Essen-Frintrop. Das älteste Schreibwarengeschäft in Essen steht in Frintrop. Dies ist seine Geschichte, die im November 1881 begann.

140 Jahre Schreibwaren Neff in Frintrop: Das älteste Geschäft seiner Art in Essen und wohl auch eines der ältesten im Ruhrgebiet gilt für viele Menschen im Stadtteil längst als Institution und erste Anlaufstelle, wenn es ums Schreiben, Lesen und auch um Spielzeug geht. Grund genug, zum Jubiläum einmal hinter die Kulissen zu schauen.

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Die Frintroper Erfolgsgeschichte begann im November 1881, also schon zu Zeiten, als Thomas Edison die Glühlampe erfand. Ein Licht auf ging damals auch einer gewissen Frau Sieburg, als sie ihr Schreibwarengeschäft auf bescheidenen 25 Quadratmetern Verkaufsfläche an der Frintroper Straße 421 eröffnete und erst Jahrzehnte später an ihre Enkelin, Trude Terwey, übergab.

Lange wurden im Schreibwarengeschäft Neff auch Fahrkarten verkauft

So sah das Stammhaus Sieburg-Terwey zur Zeit der Gründung aus. Das Bild wurde um die Jahrhundertwende gemacht (1899/1900).
So sah das Stammhaus Sieburg-Terwey zur Zeit der Gründung aus. Das Bild wurde um die Jahrhundertwende gemacht (1899/1900). © Unbekannt | Neff

Der Standort blieb, doch das Sortiment änderte sich. Neben den angestammten Schreibwaren von A wie Aktenmappe bis Z wie Zeichenpapier betrieb Trude Terwey im Geschäft nun auch eine Leihbücherei und den Verkauf von Fahrkarten der Essener Verkehrsbetriebe. So gab es dort einen richtigen Fahrkartenschalter, wo Reisende, die beispielsweise mit der Straßenbahn nach Unterfrintrop fuhren und später in den Bus Richtung Oberhausen umstiegen, ihre Tickets handbeschriftet in Empfang nehmen konnten.

Ein altes Foto aus dem Familienalbum von Wolfgang Neff zeugt davon, der im Jahr 1972 die Nachfolge von Trude Terwey antrat. Er erinnert sich: „Ich war bis zu diesem Zeitpunkt im Außendienst eines Schreibwaren-Großhandels beschäftigt und schaute deshalb regelmäßig in Frintrop vorbei.“ Mit Trude Terwey habe er sich sofort prima verstanden, und oft saßen beide nach dem Handel noch gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen.

Der Entschluss, das Schreibwarengeschäft zu übernehmen, fiel binnen vier Tage

„Dennoch war ich überrascht, als mich am 12. Oktober des Jahres ihr Sohn und Erbe Karl-Heinz Terwey ansprach, ob ich nicht den Laden als Inhaber weiterführen wolle. Der Sprung in die Selbstständigkeit fiel dem damals erst 22-Jährigen nicht schwer. Was auch daran lag, dass die gute Trude kurz vor ihrem Tod im August 1972 nur lobende Worte über Wolfgang Neff fand und ihrem Sohn ans Herz legte, mit ihm zu sprechen. Nach vier Tagen war die Geschäftsübernahme unter Dach und Fach.

Preisausschreiben zum Jubiläum

140 Jahre Schreibwaren Neff wird am 12. November im Gasthaus „Dorfwirtschaft“ von der Belegschaft und natürlich auch gemeinsam mit dem Ehepaar Wolfgang und Ingrid Neff gefeiert.Doch auch die Kunden sollen am Jubiläum teilhaben: Neben einem Jubiläumsverkauf vom 5. bis 15. November gibt es auch ein Preisausschreiben. Bis zum 20. November gilt es, vier Fragen zum Unternehmen Neff zu beantworten. Diese Fragen lassen sich mit Blick auf die aktuelle Schaufensterauslage des Geschäfts an der Frintroper Straße 421 leicht beantworten. Die Lösungen können an Schreiben-Lesen-Spielen Neff, Inh. B. Höhne, Frintroper Straße 421, 45359 Essen, geschickt oder direkt im Laden abgegeben werden. Zu gewinnen gibt es ausgewählte Artikel und Wertgutscheine.

