Essen. Erfolg für die Essenerin Franziska Dannheim und ihre „Oper légère“: Das ungewöhnliche Klassik-Konzept begeistert das Publikum seit 15 Jahren.

Einer muss auch in der Oper den Hut aufhaben. Zylinder oder Jägerhütchen – Franziska Dannheim kann einfach alles tragen. Und nicht nur optisch ist die Essener Sängerin wandlungsfähig wie wenig andere. Mit ihrer Stimme ersetzt die Künstlerin ein ganzes Ensemble, übernimmt den Sopran ebenso wie die Tenor-Arie. Mit der von ihr geschaffenen „Oper légère“ hat sie ein Format kreiert, das ngestammte Geschlechterrollen so heiter-originell und selbstverständlich ignoriert wie den Anspruch auf einen pompösen Bühnenapparat.

Musikalisch sind sie immer auf der Pirsch: Franziska Dannheim (li.) und Jeong-Min Kim machen auch den „Freischütz“ zum musikalischen Gemeinschaftserlebnis.
Musikalisch sind sie immer auf der Pirsch: Franziska Dannheim (li.) und Jeong-Min Kim machen auch den „Freischütz“ zum musikalischen Gemeinschaftserlebnis. © Monique Urbanski

Die Oper légère ist überall da, wo Menschen Freude an der klassischen Musik und Dannheims besonderer Aufführungs-Herangehensweise haben – im Bürgerhaus von Bühl ebenso wie in der Oberhausener Burg Vondern oder im Alten Bahnhof in Kettwig. Und im Werdener Bürgermeisterhaus, wo die Sängerin und ihre famose Begleiterin Jeong-Min Kim schon das zehnjährige Bestehen der erfolgreichen Reihe gefeiert haben, wird nun auch der 15. Geburtstag mit einem eigenen Jubiläums-Abonnement geadelt. Am 16. Januar 2022 startet das Programm. Bis in den März 2023 steht dort in jedem Monat eine der „Oper légère“-Produktionen auf dem Programm. Fans können sich auf ein Wiederhören mit Tosca und Tannhäuser, mit Carmen und der Fledermaus freuen.

Den großen Werken mit Augenzwinkern und trotzdem mit größtem Respekt begegnen

Franziska Dannheim hat sich schon so manchen Meilenstein der Musikgeschichte vorgeknöpft und mit leichter dramaturgischer Hand und musikhistorischen Hintergrundwissen aufbereitet. Diese gekonnt komprimierte, fundierte wie augenzwinkernde Aufbereitung klassischer Musikwerke ist das Rezept ihrer Oper légère, die immer aufs Neue beweist, dass man Wagner und von Weber durchaus mal von der heiteren Seite betrachten und den Werken trotzdem mit größtem Respekt begegnen kann. „Wir alle sind doch offener, wenn wir Spaß dabei haben“, sag Franziska Dannheim und ist überzeugt, dass ihr Klassik-Format so manches Mal schon Türöffner für den Besuch im großen Opernhaus gewesen ist.

„Coco-lorez“ heißt ja auch ihr erstes Ensemble, mit dem die in Tübingen und seit 1993 in Essen lebende Künstlerin gemeinsam mit der nicht minder grandiosen Carmela de Feo zunächst auf die Bühne tritt. Auf Tango und Comedy folgt zunächst das Format „Opera, Pasta e basta“. Doch statt kulinarischer Leckereien sind es bald vor allem die charmanten Moderationen der Sängerin, die zur beliebtesten Zutat werden. Weil aber immer wieder neue Tenöre gewonnen werden müssen, die auch die Bariton-Partien übernehmen, entschließt sich Franziska Dannheim irgendwann, einfach alles selber zu machen. Die „Oper légère“ ist geboren: Eine Stimme, ein Piano, eine Oper.

Zum 15-jährigen Jubiläum startet sie große Bestandsaufnahme im Werdener Bürgermeisterhaus. Aber nicht nur die Werke der vergangenen Jahre sind zu hören. Nach Beethoven und Bizet, Verdi und Puccini, Offenbach und Mozart steht nun auch der erste Russe auf dem Programm: Tschaikowskis „Eugen Onegin“ wird im Oktober Premiere haben. Eine neue Herausforderung in einer bis dahin völlig fremden Sprache. Und am Ende wieder ein weißes Fleckchen weniger auf der schon reich beackerten künstlerischen Landkarte: „Je mehr Oper ich mache, desto mehr verknüpft sich die Welt“, freut sich Franziska Dannheim.

Franziska Dannheim ist Sängerin, Autorin und Doris-Day-Kennerin

Infos zum Opern-Abo

Das Jubiläumsprogramm der „Oper légère“ startet am 16. Januar 2022, 18 Uhr, im Werdener Bürgermeisterhaus mit der „Fideleonore“ nach Ludwig van Beethoven.

Es folgen der „Barbier von Sevilla“ (13. Februar) und „Tosca“ (13. März) sowie ein Dutzend weiterer Werke. Die Reihe soll am 12. März 2023 mit Mozarts „Don Giovanni“ ausklingen.

Tickets und Infos zum Oper légère“-Ab unter www.buergermeisterhaus.de

Ausgiebig erkundet hat die Essener Künstlerin in den vergangenen Jahren aber nicht nur das weite Feld der Opernliteratur. Als Autorin und Verfasserin von kindgerechter Literatur feiert die 51-Jährige ebenso Erfolge wie als musikalische Märchenerzählerin. Ihre Liederabendprogramme mit Songs der Hollywood-Ikone Doris Day sind so souverän komponiert und recherchiert wie die Auseinandersetzung mit musikalischen Glaubens-Bekenntnissen in „Mariengrüße“.

Sängerin, Moderatorin, Dramaturgin und Intendantin in einer Person: Franziska Dannheim ist glücklich darüber, gewissermaßen eine eigene Musik-Sparte zum Ausleben aller Talente geschafften zu haben. Und dass die Stimmbänder diesen Parforceritt durch Höhen und Tiefen und alle Register der Musikliteratur seit 15 Jahren mittragen, das sei ein weiterer Grund zur Dankbarkeit, erklärt die Künstlerin.