Bochum. . Mit ihren klug ausgetüftelten Miniaturen großer Werke des Musiktheaters feiert Sängerin Franziska Dannheim Erfolge. Diesmal: Strauss’ „Fledermaus“.

  • Nach „Don Giovanni“ und „Barbier von Sevilla“ bereits der dritte Auftritt des Duos
  • Erstmals bieten Sopranistin und Pianistin keine Oper, sondern eine berühmte Operette
  • Sängerin scherzt mit dem Publikum und erklärt viel zur Entstehung und Handlung des Werks

Mozarts „Don Giovanni“ war der erste Streich, wenig später folgte Rossinis „Barbier von Sevilla“. Jetzt gastierten Sopranistin Franziska Dannheim und Pianistin Jeong-Min Kim in ihrer Reihe „Oper légère“ bereits zum dritten Mal in den Kammerspielen – mit der „Fledermaus“ von Johann Strauss.

Ihr Konzept ist so mutig wie schlüssig: Dannheim singt sämtliche Partien, Kim begleitet sie dabei am Flügel. Zum ersten Mal allerdings stand keine Oper auf dem Programm, sondern eine Operette, besser: „die Königin der Operetten“, wie Dannheim sagte.

Die dunklen Kostüme, die beide trugen, sollten nicht über die fast unverschämte Leichtigkeit des 1874 uraufgeführten Stücks hinwegtäuschen. Arien wie „Glücklich ist, wer vergisst“, „Ich lade mir Gäste ein“ oder „Mein Herr Marquis“ sind heute und waren bereits zu Strauss‘ Lebzeiten regelrechte Gassenhauer.

Auch Opernkenner erfahren Neues

Doch Dannheim beließ es nicht bei ihrem an diesem Abend wieder gut aufgelegten Sopran. Sie scherzte, erklärte Handlung und Entstehung der Operette. Schön, wie die dunkelhaarige Schwäbin ihre koreanische Partnerin vorstellte: „Sie ist Generalmusikintendantin und Orchester in einem.“

Interessant und auch für manchen Opernkenner neu waren einige Informationen, die die 46-Jährige lieferte. So habe sich Johann Strauss für seine „Fledermaus“ auch vom Komponisten und Zeitgenossen Jacques Offenbach („Hoffmanns Erzählungen“) inspirieren lassen. Nach musikalischen Parallelen muss man aber lange suchen.

Dannheim versuchte bereits beim zweiten Lied, für Stimmung zu sorgen. Das war zu früh - der Funke sprang nicht gleich über. Als sie das Publikum bei „So muss allein ich bleiben“ zum Mitsingen des Refrains „Oh Gott, wie rührt mich dies!“ aufforderte, war die Reaktion relativ lahm. Das änderte sich im Verlauf der rund 70-minütigen Darbietung. Bei „Glücklich ist . . .“ wurde mitgesungen und geschunkelt.

Eigenwillige Taktstruktur

„Die Fledermaus“ hätte mehr als die rund 160 Gäste verdient gehabt. Allein Dannheims Witz, der beim Barbier noch stellenweise bemüht wirkte, lohnte einen Besuch. Die eigenwillige Taktstruktur des Walzers erklärte die Diva zunächst mit sinnlichen Bewegungen, um dann zu sagen: „Der Wiener Walzer sollte eigentlich unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.“ Worauf das Lied „Welch ein Fest“ angestimmt wurde. Und genau das war es auch.

Welch tolle Leistung Jeong-Min Kim am Flügel zeigte, wurde deutlich, als Dannheim nach dem vierten Vorhang vor ihr nieder kniete und ihr einen Handkuss gab. Hach.

Zur Person: Franziska Dannheim

Franziska Dannheim (46) absolvierte ihre Gesangsausbildung in Stuttgart und Essen. Ab 1998 war sie Sängerin der Tango-Formation „Primavera del Tango“. Gemeinsam mit Carmela De Feo gründete sie 2000 das Tango Comedy-Duo „Coco-lorez“ (Akkordeon und Gesang). Seit 2007 ist sie mit der Reihe „Oper légère“ in ganz Deutschland unterwegs. Verheiratet ist sie mit dem Schauspieler Felix Vörtler. Sie haben drei Söhne.