im Winter und bei Regen ist es noch viel gefährlicher. Wer seinen Wagen zurücksetzt, sieht doch nicht, ob hinter ihm gerade ein Kind zum Schultor läuft“.

„Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist“: Die Mütter Dorine Stöckmann und Ramona Quint im Gespräch mit der Ortspolitikerin Erika Küpper, deren Fraktion im vergangenen Jahr einen Antrag auf Änderung der Zustände gestellt hatte. Das Stadtteilparlament stimmte einstimmig zu. Bislang ohne Folgen.
„Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist“: Die Mütter Dorine Stöckmann und Ramona Quint im Gespräch mit der Ortspolitikerin Erika Küpper, deren Fraktion im vergangenen Jahr einen Antrag auf Änderung der Zustände gestellt hatte. Das Stadtteilparlament stimmte einstimmig zu. Bislang ohne Folgen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Schon im Dezember 2021 beantragte die zuständige Bezirksvertretung einstimmig, dass die Verwaltung etwas ändern muss. Dass die Örtlichkeit so umgestaltet werden muss, dass „die Kinder den ihnen nach Rechtslage zustehenden, verkehrsgerechten und sicheren Schulweg erhalten“. Man wies darauf hin, dass die Gehwege nicht breit genug sind, und dass die Schule auch Kinder mit Rollstuhl aufnimmt. Damit gelten gesetzliche Vorgaben für Inklusionsschulen, Stichwort Barrierefreiheit, im Ergebnis: Breitere Bürgersteige vor den Schultoren müssen her!

Bezirkspolitiker fordern Änderungen, doch es passiert nichts

„Passiert ist seitdem nichts“, beklagt Erika Küpper von der SPD. Die Sozialdemokraten hatten damals den Antrag gestellt, der einstimmig beschlossen wurde.

Wer sich vor Ort auskennt, weiß auch eine mögliche andere Lösung, über die man offenbar in der Verwaltung noch nicht nach gedacht hat: Direkt um die Ecke, auf der Frintroper Straße, gibt es vor der Apotheke eine Schleife für Taxis. Dort kann gehalten und gewendet werden, gefahrlos, mitten auf beziehungsweise neben der Frintroper Straße, was eine Seltenheit ist im Stadtteil. Parken geschweige denn halten und wenden kann man hier sonst eigentlich nirgendwo. Diese Schleife, finden viele, wäre „ideal“ für Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen möchten – sie müssten dann nicht mehr bis vors Schultor fahren.