Essen. . Carsten Linck hat die Leitung des Werdener Konzertsaals übernommen. Den besonderen Charme des Hauses will er bewahren und probiert trotzdem Neues aus

In der Politik ist die 100-Tage-Frist gemeinhin der Moment nachzufragen, ob der Neue im Amt angekommen ist. Doch für Carsten Linck, der Ende Juli als Nachfolger von Agnes Wallek offiziell die Geschäftsführung des Bürgermeisterhauses übernommen hat, dauert die gemeinsame Geschichte mit dem Werdener Konzerthaus-Kleinod eigentlich schon viel länger. Im Grunde hat sie schon vor fast 30 Jahren begonnen, als Linck zusammen mit seinem damaligen Duo-Partner die musikalische Visitenkarte als „Folkwang Gitarrenduo“ abgab. Das Konzert im Bürgermeisterhaus war 1987 die offizielle „Begutachtung“, um den honorigen Namen tragen zu dürfen. Heute sucht der einstige Folkwang-Absolvent Linck, der seither internationale Konzerterfahrungen gesammelt hat, wieder den intensiven Kontakt zur Hochschule in Werden, beispielsweise durch von Studenten organisierte Kinder- und Familienkonzerte. Die verstärkte Zusammenarbeit mit der Folkwang-Uni ist aber nur eines von vielen Projekten, das sich der 54-Jährige vorgenommen hat.

Linck will Neues ausprobieren, ohne die bewährten Programm-Standbeine des Bürgermeisterhauses umzuwerfen. In einem Haus, das Klassik und Jazz, Kabarett und Kunstausstellungen schon unter einem Dach vereint, ist eben vieles möglich. Sofern man für neue Ideen auch wieder neue Sponsoren findet, mit denen Linck längst in Verhandlung getreten ist.

Schon haben sich neue Formate geformt. Ein Mitsing-Nachmittag zusammen mit der Essener Sängerin Franziska Dannheim hat die erfolgreiche Startphase hinter sich. Die Neue Musik könnte künftig eine größere Rolle spielen, Musikvermittlung könnte in Form von Gesprächskonzerten forciert werden, auch eine Kooperation mit dem Klavier-Festival Ruhr und öffentliche Meisterkurse im Sommer gehören zu den Überlegungen, die das ohnehin schon vielseitige Aufgabenfeld im Bürgermeisterhaus noch bunter machen können.

Es zählt die persönliche Atmosphäre

„Ich organisiere gern“, sagt Carsten Linck, der mit seiner Familie zuletzt einige Jahren auf den Philippinen gelebt hat und auch von dort aus mit Duo-Partner Thomas Hanz das Gitarrenfestival Ruhr auf die Beine gestellt hat. Aus der Fernregie ist nun wieder ein Heimspiel geworden. Im Werdener „Kulturwohnzimmer“, wie viele das Bürgermeisterhaus empfinden, ist Linck nun Hausherr, aber auch der Gastronomie-Chef, der Marketing-Verantwortliche, Programmmacher und manchmal auch der Mann, der das Künstlerzimmer mal frisch durchstreicht.

Konzertausblick

Die nächste Gelegenheit, um den Musiker Carsten Linck zu erleben, gibt es am Freitag, 18. November, 19.30 Uhr. Dann präsentiert sich Linck im Duo mit Stefanie Quintin, Gesang.

Die Künstler kennen sich schon seit der Zeit auf den Philippinen. Auf dem Programm stehen Werke von Brahms, Schubert, Giuliani, Donizetti und Bellini sowie philippinische Folksongs.

Eine gewisse „Heimeligkeit“ spricht schließlich nicht gegen künstlerischen Anspruch. Und Linck weiß, was das Konzerthaus den großen Sälen voraus hat: die persönliche Atmosphäre. Dazu kann die Begrüßung am Eingang ebenso gehören wie ein kurzer Anruf statt der Mail. Linck weiß den besonderen Geist des Hauses zu schätzen und auch, „wie viel Persönlichkeit von Agnes Wallek darin steckt“, die als tatkräftige Beraterin weiterhin an der Heckstraße anzutreffen ist. Bei rund 80 bis 100 Veranstaltungen pro Jahr ist Unterstützung herzlich willkommen. Und schließlich will der Künstler, der nun andere Künstler ans Haus holt, auch noch selber aktiv sein. Als „Duo Ascolto“ gastiert Linck weiterhin mit der Flötistin Susanne Wohlmacher. Die „Auswärtsspiele“ sind eben nur noch ein Teil der Musiker-Vita. Carsten Linck ist im Bürgermeisterhaus angekommen.