Essen. Auf Kunden der Stadtwerke Essen kommen ab Januar deutliche Preiserhöhungen zu. Und: Wer neuer Kunde werden will, zahlt noch viel mehr.

Viele Essener Haushalte bekommen dieser Tage Post von den Stadtwerken Essen. Die Nachricht ist alles andere als erfreulich: Die Stadtwerke erhöhen die Preise für ihre Kunden auf breiter Front. Wie der Versorger am Montag bekanntgab, werden sowohl Gas und Strom wie auch Trinkwasser ab 1. Januar 2022 teurer.

Neu ist: Die Stadtwerke unterscheiden dabei zwischen Neukunden und Bestandskunden. Das heißt: Haushalte, die ab sofort einen Gas- oder Strom-Vertrag abschließen, müssen dabei deutlich tiefer in die Tasche greifen, als diejenigen, die bereits Kunde oder Kundin bei den Stadtwerken sind.

Vor allem Heizen mit Gas wird den Geldbeutel ab dem nächsten Jahr deutlich mehr belasten als bislang: Wie die Stadtwerke mitteilten, müssen Kunden mit dem Tarif „Essen Gas“ im Durchschnitt 15 bis 18 Prozent mehr bezahlen als zurzeit.

Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das: Dieser zahlt im Jahr dann über 210 Euro mehr. In einem Sechs-Parteien-Haus mit einem Jahresverbrauch von etwa 65.000 Kilowattstunden erhöht sich die Rechnung pro Mietpartei rein rechnerisch um knapp 120 Euro pro Jahr.

Stadtwerke Essen liegen im bundesweiten Durchschnitt

Mit ihrer Erhöhung für bestehende Kunden liegen die Stadtwerke dennoch etwa im bundesweiten Durchschnitt der knapp 100 Versorger, die zuletzt Preisanhebungen angekündigt hatten. Im Schnitt steigt der Erdgas-Preis bei diesen Unternehmen um 17 Prozent.

Große Unterschiede bei Bestands- und Neukunden

Erhöhung Gaspreis für Bestandskunden: Im Tarif „Essen Gas S“ erhöht sich ab 1. Januar 2022 der Brutto-Verbrauchspreis von jetzt 6,03 Cent pro Kilowattstunde auf 7,13 Cent. Im Tarif „Essen Gas M“ zahlen Kunden momentan noch 6 Cent, im neuen Jahr 7,10 Cent. Im Tarif „Essen Gas L“ sind es ab Januar 6,81 Cent statt derzeit noch 5,71 Cent. Wer als Neukunde einen Gasvertrag mit den Stadtwerken abschließt, zahlt Verbrauchspreise, die um mehr als das Doppelte teurer sind: Bei „Essen Gas S“ liegt der Verbrauchspreis bei 15,91 Cent, im Tarif M bei 15,87 Cent und im L-Tarif 15,61 Cent. Diese Preise gelten nicht erst ab Januar, sondern ab sofort. Das heißt für einen Haushalt im Tarif „Essen Gas S“ (11.000 kWh Jahresverbrauch): Bestandskunden zahlen aktuell 807,24 Euro im Jahr – ab Januar 928,24 Euro. Die Jahresrechnung für Neukunden beträgt 1894,04 Euro.

Die Stadtwerke drehen beim Gas damit nach nur einem Jahr erneut an der Preisschraube. „Bei der derzeitigen Lage auf den Energiemärkten kommen auch wir nicht mehr umhin, unsere Preise anzupassen“, erklärte Steffen Wöhler, Vertriebsleiter der Stadtwerke Essen. Neben den höheren Großhandelspreisen für Gas, die sich in diesem Jahr mehr als verdreifacht haben, wird auch der CO2-Preis weiter klettern.

Da die Stadtwerke gerade für Neukunden Gas am Großmarkt zu den aktuell hohen Preisen nachkaufen müssten, verteuern sich die Konditionen für diese sprunghaft. Sie zahlen bereits ab sofort mehr als das Doppelte als ein Bestandskunde (siehe nebenstehenden Kasten). Damit machen es die Stadtwerke für potenzielle Kunden eher unattraktiv, zu ihnen zu wechseln.

Gas-Grundversorgung wird für neue Kunden sprunghaft teurer

Außerdem erwartet der Versorger weitere Pleiten von Billiganbietern am Gasmarkt. Deren Kunden fallen dann in die Grundversorgung des jeweiligen lokalen Anbieters. Was das für die Betroffenen konkret heißt, zeigen die enormen Steigerungen in der Grundversorgung ab dem nächsten Jahr: Derzeit verlangen die Stadtwerke Essen für die Kilowattstunde 6,76 Cent brutto. Im kommenden Jahr steigt dieser Verbrauchspreis für Bestandskunden auf 8 Cent und somit um knapp 20 Prozent. Wer jedoch erst nach dem 1. Januar 2022 in die Gas-Grundversorgung fällt, muss 17,83 Cent berappen – das ist ein Plus von sage und schreibe mehr als 160 Prozent im Vergleich zu den jetzigen Preisen. (zum Preisblatt der Stadtwerke)

Die geteilte Preisgestaltung für Neu- und Bestandskunden begründen die Stadtwerke so: „Wir wollen unsere Bestandskunden soweit wie möglich von den aktuellen Turbulenzen verschonen“, betonte Vertriebschef Wöhler.

Zehntausende Kunden

Die Stadtwerke Essen beliefern nach eigenen Angaben rund 58.000 Kunden mit Erdgas, beim Strom sind es knapp 30.000 Kunden. Trinkwasser beziehen alle Essener Haushalte von den Stadtwerken. Die genannten Erhöhungen betreffen nur Verträge ohne eine Festpreisbindung. Die Kunden, die derzeit einen laufenden FixStrom-Tarif haben sind daher über ihre Preisfixierungen entsprechend abgesichert.

Auch beim Strom müssen Stadtwerke-Kunden deutlich tiefer in die Tasche greifen. Obwohl die Umlage für die Erneuerbaren Energien im kommenden Jahr sinkt, wird Strom bei den Stadtwerken um acht Prozent teurer. Dazu heißt es: „Durch die sinkende EEG-Umlage wird der Strompreis zwar im nächsten Jahr entlastet, aber die immens gestiegenen Einkaufspreise können dadurch nicht kompensiert werden.“ „Essen Strom“-Kunden mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden müssen ab Januar rund 6,80 Euro mehr pro Monat bezahlen. Das sind über 80 Euro mehr im Jahr.

Haushalte in Essen zahlen mehr fürs Trinkwasser

Schließlich müssen alle Essener Haushalte im kommenden Jahr auch noch fürs Trinkwasser mehr bezahlen. Der Verbrauchspreis steigt nach Angaben der Stadtwerke von 1,95 auf 2,02 Euro pro Kubikmeter. Der Grundpreis um 7,90 Euro auf dann 227,31 Euro pro Jahr. Laut Versorger wird Wasser damit um 3,6 Prozent teurer.