Groß, größer, Wagner. Der Klang des Übermächtigen hallt im Jubiläumsjahr lauter denn je. Und deshalb ist es gut, wenn jemand kommt, und zum 200. Geburtstag von Richard Wagner auch mal über etwas anderes spricht. Über seine Schwäche für rosa Seidenunterwäsche beispielsweise, über die fiesen Hautausschläge, über die Schulden und die Frauen, die den nicht eben heldenhaft geratenen Richard oft größer sahen als er war. Aber vor allem spricht Sängerin Franziska Dannheim in ihrem neuen Programm der Reihe „Oper légère“ über den „Tannhäuser“.
Und wie sie das tut, mit leichter dramaturgischer Hand und großem musikhistorischen Hintergrundwissen, mit leisem Augenzwinkern und enorm variabler Stimme, die in zwei Stunden Wagner-Schnelldurchlauf Schwerstarbeit leistet, das ist das Besondere dieses Zwei-Frau-Musik-Betriebs (Jeong-Min Kim brilliert am Klavier), das Opernkost bekömmlich, aber nicht light serviert.
Freilich ist so ein Wagner-Frühwerk kein süffiger Verdi, ist weniger Mitmach- und-lach-Oper als Extrakt einer hochkomplexen Musikerwelt, die Franziska Dannheim zwischen Venusberg und Sängerkrieg aufs Kurzweiligste erdet. Dass Wagners Werk und Wesen nicht zu trennen sind, wie der unwiderstehliche Klang seiner Musik und der Schrecken seiner antisemitischen Schriften, ist Konzept. Dannheim zeigt, wie man dem „Lied vom Abendstern“ huldigen kann, ohne den Restwagner zu überschlagen, diesen Batzen an Erlösungs-Streben und XXL-Ego. Und so bringt sie Scherz, Biografie und tiefere Erkenntnis so locker zusammen wie stürmende Pilgerchöre und drängende Libido, und nicht zuletzt Schönklang und Schlagkraft einer Stimme.