Essen-Kettwig. Hip-Hop-Größen sangen in Essen-Kettwig zwar nicht, aber die neue Spielstätte der Assindia Cardinals hat für erstes Super-Bowl-Feeling gesorgt.

Es war ein würdiger Rahmen für eine lang herbeigesehnte Einweihung: Ein frischer Wind wehte am Samstagmittag über die Sportanlage an der Ruhrtalstraße in Essen-Kettwig. Die Sonne hatte sich den perfekten Platz am Himmel ausgesucht und strahlte herunter auf „The Nest“, wie die Essener Footballer der Assindia Cardinals ihre neue Heimat bereits vor einigen Monaten getauft hatten.

Die Cheerleader des Vereins bereiteten einen passenden Empfang für die Gäste aus Sport und Politik, darunter auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, der sich freute, das große Projekt nach knapp dreieinhalb Jahren endlich abschließen zu können. „Wir haben hier mehrere Millionen investiert. Das ist ein Aushängeschild für die Stadt Essen, so etwas gibt es fast in ganz Deutschland nicht“, freute sich Kufen.

FSV-Vereinsheim wurde für die Footballer umgebaut

Rund zwei Millionen Euro hat die Stadt in den letzten Jahren mobilisiert, um das untere Areal der Anlage an der Ruhrtalstraße komplett rundzuerneuern. Ein neuer Kunstrasenplatz in American-Football-Maßen ersetzt den alten Ascheplatz. Das frühere Vereinsheim des FSV Kettwig wurde zum neuen Zuhause der Footballer umgebaut. Zudem gibt es neue Ballfangeinrichtungen, eine neue Zuschauertribüne und eine LED-Flutlichtanlage. Die Zahl der Stellplätze wurde auf 120 verdoppelt.

Die vereinseigenen Cheerleader sorgten bei der Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes der Assindia Cardinals für gute Stimmung.
Die vereinseigenen Cheerleader sorgten bei der Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes der Assindia Cardinals für gute Stimmung. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bislang waren nur die Fußballer des FSV Kettwig, die bereits 2018 einen Kunstrasen erhalten hatten, die Boulegemeinschaft Kettwig und die Leichtathleten des LAC-THG an der Ruhrtalstraße zu Hause. Im April des vergangenen Jahres konnten die Footballer erstmals auf ihrem neuen Feld trainieren, das nebenstehende Gebäude mit Umkleiden und Vereinsräumen wurde allerdings erst in den letzten Wochen fertiggestellt.

Nach einer langfristigen Bleibe wurde lange gesucht

Der Verein peilt eine Kooperation mit den Schulen im Süden an, um den Kindern und Jugendlichen die populäre Sportart näher zu bringen.
Der Verein peilt eine Kooperation mit den Schulen im Süden an, um den Kindern und Jugendlichen die populäre Sportart näher zu bringen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bis dahin war es ein weiter Weg, denn der Bau der Anlage hatte sich in den letzten Jahren stark verzögert. Ein ansässiger Uhu, ein nicht erlaubter Anschluss an das bestehende Entwässerungssystem und verunreinigte Böden hatten die Beteiligten Zeit, Geld und Nerven gekostet. Doch Geduld zu haben, das hatten die „Men in Blue“, wie sich die Assindia Cardinals auch nennen, bereits in den letzten Jahren gelernt.

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Lange hatten sie gesucht nach einer langfristigen Bleibe, einer Heimat für den gesamten Verein. Nach den Anfängen an der Schillerwiese und Stationen im Grugastadion und an der Hafenstraße, trainierten und spielten sie zuletzt im Sportpark am Hallo. „Wir hatten uns auch schon einmal einen anderen Platz angeschaut, mussten auch schon einmal Enttäuschung in den Augen sehen, dass es doch nicht so schnell geht“, räumt der Oberbürgermeister ein.

Exzellente Voraussetzungen, um noch besser zu werden

Rund zwei Millionen Euro hat die Stadt Essen in den letzten Jahren mobilisiert, um das untere Areal der Anlage an der Ruhrtalstraße komplett rundzuerneuern.
Rund zwei Millionen Euro hat die Stadt Essen in den letzten Jahren mobilisiert, um das untere Areal der Anlage an der Ruhrtalstraße komplett rundzuerneuern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nun aber sind die Footballer in Kettwig fündig geworden, wo sie nahezu exklusive Möglichkeiten haben, die Sportart in Essen auf ein neues Niveau zu heben. Es gebe weniger als fünf Vereine in Deutschland, die „so eine Anlage haben“, erklärt Cardinals-Präsident Wilfried Ziegler. An der Ruhrtalstraße findet nahezu der gesamte Spiel- und Trainingsbetrieb des Vereins statt, allein die erste Mannschaft, die in der zweiten Liga (GFL2) spielt, trägt ihre Heimspiele weiterhin in Stoppenberg aus.

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Das nötige Equipment kann in Garagen gelagert werden, die neuen Räumlichkeiten in Kettwig bieten Platz für Taktikbesprechungen und Teamkonferenzen. „Es war eine große Herausforderung, das bestehende Gebäude umzubauen und auf unsere Bedürfnisse anzupassen“, berichtet Ziegler. „Nun haben wir alle Möglichkeiten, können direkt nach dem Training die Videoaufnahmen mit den Spielern anschauen und wieder raus auf den Platz gehen. So haben wir exzellente Voraussetzungen, um noch besser zu werden, in allen Bereichen.“

Kooperationen mit Schulen sind bereits geplant

Und nicht nur die Footballer selbst profitieren von ihrer neuen Anlage. Nein, auch für den Stadtteil und die Kettwiger ist sie von Vorteil. Der Verein peilt etwa Kooperationen mit den Schulen im Süden der Stadt an, um den Kindern und Jugendlichen die auch in Deutschland immer populärer werdende Sportart näher zu bringen.

Nachwuchsteams

Der Verein hat 520 Mitglieder. Neben den 1. Herren gibt es vier Nachwuchsteams, die Flagfootballer und rund hundert Cheerleader. Bei den Cheerleader-Gruppen können sogar Kids unter fünf Jahren mitmachen.

Für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren finden regelmäßig Football-Camps statt. Infos gibt es auf www.assindia-cardinals.de

„Die Bereitschaft, auch mit benachbarten Schulen zusammenzuarbeiten, ist klar angesprochen und wird gelebt“, betont Kufen. „Wir investieren nicht nur in eine Sportart, sondern es hat auch gleich eine Wirkung für den ganzen Stadtteil.“

Der sei der erste in Essen, der eine „zentralisierte, große Anlage mit so vielen verschiedenen Sportarten“ hat, sagt der Geschäftsführer des Essener Sportbunds, Thorsten Flügel. „Wenn die Vereine es jetzt noch schaffen, miteinander zu arbeiten und sich nicht als Konkurrenten zu sehen, ist es einfach die perfekte Lösung.“ In den nächsten Jahren dürfte die Gäste an der Ruhrtalstraße also noch einiges erwarten, nicht nur auf Football-Ebene.