Essen-Bochold/Bedingrade/Gerschede. Die Stadt Essen muss in den kommenden Jahren neue Grundschulen bauen. Wo der Platzmangel für Erstklässler besonders akut ist.
Die Schullandschaft im Essener Westen muss sich in den kommenden Jahren wandeln: In Bochold, Bedingrade und Gerschede wird es eng, dort gibt es für die Kinder, die in den kommenden Jahren eingeschult werden, noch nicht genug Platz.
Im gesamten Bezirk fehlt schon zum kommenden Schuljahr rein rechnerisch etwas mehr als eine Eingangsklasse, im Schuljahr 2022/23 werden es fast drei sein und im Folgejahr fehlen zwei Klassen. „Die Bischof-von-Ketteler-Schule und die Grundschule Bedingrade werden im nächsten Schuljahr eine Mehrklasse bilden“, sagt Jacqueline Schröder, Pressereferentin der Stadt Essen.
Neubauten sollen in Bochold und Bedingrade entstehen
Für die besonders betroffenen Stadtteile gibt es unterschiedliche Überlegungen. „Mit dem Bau einer neuen dreizügigen Schule in Bochold kann dem Bedarf begegnet werden“, heißt es in der Schulentwicklungsplanung. Doch die Suche nach einem geeigneten Standort hat sich als schwierig erwiesen. „Als Alternative zum Standort Haus-Berge-Straße sollte auch die Lehrstraße, die bis vor einiger Zeit Teilstandort für die Albert-Liebmann-Förderschule war, im Blick gehalten werden. Das Gebäude ist aufgrund von Schadstoffbelastungen nicht mehr nutzbar, aber die Fläche sollte weiterhin in schulischer Nutzung bleiben.“
Bedingrade sieht die Stadt in Sachen Grundschulen als Raumeinheit mit Frintrop: Viele Schülerinnen und Schüler, die in Bedingrade wohnen, besuchen die Altfriedschule in Frintrop. „Um eine wohnortnähere Beschulung anbieten zu können, ist zu prüfen, ob die Grundschule in Bedingrade erweitert werden kann“, heißt es in der entsprechenden Vorlage. „Gleichzeitig ist eine Flächensuche für eine zwei- bis dreizügige Grundschule vorzunehmen. Eine mögliche Erweiterung der Grundschule Bedingrade fängt die Bedarfe, die für diesen Stadtteil erwartet werden, nicht in Gänze auf.“
Für Gerschede soll geprüft werden, ob dort eine bauliche Erweiterung möglich ist, damit mehr Klassenzüge pro Jahrgang gebildet werden können. Letzteres gelte ebenso für die Dionysiusschule, die in Borbeck-Mitte viele Kinder aus Bochold aufnimmt.
Plätze für zugewanderte Kinder
90 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Bezirk IV – dazu gehören Schönebeck, Bedingrade, Frintrop, Dellwig, Gerschede, Borbeck-Mitte, Bochold und Bergeborbeck – besuchen eine Schule im eigenen oder einem an den Wohnort angrenzenden Stadtteil. Doch in Borbeck und Bergeborbeck können vor allem die zugewanderten Kinder in vielen Fällen nicht mehr wohnortnah untergebracht werden: An der Bergmühlenschule und der Höltingschule stehen in einzelnen Jahrgängen keine Plätze zur Verfügung.
Etwa sieben Schülerinnen und Schüler, die zugewandert sind, werden nach Angaben der Stadt pro Woche an Essener Grundschulen vermittelt, aus Borbeck und Bergeborbeck müssen sie an andere Standorte verwiesen werden. „Die damit verbundenen Fußwege über verkehrsreiche Straßen und Kreuzungen von bis zu 30 Minuten (Entfernung bis 1,9 Kilometer) oder Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Entfernung ab 2 Kilometer) sind für Erst- und Zweitklässler, die neu zugewandert sind und die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, kaum zumutbar“, so die Verwaltung.
Inklusion braucht mehr Raum
Vor Probleme werden Lehrpersonal und Kinder auch angesichts der räumlichen Situation in vielen Schulen des Bezirks gestellt. „Der Großteil der Essener Grundschulen wurde zu einer Zeit gebaut, als Inklusion und individuelle Förderung noch nicht konzeptionell im pädagogischen Handeln verankert waren, deshalb gibt es selten Raum für Differenzierungsangebote. Für fast alle Schulen wären Erweiterungen in diesem Bereich mindestens wünschenswert“, heißt es in der Schulentwicklungsplanung.
Vor allem an der Bergmühlenschule in Bochold erkennt die Verwaltung akuten Bedarf für eine bessere räumliche Situation: „Die Schülerschaft ist an diesem Standort sehr herausfordernd, so dass dringend Raum für Differenzierung und Bewegung geschaffen werden muss.“ Am Standort gibt seit Jahren Diskussionen über die Nutzung des ehemaligen Hausmeisterhauses, das lange leer steht.