Essen. Nach dem Aufstieg 2019 war die Euphorie groß, aber die Coronaschutzverordnung lässt keinen Meisterschaftsbetrieb zu. Finanziell zu verkraften.
Es war eine bittere Entscheidung für die Assindia Cardinals. Eine mit Ansage. Seit Mitte August steht fest, dass die GFL2-Saison ausfallen wird. Bis zuletzt gehörten die Essener Footballer zu den Befürwortern des Spielbetriebs. Am Ende war nur noch eine regionale Spielzeit mit den vier NRW-Klubs geplant. Doch selbst diese Mini-Runde kann nicht stattfinden.
Nur in abgespeckter Form trainieren
„Die Enttäuschung im Verein ist groß, wobei spätestens nach der Coronaschutzverordnung vom 11. August kaum noch Hoffnung bestand“, erklärt AC-Chef Wilfried Ziegler. Da hatte die Politik die Obergrenze von 30 Personen beim Kontaktsport verlängert. Für die meisten Sportarten kein Problem, für die Assindia der Gnadenstoß. Schließlich zählt das Aufgebot der Essener weit mehr als 30 Mann. Seit geraumer Zeit können die Essener daher nur in abgespeckter Form trainieren.
Eine vernünftige Saisonvorbereitung ist angesichts der Restriktion kaum möglich, ein Pflichtspiel mit insgesamt mehr als 100 Beteiligten sowieso nicht. Und auch das latente Risiko, aufgrund eines positiven Falls in den eigenen oder des Gegners Reihen in Quarantäne zu müssen, können und wollen sich die Amateursportler nicht leisten. Trotz der am Ende erwartbaren Absage habe sich zunächst Resignation im Team ausgebreitet, sagt Ziegler.
Seit rund elf Monaten kein Pflichtspiel
Verständlich: Nach dem Aufstieg 2019 war die Euphorie groß, nun warten die Cardinals seit rund elf Monaten auf ein Pflichtspiel - und müssen sich wohl noch mindestens bis zum kommenden Frühjahr gedulden. Ob sich Spieler aufgrund der Pause und der ungewissen Zukunft vom Verein - oder gar vom Football - abwenden werden? „Das glaube ich nicht“, meint Ziegler. „Dafür hängt zu viel Herzblut mit dran. Und ein Vereinswechsel hilft ja auch nicht.“
Zumal es bald wieder zur Sache gehen soll - zumindest im Training. Vorerst aber hat die Assindia eine vierwöchige Pause einberufen. Zeit für die Verantwortlichen, die nächsten Schritte zu planen. „Wir sind Sportler, wir wollen und müssen immer auf ein Ziel hinarbeiten“, sagt Ziegler. „Daher ist es wichtig, Highlights zu setzen.“ Der Motivation im Team sicherlich zuträglich: Der für Herbst anberaumte Umzug auf die Bezirkssportanlage in Kettwig kann wohl wie geplant stattfinden. Über Jahre hatte sich die Sanierung verzögert, doch seit dem Beginn der Bauarbeiten vor einigen Monaten wurde der Zeitplan eingehalten.
Kettwig bietet allen Abteilungen ein gemeinsames Zuhause
Die Sportstätte an der Ruhrtalstraße soll den über das gesamte Stadtgebiet verteilten Abteilungen der Assindia künftig ein gemeinsames Zuhause bieten. „Die Möglichkeiten in Kettwig machen uns deutlich unabhängiger und flexibler, was die Trainingszeiten und -gestaltung angeht. Sobald die Anlage fertig ist, werden wir intensiv trainieren und die individuelle Entwicklung der einzelnen Spieler stärker in der Vordergrund stellen“, erzählt Ziegler, der sich regelmäßig sein eigenes Bild vor Ort macht.
Finanziell können die Essener den Saisonausfall verkraften. Fehlende Einnahmen aus den Heimspielen und eingesparte Kosten für Auswärtsreisen und ausländische Spieler halten sich die Waage. Verheerender seien die Folgen laut Ziegler für die Außendarstellung des Klubs. Nach Jahren des Wachstums stehen die Cardinals nun vor der Aufgabe, auch ohne Spielbetrieb in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben. „Wir bleiben positiv und haben schon die ein oder andere Aktion geplant“, sagt Ziegler. Auch in diesem Jahr wird es also noch einiges geben von den Assindia Cardinals - nur keinen Zweitliga-Football.