Essener Süden. . Axel Kruse lebt mit seiner Familie in Essen-Fischlaken. Von Beruf ist er Steuerberater - und er schreibt in seiner Freizeit Science Fiction-Romane.

Axel Kruse schreibt Romane, die in Welten spielen, die es nicht gibt, die in seiner Fantasie entstehen. Science Fiction ist sein Genre. Und damit hat er Erfolg. Großen Erfolg. 2014 gewann er den Deutschen Science Fiction Preis im Bereich Kurzgeschichte. Über diese Auszeichnung konnten sich schon so berühmte Kollegen wie Frank Schätzing freuen.

Acht Bücher hat er mittlerweile veröffentlicht. Der Mann, der in Kettwig geboren ist, mit seiner Familie in Fischlaken lebt und als Steuerberater in Mülheim arbeitet, ist weit davon entfernt, abzuheben. Der Erfolg ist Bestätigung. Nicht mehr und nicht weniger.

Vor drei Monaten ist sein neues Buch „Glühsterne“ erschienen. Die Grundlage dieser Geschichte, die sich mit einem totalitären Regime beschäftigt, ist eine ganz persönliche. „Mein Großvater trat 1933 mit Begeisterung in die SS ein. Er war einer von elf SS-Leuten, die an einem Institut eng mit Dr. Richard Korherr zusammenarbeiteten.“ Dem Statistiker Richard Korherr, der 1943 den Bericht über die „Endlösung der Judenfrage“ erstellte. „Mein Opa hatte zwar nur einen niederen Dienstgrad, war aber überzeugt von dem, was er tat“, sagt Axel Kruse. „Als ich Anfang 20 war, habe ich angefangen, genauer zu überlegen. Als mein Opa seine Autobiografie schrieb und sie 1985 anlässlich seines Geburtstages herumreichte, wollte sie keiner haben. Ich wollte sie.“

Und er las sie, „doch da stand quasi nichts drin. Sie war langweilig ohne Ende. Das Thema Nationalsozialismus behandelte er nur ganz vorsichtig.“ Eigentlich wollte Axel Kruse mit seinem Großvater über das Dritte Reich reden, hatte viele Fragen, aber „ich habe einfach nicht den Mut dazu aufgebracht“.

Ein Ereignis wühlt Axel Kruse immer noch auf - auch nach vielen Jahren noch. „Ich habe vier Kinder, und das erste wurde unehelich geboren. Mein Großvater wollte mir 10 000 Mark geben, damit das Kind seinen Nachnamen bekommt.“ Der alte Mann starb 1995 - „und ich bin nicht zu seiner Beerdigung gegangen.“

Erst vor drei Jahren begann Axel Kruse mit der Aufarbeitung. Er las die Biografie seines Großvaters noch einmal und recherchierte. „Es deutet viel darauf hin, dass er an dem Korherr-Bericht mitgearbeitet hatte.“ Ein Sachbuch zu diesem Thema schreibt er gerade - „es ist schon ziemlich weit gediehen“. In langen Interviews mit seinem Vater konnte sich der 50-Jährige viel von der Seele reden.

Und in „Glühsterne“ einiges davon verarbeiten. Das Buch ist dreigeteilt. Ein Roman? Oder drei Novellen? Auf jeden Fall geht es um einen faschistischen Staat, um außerirdische Zivilisationen, um Völkermord und darum, sich für die richtige Seite zu entscheiden. „Und diese Geschichte hat notwendigerweise kein Happy End.“

Am 25. November liest Axel Kruse im „Club“ in Heiligenhaus. Beginn ist um 20 Uhr. Eine Lesung in Kettwig ist bereits geplant - voraussichtlich findet sie noch im November statt.