Essen-Altenessen. Die Bückmannshofschule will Haltestellen in Essen einrichten. Von dort laufen die Kinder zur Grundschule – ein Projekt, das in Bremen Erfolg hat.

Die Bückmannshofschule in Altenessen kämpft seit Jahren mit Elterntaxis. Ein Problem, das sämtliche Grund- und zum Teil auch weiterführende Schulen in Essen und anderen Städten umtreibt. „Die Eltern wollen ihre Kinder zur Schule fahren“, weiß Sabine Barkhoff-Pleines, Leiterin der Bückmannshofschule und ergänzt: „Wir haben alles versucht.“ Zitronen als Denkzettel für die Eltern hätten ebenso wenig gebracht wie Appelle, Flyer und Besuche der Polizei. Jetzt soll mit dem Schulexpress ein Konzept umgesetzt werden, das unter anderem in Bremen erfolgreich ist.

Schulexpress: Haltestellen im Stadtteil, von denen die Kinder zu Fuß zur Schule laufen

Die Idee: Um die Grundschule herum werden gut sichtbare Haltestellen eingerichtet, von denen die Kinder maximal 15 Minuten zu Fuß zur Schule gehen. „Das können zum Beispiel Supermarkt-Parkplätze sein“, erklärt Barkhoff-Pleines. Die Haltestellen dienen als Treffpunkte für Kinder, die gemeinsam zur Schule laufen wollen und in der Nähe einer Haltestelle wohnen. Und wenn der Schulweg doch etwas länger ist, können die Treffpunkte auch als Elternhaltestelle genutzt werden. In dem Fall bringen Eltern ihre Kinder mit dem Auto dorthin und die Kinder laufen den restlichen Weg zur Schule. „Da wir eine Montessori-Schule sind, kommen manche Kinder tatsächlich auch aus den Randbezirken“, so die Schulleiterin.

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Durch die Haltestellen werde das Parken und Rangieren im Bereich der Schule vermieden. Barkhoff-Pleines: „Das morgendliche Chaos ist unschön und unsicher für die Kinder und auch für die Anwohner.“ Jedes Auto, das im Bereich der Schule parkt, beeinträchtige die Sicht für jene, die die Straße überqueren wollen. Und jedes Auto, das vor der Schule rangiert, stellt eine potenzielle Gefahrenquelle dar. Vor der ersten Stunde reihen sich die Autos in der Stichstraße wie an einer Perlenkette. Kinder steigen in der Mitte der Fahrbahn aus oder werden auf der Straßenseite aus dem Auto gelassen. „Verkehrszeichen werden an Schulen oft nur als Empfehlung gewertet“, klagte kürzlich auch Wolfgang Packmohr, Vorsitzender der Essener Gruppe von Fuß e.V., der das Problem der Elterntaxis im gesamten Stadtgebiet beobachtet.

Polizei nach Elterntaxi-Streit an Essener Schule im Einsatz

Sowohl auf der Ruhrhalbinsel, als auch an der Stadthafenschule in Vogelheim hatten sich Lehrer und Lehrerinnen zuletzt an die Politik gewandt, um das Problem anzugehen. An der Josefschule war ein Streit zwischen einer Schulbusfahrerin und einer Mutter zuletzt derart eskaliert, dass sogar die Polizei eingeschaltet wurde.

Dieses Bild soll an der Essener Bückmannshofschule bald der Vergangenheit angehören: Die Schule will mit einem Schulexpress die Elterntaxis verbannen.
Dieses Bild soll an der Essener Bückmannshofschule bald der Vergangenheit angehören: Die Schule will mit einem Schulexpress die Elterntaxis verbannen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Konflikte dieser Art sollen zumindest an der Altenessener Bückmannshofschule mit dem Schulexpress ein Ende bereitet werden. Ziel des Projektes ist es nicht nur, Autos von der Schule fern zu halten. Packmohr: „Grundschulkinder müssen die Möglichkeit haben, sich selbstständig ihr Umfeld, wozu auch der Verkehrsraum zählt, zu erschließen.“ Nur wer zu Fuß die Alltagswege zur Schule oder zu den Spielorten gehen und in der Freizeit durchs Quartier streifen dürfe, könne sich gut orientieren.

Der Schulexpress unterstützt diese Forderungen. Das Projekt geht zurück auf die Bremer Mutter Verena Nölle, die in der Zwischenzeit dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Der Schulexpress hat sich inzwischen in sechs deutschen Bundesländern etabliert. Erfahrungen hätten gezeigt, dass Kinder, die ihn nutzen, ausgeglichener und konzentrierter sind, da sie vor und nach der Schule Bewegung und Sauerstoff tanken.

Bewegung wirke sich zudem positiv auf Krankheiten und Körperkoordination aus – Kinder, die zur Schule laufen sind aktiver. Weitere Vorteile: Die Welt werde intensiver wahrgenommen und erlebt. Auch Details auf dem Schulweg würden aktiv erlebt. Dies fördere die geistige Entwicklung. Ein Schulweg, der von Kindern allein zurückgelegt wird, stärke das Selbstbewusstsein und diene als praktische Verkehrserziehung. Die Umwelt werde entlastet und Eltern könnten Vorbilder sein, indem unnötige Autokilometer vermieden werden. Eltern würden zudem Zeit sparen, weil sie ihre Kinder nicht mehr zur Schule bringen müssen.

Altenessener Grundschule sucht jetzt Sponsoren für den Schulexpress

Einige Eltern hätten trotz allem Bedenken geäußert, weiß Barkhoff-Pleines. Zu Beginn mache es schließlich Sinn, wenn die Kinder auf ihrem Weg begleitet werden – das koste Zeit. Was passiert, wenn die Kinder auf dem Weg Mist machen, was, wenn einem Kind etwas zustößt? All diese Fragen wurden zusammen mit Verena Nölle besprochen und schließlich habe sich die Schulpflegschaft für das Projekt ausgesprochen.

Im nächsten Schritt soll eine Umfeldanalyse gemacht werden, um festzustellen, wo die besten Orte für die Haltestellen im Stadtteil sind. Dort sollen dann entsprechende Schilder aufgestellt werden. Dafür sucht die Schule jetzt Sponsoren (info@bueckmannshofschule.de). Ziel ist, dass der Schulexpress noch in diesem, spätestens im nächsten Schuljahr starten kann.