Essen-Kettwig. Wie der Essener Fußballverein FSV Kettwig am 14. August seinen hochwassergeschädigten Mülheimer Nachbarn von der DJK Mintard helfen möchte.

Die Menschen an der Ruhr wurden auf die Probe gestellt. Das Hochwasser zerstörte vieles, aber Freundschaften hielten stand. Der Fußballverein FSV Kettwig möchte nun seinen Mülheimer Nachbarn von der DJK Blau-Weiß Mintard in der Not mit einem Benefiztag helfen.

War war passiert? Zunächst stand das Wasser der eigentlich 400 Meter entfernten Ruhr nur knöchelhoch, doch plötzlich flutete es bis zur Hüfte, berichtet Marco Guglielmi, sportliche Leiter der DJK. „Anfangs haben wir noch versucht, zu retten, was zu retten war. Dann hat die Feuerwehr uns aber aufgefordert, uns selbst in Sicherheit zu bringen.“ Mit einem miesen Gefühl verließen die Blau-Weißen ihre Anlage.

Vom Vereinsheim bleiben nur die Grundmauern

Die Ruhr überflutete das Gelände des DJK BW Mintard. Der Kunstrasen wurde schwer beschädigt, das Vereinsheim ist kaputt.
Die Ruhr überflutete das Gelände des DJK BW Mintard. Der Kunstrasen wurde schwer beschädigt, das Vereinsheim ist kaputt. © Patrick Radtke

Als das Hochwasser abgelaufen war, bot sich ein Bild der Verwüstung: „Überall lagen tote Tiere herum, sogar Fische. Der Kunstrasen hatte sich aufgewölbt wie ein Hefeteig und ist aufgerissen. Unheimlich viel ist kaputt gegangen. Von den Umkleiden, den Duschen, von unserem Vereinsheim bleiben wohl nur die Grundmauern.“

Der Vorsitzende des Kettwiger FSV, Dirk Petermann, kann nachvollziehen, wie sich das anfühlt: „So ein Clubhaus ist doch der Mittelpunkt des Vereins. Da sind ja auch unersetzliches Erinnerungen verloren gegangen.“

Erlös des Aktionstages geht komplett nach Mintard

Petermann berichtet, wie sein Verein helfen möchte: mit einem Benefiztag, dessen Programm Vorfreude auslöst. Der FSV lädt die DJK am kommenden Samstag, 14. August, zum sportlichen Vergleich ein: „Gleich acht Lokalduelle auf einen Schlag hat man noch nie erlebt. Das sind reizvolle Duelle.“

Für das Drumherum sei gesorgt: „Wir haben großzügige Unterstützung erhalten von Kettwiger Unternehmen, die uns mit gespendeten Getränken, Grillwaren und Brötchen versorgen werden. Unsere Spielermamas backen Kuchen und Waffeln, dazu gibt es leckeren Kaffee.“ Der Erlös gehe dann komplett an die hochwassergeschädigten Mintarder.

Die Platzanlage des DJK Blau-Weiß Mintard am Tag der Hochwasserkatastrophe.
Die Platzanlage des DJK Blau-Weiß Mintard am Tag der Hochwasserkatastrophe. © Hans Blossey

Nach dem letzten Spiel werde noch lange nicht Schluss sein: „Danach freuen wir uns auf die dritte Halbzeit. Wir möchten gerne ein paar gesellige Stunden verbringen. Da werden wir die Spendenbüchse endgültig randvoll bekommen.“

Kettwiger Sportler zeigten spontan Solidarität

Unzählige Derbys haben die Nachbarn ausgefochten, es gibt viele Freundschaften. Als die Kettwiger vom Mintarder Unglück erfuhren, wollten sie spontan ihre Solidarität zeigen, sagt Slavko Franjic. Er ist beim FSV der sportliche Leiter, zugleich Trainer der Ersten Herren. Spielte selbst sechs Jahre lang in Mintard, kennt Marco Guglielmi noch aus gemeinsamen Jugendzeiten: „Wir haben keine Sekunde gezögert. Ganz schnell kam der Gedanke eines Benefiztages für unsere Nachbarn auf. Wir wollen der DJK helfen. Andersherum würden die Mintarder uns doch auch unterstützen.“

Zeitplan am Benefiztag und Spendenmöglichkeiten

Insgesamt acht FSV-Teams kicken am Samstag, 14. August, auf der Kettwiger Sportanlage, Ruhrtalstraße, gegen ihre Mintarder Gäste. Es beginnt um 11 Uhr mit Spielen der Bambini, der F- und E-Jugenden, der D-Junioren. Gegen 12 Uhr zeigen die Cheerleader der Assindia Cardinals ihr Können. Ab 16 Uhr messen sich die Altherren beider Vereine.

An diesem Tag darf eifrig gespendet werden, die DJK Mintard nennt aber auch ein Spendenkonto. Unter IBAN DE35 3625 0000 0353 3358 39 kann bei der Sparkasse Mülheim unter dem Stichwort: „Welle schlägt Hochwasser“ gespendet werden. Per PayPal kann an die Adresse fluthilfe@echtefuffziger.de gespendet werden.

Marco Guglielmi nickt: „Seit drei Wochen malochen freiwillige Helfer aus dem Verein, hämmern, hacken, stemmen den Estrich auf und klopfen die Fliesen ab. Der Kunstrasen wurde behelfsmäßig geflickt und wir haben Umkleidecontainer bekommen.“ Vielleicht könne so ein halbwegs regulärer Spielbetrieb durchgeführt werden, bis eine endgültige Entscheidung getroffen sei. Denn Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz habe sich zwar ein Bild gemacht vor Ort. Doch inwieweit die hoch verschuldete Stadt helfen könne, sei offen.

Auch die Jüngsten sind beim Benefiztag dabei

Die Anlage selbst hat der Verein von der Kirche gepachtet, den Kunstrasen weitgehend aus eigenen Mitteln finanziert. Die Stimmung sei dementsprechend gedrückt. Und doch gebe es Hoffnung, das Hilfsangebot der Kettwiger sei im Verein jedenfalls sehr gut angekommen: „Wir sind überwältigt von der Anteilnahme. Eine Riesengeschichte, die der FSV da für uns aufzieht. Ein ganz großes Dankeschön. Der Amateurfußball hält zusammen.“

Fußball kennt keine Grenzen. Das beweisen auch zwei Jungs im Vereinsdress. Guglielmis Sohn Matteo ist Torwart der Mintarder F-Jugend. Er kickt ein wenig mit dem sechsjährigen Leon, torhungriger Stürmer der Kettwiger Bambini. Der siebenjährige Matteo geht zuversichtlich ins Derby am Samstag: „Zuletzt haben wir unentschieden gespielt. Aber diesmal gewinnen wir, denke ich.“