Essener Süden. Auf der mittelalterlichen Anlage von Burg Lüttelnau spielt sich die „Zeitreise“-Trilogie des Essener Autors Axel Kruse ab. Darum geht es im Buch.
Es ist ein heißer Sommertag. Auf der Minigolf-Anlage am Kattenturm vertreiben sich am Nachmittag einige Kinder die Zeit. In der Gaststätte wird bei Kaltgetränken geklönt. Axel Kruse zieht es aber unter das dichte Blätterdach, das den Kattenturm umgibt. Wenn die Steine der verwitterten Ruine reden könnten, hätten sie bestimmt viel zu erzählen.
Von ihren ehemaligen Burgherren den Luttelnaus und dem Grafen von Schulenburg vom Schloss Oefte, von sich kreuzenden Schwertern der Ritter im Dienste des Werdener Abtes, von Brandschatzung – und von einem sagenhaften Schatz, der dort versteckt gewesen sein soll. Vielleicht berichten die Steine aber auch von Andy und Catriona, die anno 1648 auf der Burg Lüttelnau in eine kriegerische Auseinandersetzung geraten – als Zwischenstopp einer Zeitreise.
Es gibt zahlreiche Mythen rund um den Kattenturm
Um die mittelalterliche Burganlage ranken sich zahlreiche Mythen. „Der Anblick der Ruine hat mich schon in meiner Jugend fasziniert“, berichtet der Science-Fiction-Autor Axel Kruse, der seine Kindheit und Jugend in Kettwig verbracht hat. „Ich habe mir vorgestellt, wie die Burg wohl hätte aussehen können. Von Wasser umgeben, nicht besonders groß, aber schon ein imposanter Anblick“, sagt der 59-Jährige mit einem Lächeln.
Und bereits in seinem Roman „Lvdowigvs von Lüttelnau“, in dem der Kattenturm eine zentrale Rolle spielt, ersann Kruse einen Tunnel unter dem Burggemäuer dazu. Dieser Tunnel kommt in seinem neuesten Roman wieder vor – nun bedeutsam für das Zeitreise-Pärchen.
Quer durch alle Epochen erfolgen die Zeitreisen
„Zeitreisen gehen anders“ (2021) und „Zeittrips gehen anders“ (2022) heißen die Romane, in denen Andy, ein junger Mann aus dem 20. Jahrhundert, und Catriona, eine junge Frau aus der fernen Zukunft, ihre Abenteuer erleben. Der dritte Teil der Trilogie mit dem Titel „Zeitsprünge gehen anders“ ist für den kommenden Jahreswechsel geplant.
Spielten seine früheren Werke gern in fernen Galaxien, so ist Axel Kruse – Literaturpreisträger Deutscher Science-Fiction-Preis 2014 – mit der Trilogie quasi geerdet. Könnten historische Abläufe verändert werden? Diese Frage beschäftigt den Fan von Filmen wie „Zurück in die Zukunft“ schon sehr lange. „Wenn ein Ereignis nur eine Nuance anders ist, würde das einen Rattenschwanz nach sich ziehen“, ist der in Fischlaken beheimatete Axel Kruse überzeugt.
So geht die Zeitreise für seinen Protagonisten aus Kettwig an der Ruhr quer durch die Epochen, vom Römischen Reich zur Revolution nach Mexiko und zur Schlacht von Azincourt in Frankreich 1415. Gereist wird übrigens nicht mit einer „Zeitmaschine“ wie in H.G. Wells gleichnamigem Roman von 1895, sondern mit einem Amulett. „Aber damit kann auch viel schiefgehen“, meint Kruse vielsagend.
Kruse, der als Steuerberater eine gute 50-Stunden-Woche habe, wie er sagt, nimmt sich immer samstags und sonntags eine einstündige Auszeit fürs Schreiben. 10.000 Anschläge pro Stunde seien normal, „das sind so fünf bis sechs Buchseiten“ 200 Seiten schaffe er in drei bis vier Monaten, 18 Bücher sind so in den letzten Jahren entstanden.
Der Vater weckte die Begeisterung für Literatur
Die Begeisterung für Literatur und Geschichte habe er übrigens vom Vater. Dessen Karl-May-Bücher verschlang er geradezu. „In der Schule hat mich Geschichte nicht so interessiert, aber ich habe mir später viel angelesen, auch über historische Abläufe.“ Das fließe in seine Zukunftsromane mit ein, die auch immer einen Blick auf gesellschaftliche und politische Gegebenheiten werfen.
Die Zeitreise-Bücher
Seine Bücher veröffentlicht Axel Kruse im Verlag Atlantis, Stolberg. „Zeitreisen gehen anders“ ist für 18,90 Euro als Hardcover-Ausgabe im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-86402-796-3).
Die Fortsetzung „Zeittrips gehen anders“ kostet 16,90 Euro und ist ebenfalls als Hardcover-Ausgabe erhältlich (ISBN 978-3-86402-835-9).
„Das erweckt regelrecht Glücksgefühle in mir, mir selbst eine Geschichte zu erzählen, die ich nicht kenne! Nein, natürlich kenne ich sie. Ich habe sie ja vorher im Kopf entwickelt und mich erst dann hingesetzt, wenn sie im Kopf fertig ist. Dann ist es fast nur noch abschreiben aus dem Kopf.“
Autobiografische Anleihen seien ab und zu schon dabei. Die nächste Geschichte drehe sich beispielsweise um einen Mord nach einem Abitreffen, verrät er. „Jetzt im August feiert meine Jahrgangsstufe übrigens 40-Jähriges beim THG-Ehemaligentreffen“, sagt Axel Kruse. „Wir haben einen denkwürdigen Abistreich damals gemacht. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...“