Essen-Kettwig/Fischlaken. Science-Fiction-Autor Axel Kruse erreichte den vierten Platz im Wettbewerb um den begehrten Kurd-Laßwitz-Preis. Seine Erzählung spielt in Kettwig.

Sciene-Fiction-Autor Axel Kruse freut sich: Seine Kurzgeschichte „Das Fermi Paradoxon, ein Erklärungsansatz“ ist auf dem vierten Platz im Wettbewerb um den begehrten Kurd-Laßwitz-Preis gelandet. Der Preis wird seit Jahrzehnten in diversen Kategorien verliehen. Es handelt sich neben dem Deutschen Science Fiction Preis um den bedeutendsten Literaturpreis in der deutschsprachigen Science-Fiction-Szene.

Kruse war schon einmal im Jahr 2016 nominiert in der Sparte Roman. Auch damals gab es den vierten Platz für „Glühsterne“. Titelbilder seiner Bücher waren in den vergangenen Jahren ebenfalls nominiert, der Künstler erreichte damit sogar einmal den ersten Platz.

Die Erzählung spielt in Axel Kruses Heimatort Kettwig

Ein Handlungsort in Kettwig ist der Kiosk an der Corneliusstraße.
Ein Handlungsort in Kettwig ist der Kiosk an der Corneliusstraße. © Kerstin Kokoska

Die Erzählung „Das Fermi Paradoxon, ein Erklärungsansatz“ spielt in Kettwig – und hätte sich, zumindest in der Fantasie eines Jugendlichen, genauso zutragen können, findet Kruse, der seinen Heimatort öfter in Geschichten aus der Zukunft einbringt. „Mir ging damals so einiges durch den Kopf, während ich von der Schule nach Hause fuhr“, sagt der in Fischlaken lebende Steuerberater zu seiner Motivation für diese kleine Geschichte.

Welche völlig harmlos beginnt: „Mein Weg führte mich vom Fahrradhof der Schule durch den Pulk der nach Hause strömenden Schüler auf die Straße und dann, entgegen der erlaubten Fahrtrichtung, bekanntlich war die Straße vor der Schule eine Einbahnstraße, zuerst ein Stück in Richtung der Kettwiger Altstadt.“ Das Ziel von Ralf, der Hauptfigur in dieser Kurzgeschichte, ist ein in Kettwig beliebter Kiosk, um sich ein Comic-Heft zu holen. „Die Bude in der Corneliusstraße war schnell erreicht, das Rad an der Hauswand abgestellt war ich der Erste, der hier einen Zwischenstopp einlegte. Wenig später hielt ich das ersehnte Heft in der Hand.“ Als sich der Teenager umdreht, steht dort die Mitschülerin Manu. Ein Gespräch auf dem Nachhauseweg beginnt, das aber unterbrochen wird, als Manu sich einem anderen Jungen zuwendet.

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Der erste Kontakt zu außerirdischen Lebewesen

Aber Kruses Hauptfigur hat auch etwas viel Wichtigeres im Sinn: Daheim wartet ein besonderer Fund – ein kleines Raumschiff samt Besatzung: „Ich hatte ihr Schiff vor wenigen Wochen ramponiert in einer Hecke gefunden und mit nach Hause genommen. Da stand es nun, mitten in meiner Sammlung von Plastikmodellen der Firmen Airfix und Revell. Zwischen Enterprise und Millenium Falcon hatte ich es platziert, so fiel es am wenigsten auf und meine Mutter würde es nicht wagen, es anzurühren.“ Ameisengroße Wesen in Raumanzügen entschlüpften dem Raumschiff – der Erstkontakt zu Außerirdischen!

Warum die Welt jedoch niemals etwas über diese Aliens erfahren hat, das löst Axel Kruse wenige Zeilen später mit einem Knall auf. Und auch, ob es mit Manu weiterging.

Fantastische Literatur

Der Kurd-Laßwitz-Preis wird jährlich in verschiedenen Kategorien der Science-Fiction-Literatur vergeben. Ein Gremium aus Genre-Fachleuten entscheidet über die Einreichungen. Die Publikationen müssen im Vorjahr erschienen sein. In einem Abstimmungsverfahren werden die Preisträger gekürt.

