Essen. OB Kufen hat sich an das NRW-Wirtschaftsministerium gewendet. Nach einer Mitteilung der Stadtwerke fürchtet die Stadt Essen Probleme beim Heizen.

  • Die Stadtwerke Essen haben der Essener Stadtverwaltung mitgeteilt, dass sie Probleme beim Heizen befürchteten. Grund dafür seien die kaum zur Hälfte gefüllten Gasspeicher.
  • OB Kufen hat dem NRW-Wirtschaftsminister daraufhin einen Brief geschickt und Lösungen angemahnt, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
  • Nach einer Krisensitzung der Stadt findet auch Ordnungsdezernent Christian Kromberg deutliche Worte.

Oberbürgermeister Thomas Kufen ist besorgt, dass Essen in den nächsten Wochen in eine Mangelsituation bei der Gasversorgung gerät. Er hat jüngst in einem Schreiben an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) Lösungen angemahnt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Hintergrund der OB-Sorgen ist eine Mitteilung der Stadtwerke Essen an die Stadtverwaltung, die wegen der kaum zur Hälfte gefüllten Gasspeicher Probleme beim Heizen befürchtet. Verantwortlich dafür sind nach Angaben der Energiewirtschaft die außergewöhnlich geringen Liefermengen aus Russland.

Gasmangel? Krisensitzung fand in Essen statt

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In einer Krisensitzung mit den Stadtwerken, dem Essener Fernleitungsbetreiber Open Grid Europe und Ordnungsdezernent Christian Kromberg wurde jüngst die Lage erörtert. Kromberg zeigte sich irritiert darüber, dass die Stadtwerke auf die Probleme aufmerksam machen und nicht zentrale Instanzen wie zum Beispiel die Bundesregierung: „Ich habe die Erwartungshaltung, dass wir über die derzeitige Situation und die absehbaren Szenarien zeitnah informiert werden.“

Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg: „Ich habe die Erwartungshaltung, dass wir über die derzeitige Situation und die absehbaren Szenarien zeitnah informiert werden.“
Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg: „Ich habe die Erwartungshaltung, dass wir über die derzeitige Situation und die absehbaren Szenarien zeitnah informiert werden.“ © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Drohe eine Mangellage, muss die Stadt ein Notfallszenario erstellen, um kritische Infrastruktur und besonders sensible Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Altenheime bevorzugt mit Gas zu versorgen. Falls Haushalte von der Gasversorgung gekappt werden, müssten beispielsweise auch Wärmeinseln geschaffen werden, damit die Menschen sich aufwärmen könnten. „Es stellen sich 100 Fragen“, so Kromberg.

Experten fürchten, dass Notfallpläne nicht ausreichen

Es existiert ein „Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland“, der die Gewährleistung der sicheren Gasversorgung sicherstellen soll. Dieser Plan wurde gemäß einer EU-Verordnung erstellt. Gegenüber dem Handelsblatt äußerte ein Sprecher der EU-Kommission, dass die Notfallpläne angemessen seien – was Experten im Ernstfall aber bezweifelten, die Lage sei ernst.

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Letzteres bekommen die Endverbraucher bereits zu spüren, seit einiger Zeit schießen die Gaspreise nach oben. „Die Preissteigerungen haben eine neue Dimension erreicht“, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW jüngst unserer Zeitung. „Das geht für die Verbraucher richtig ins Geld. Für Wohnungseigentümer und mit etwas Abstand dann für Millionen Mieter wird das ein Heizkosten-Hammer.“

Und es ist zu befürchten, dass sich die Situation erst einmal nicht entspannt. In den kalten Wintermonaten ist der Bedarf an Gas ohnehin um ein Vielfaches höher als in der wärmeren Jahreszeit. Hinzu kommen die bereits angesprochenen, nur zur Hälfte gefüllten Gasspeicher und die geringen Gasliefermengen aus Russland – die in Anbetracht der Ukrainekrise und einer Eskalation noch geringer ausfallen könnten, wenn nicht gar ganz zum Erliegen kommen könnten. Laut Handelsblatt arbeiten die EU sowie die USA an einem Plan, im Fall eines Lieferstopps die Gasversorgung sicherzustellen – die Abhängigkeit von Russland aber ist enorm.

In Essen bereite sich die Verwaltung noch nicht auf eine Notlage vor, doch benötige man Vorlauf, sollte sie eintreten. Viel werde davon abhängen, ob der Winter streng werde oder eher mild. In seinem Brandbrief an Pinkwart spricht OB Kufen von ernstzunehmenden Prognosen, die eine dramatische Lage möglich erscheinen ließen.