Bereits in dieser Phase spezialisierte sich Wolfgang Neff auf den Handel von Schreibwaren; der Buchverleih und auch der Ticketverkauf mussten weichen. Was dem Erfolg jedoch keinen Abbruch tat. Im November 1981 wurde das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen groß gefeiert. „Da haben wir unter anderem 100 Frintroper Senioren ins Pfarrheim St. Josef eingeladen, die von meiner Frau Ingrid, von unseren Angestellten und mir bei Livemusik mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden.“

Erste Auszubildende bei Neff ist nun die Inhaberin des Geschäfts in Essen-Frintrop

Ein Bild aus alten Zeiten: Um das Jahr 1960 herum entstand die Aufnahme: (v.l.) die damalige Inhaberin Trude Terwey, eine Kundin und Irmgard Diergardten im Fahrkartenschalter, die bis 2005 als Verkäuferin bei Neff beschäftigt war und 2011 verstarb.
Ein Bild aus alten Zeiten: Um das Jahr 1960 herum entstand die Aufnahme: (v.l.) die damalige Inhaberin Trude Terwey, eine Kundin und Irmgard Diergardten im Fahrkartenschalter, die bis 2005 als Verkäuferin bei Neff beschäftigt war und 2011 verstarb. © Unbekannt | Neff

Wie schon seine Vorgängerinnen bewies Wolfgang Neff auch in Krisenzeiten des Einzelhandels erstaunliches Durchhaltevermögen. Während so manches Geschäft in Essen schließen musste und selbst in der City die Leerstände zunahmen, setzte Neff auf Expansion, nahm Spielwaren ins Sortiment auf, die später aus Platzgründen in das Geschäft an der Frintroper Straße 425 ausgelagert wurden. Ab dem Jahr 2008 kam dann der Buchverkauf hinzu.

Auf der „Chaussee“, wie die Frintroper Straße auch genannt wurde, ging es kurz nach der Jahrhundertwende (1900) noch gemütlich zu, so dass Gruppenfotos mitten auf der Straße möglich waren. Als das Schreibwarengeschäft (rechts) gegründet wurde, war die Straße noch von Bäumen gesäumt. 
Auf der „Chaussee“, wie die Frintroper Straße auch genannt wurde, ging es kurz nach der Jahrhundertwende (1900) noch gemütlich zu, so dass Gruppenfotos mitten auf der Straße möglich waren. Als das Schreibwarengeschäft (rechts) gegründet wurde, war die Straße noch von Bäumen gesäumt.  © Unbekannt | Neff

Zu diesem Zeitpunkt gehörte Beate Höhne schon lange zum Team. Sie war die erste Auszubildende der Firma Neff. „Das Schreiben war schon immer eine Leidenschaft von mir“, sagt sie. „Und auch gelesen habe ich schon, seit ich denken kann. Besonders gerne Krimis.“ Da lag es nahe, sich bei Neff als Verkäuferin ausbilden zu lassen. Ihren ersten und einzigen Lehrvertrag unterschrieb die Dellwigerin mit 16 Lenzen am 1. August 1978, um nach fast 35 Jahren im Betrieb am 10. Februar 2013 die Nachfolge ihres Chefs anzutreten.

Wolfgang Neff hegte nie Zweifel daran, dass Beate Höhne in seine Fußstapfen treten könnte: „Beate war vom ersten Tag an sehr engagiert und hatte alles bestens im Griff. Im Lager und mit dem Sortiment kannte sie sich besser aus, als ich selbst.“ Und ein Ende ihrer Dienstzeit ist noch lange nicht abzusehen. „Ich habe in den über 43 Jahren, die ich hier nun arbeite, nie Langeweile gehabt. Ich liebe den Umgang mit unseren Kunden, die aus allen Altersklassen kommen. Ein paar davon können sich sogar noch an meine Zeit als Azubine erinnern. Da haben wir immer viel zu erzählen.“