Essen-Kettwig. Vor zehn Jahren stemmte die Boulegemeinschaft Kettwig den Bau einer eigenen Halle. Warum diese Entscheidung den Verein zum Erfolg geführt hat.

  • Boule verbinden viele immer noch mit dem Spiel auf öffentlichen Plätzen, und das nur bei gutem Wetter. Doch es geht auch wetterunabhängig in einer Halle.
  • Diese gibt es seit nunmehr zehn Jahren in Essen-Kettwig als Teil der Sportanlage an der Ruhrtalstraße.
  • Für die Boulegemeinschaft (BG) Kettwig ist die eigene Halle ein Erfolgsmodell.

Die Boulehalle in Kettwig, in Fachkreisen Boulodrome genannt, ist ein Erfolgsmodell. Fast jeden Tag sind die acht Bahnen in Betrieb. Irgendwie finden sich immer Menschen zusammen, die eben keine ruhige Kugel schieben möchten, sondern das Beisammensein beim Freizeitsport genießen. In diesen Tagen feiert die Boulehalle als Bestandteil der Sportanlage Ruhrtalstraße ihr zehnjähriges Bestehen.

In der Kettwiger Halle treffen sich Gleichgesinnte

Christa Heidrich, Gerd Schütte, Günter Dufeu und Günter Strootmann messen den Abstand zwischen den Kugeln. Wer ist am nächsten dran zum „Schweinchen“?
Christa Heidrich, Gerd Schütte, Günter Dufeu und Günter Strootmann messen den Abstand zwischen den Kugeln. Wer ist am nächsten dran zum „Schweinchen“? © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Aus dem Vereinsleben der Boulegemeinschaft ist die Halle nicht mehr wegzudenken“, sagt Christa Markus lachend. Die 67-jährige ehemalige Schulleiterin aus dem benachbarten Heiligenhaus hat die Sportart Pétanque bei Frankreich-Urlauben mit Faszination beobachtet und ist nun schon seit einigen Jahren selbst dabei, die Metallkugeln gezielt in der Nähe des „Schweinchens“, der kleinen Holzkugel, zu platzieren.

Prominenter Boulespieler des Vereins: Uwe Karl Heinrich Lyko, Kabarettist und Komiker alias Herbert Knebel, wirft locker aus dem Handgelenk.
Prominenter Boulespieler des Vereins: Uwe Karl Heinrich Lyko, Kabarettist und Komiker alias Herbert Knebel, wirft locker aus dem Handgelenk. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Es macht einfach Spaß“, sagt Christa Markus und ist froh, in Kettwig Gleichgesinnte anzutreffen, die etwas für die Gesundheit tun möchten und das in lockerer Runde. „Der Vorteil ist, dass wir in der Halle bei Wind und Wetter spielen können.“ 30 Spieler fänden dort Platz.

Die Idee zu einer Boulehalle entstand im Jahr 2007

Die Idee, eine vereinseigene Boulehalle auf dem Gelände an der Ruhrtalstraße zu errichten, hatte im Jahr 2007 der derzeitige erste Vorsitzende der Boulegemeinschaft (BG) Kettwig, Andreas Klapdor. Es war zunächst eine Vision, aber trotz vieler Bedenken, ob der damals knapp 50 Mitglieder zählende Verein ein solches Projekt stemmen könnte, verfolgte er die Idee beharrlich weiter, überwand alle bürokratischen und finanziellen Hürden.

Im Ring stehen ist Pflicht für alle Spieler, damit das Pétanque-Spiel korrekt gewertet werden kann. Ein Magnet hilft beim Aufheben der Kugeln.
Im Ring stehen ist Pflicht für alle Spieler, damit das Pétanque-Spiel korrekt gewertet werden kann. Ein Magnet hilft beim Aufheben der Kugeln. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

So erfolgte schließlich durch den damaligen Bezirksbürgermeister Michael Bonmann am 1. Oktober 2011 der erste Spatenstich für den Bau der Halle. Die Arbeiten am Fundament, der Aufbau der Halle und die Arbeiten am Hallenboden wurden bei teilweise sehr winterlichem Wetter von zahlreichen Vereinsmitgliedern bis Anfang Januar 2012 bewältigt. Dabei brachten die Mitglieder mehrere Tausend Stunden Eigenleistung ein.

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Skeptiker stellten den Erfolg einer solchen Halle in Frage

Jorgo Dimitradis, Vorsitzender des Vereins zu dem Zeitpunkt, erinnert sich: „Als wir 2007 die Idee, eine Boulehalle zu bauen, vorstellten, wurden wir belächelt. 2012 – die Halle stand – gab es die Skeptiker, die den Erfolg in Frage stellten. Heute werden wir um die Halle beneidet.“ Ohne die Unterstützung der Stadt, der Sparkasse Essen und vor allem der tatkräftigen Vereinsmitglieder wäre der Bau allerdings nicht zu bewältigen gewesen.

Fast täglich geöffnet

Die Kettwiger Boulespieler sind sportlich sehr erfolgreich. Die erste Mannschaft spielt in der NRW-Liga, die zweite in der Bezirksliga Ruhrgebiet, die dritte ist in der Bezirksliga B aktiv.

Wer Entspannung, Spaß, Abwechslung und ungezwungene Gesellschaft sucht: Die Boulehalle an der Ruhrtalstraße 298 ist fast täglich geöffnet. Weitere Informationen gibt es auf www.boule-kettwig.de.

Andreas Klapdor betont, dass der Verein damals ein finanzielles Risiko eingegangen sei. Es mussten Kredite in Höhe von 100.000 Euro aufgenommen und zurückbezahlt werden. Durch eine solide Finanzplanung und die Unterstützung vieler Vereinsmitglieder wurde mit Beginn des Jahres 2022 die letzte Rate getilgt, so dass die Halle abbezahlt und die BG Kettwig schuldenfrei ist.

Der Bouleverein zählt inzwischen 109 Mitglieder

Johannes Stürznickel, ein „Urgestein“ der BG Kettwig, erklärt mit sichtlicher Begeisterung: „Dass die Halle heute so intensiv genutzt wird und nun sogar abbezahlt ist, lag damals außerhalb meiner Vorstellungskraft. Die Halle ist nach meiner Meinung ein leuchtendes Beispiel dafür, wozu die Boulegemeinschaft Kettwig und ihre Mitglieder in der Lage sind.“

Nicht zuletzt hat der Bau der Halle einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Vereins: Er zählt inzwischen 109 Mitglieder. Damit gehört die BG Kettwig zu den größten Boulevereinen in NRW und zu den wenigen Vereinen, die eine eigene Boulehalle haben.