Die Preisverleihung erfolgt am 19. September 2020 in Leipzig im Rahmen des 15. Elstercons. Der Elstercon ist ein Festival für fantastische Literatur. Es findet seit 1992 alle zwei Jahre in Leipzig statt.

Veröffentlicht wurde die Erzählung 2019 in der Anthologie „Flucht von Zumura“. „Ich habe mich total gefreut, dass ich mit der Jugendstory nominiert worden bin“, sagt Kruse. Der sich im realen Leben auch gern mit Raumschiffen umgibt.

Detailgenaue Wiedergabe der Raumschiffe im Modell

Verschiedene Raumgleiter und sogar ganze Weltallstationen hat er en miniature gebaut. Fans von „Star Wars“ und „Enterprise“ lässt er in den Sozialen Medien oft am Aufbau teilhaben – und erntet bewundernde Kommentare für seine detailgenaue Wiedergabe der aus Filmen bekannten Fahrzeuge und Figuren.

„Da ist schon Geschicklichkeit gefragt“, berichtet Kruse lächelnd. Und man merkt: Der Fischlaker lebt hier gerne mal das sprichwörtliche Kind im Manne aus. Nur daheim aufstellen darf er seine Modelle nicht, „da hat meine Frau aus Platzgründen Einspruch erhoben“. So zieren die U.S.S. Enterprise und der Millenium Falcon den Schreibtisch, andere Modelle stehen in Vitrinen in seinem Büro in Mülheim. Platz für Weiteres ist vorhanden.

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Und literarisch begibt sich Kruse ebenfalls wieder ins All oder fliegt durch die Epochen. „Zeitreisen gehen anders“ heißt eine der neuen Geschichten. „Das Buch ist fertig, liegt im Lektorat, die Fortsetzung ist angefangen. Das Buch spielt in Kettwig und in verschiedenen historischen Epochen“, verrät der Autor.

Der Fischlaker erweist sich als ein Vielschreiber

Frühjahr 2019 erschien Axel Kruses Buch „Lvdowigvs von Lüttelnau“, dessen Handlung weitgehend in Kettwig spielt und „das übrigens recht gut im Markt aufgenommen wurde“. Die Verschwörungstheorie rund um den Kattenturm, die sich bis hin zum Papst in Rom zieht, habe doch so manchen Leser, auch außerhalb von Kettwig in seinen Bann gezogen.

Die jüngsten Bücher von Axel Kruse: „Lvdowigvs von Lüttelnau“ mit Kettwig-Bezug und das Sci-Fi-Drama „Derolia“.
Die jüngsten Bücher von Axel Kruse: „Lvdowigvs von Lüttelnau“ mit Kettwig-Bezug und das Sci-Fi-Drama „Derolia“. © Julia Tillmann

Im Herbst 2019 erschien „Derolia“, der dritte Teil der Reihe um den Frachtführer Samuel Kors („Kirkasant“, „Sylvej“). Diesmal muss sich Samuel Kors mit den Royalisten auf Derolia herumschlagen und feststellen, dass diese Art der Regierung nicht besser ist als der Faschismus.

Weitere Projekte und „noch ein Sack voller Ideen“

Fast fertig ist das Buch „Piggots Erbe“, das zum großen Teil aus dem zweiten Teil von Kruses älteren Werk „Unter dem weiten Sternenzelt“ besteht, nun ergänzt wurde und unter neuem Titel wieder in den Markt gehen wird. Voraussichtlich noch 2020. Ebenfalls fast fertig ist „Kürben“, das auf dem ersten Teil von „Unter dem weiten Sternenzelt“ basiert.

Derzeit in Arbeit ist „Eier“, der vierte Teil der Abenteuer von Samuel Kors und „Zeitmaschinen gehen anders“, der zweite Teil zu „Zeitreisen gehen anders“.

„Und dann gibt es da noch einen Sack voller Ideen“, erklärt Axel Kruse augenzwinkernd. Angedacht war auch noch eine Lesung in Kettwig (mit der Buchhandlung Decker zusammen), zu der Kruse den Bestsellerautor Andreas Brandhorst gewinnen konnte. „Wir beide haben schon einmal in Dresden zusammen gelesen und wollten das in Kettwig wiederholen. Coronabedingt ist das allerdings im reinen Planungsstadium.“

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