Essen-Frintrop. Kirche geht neue Wege: Erstmals leiten zwei Frauen als Doppelspitze eine Pfarrei im Bistum Essen. Was in St. Josef in Frintrop nun passiert.
Kirche beschreitet neue Wege: Erstmals leiten im Bistum Essen zwei Frauen gemeinsam eine Pfarrei. Als Pfarrbeauftragte werden sich ab dem 1. Oktober die Gemeindereferentinnen Sabine Lethen und Stephanie Czernotta diese Aufgabe in der Kirchengemeinde St. Josef in Essen-Frintrop teilen. Was beide von ihrem neuen Job erwarten.
Im Bistum Essen herrscht schon länger Priestermangel – und in der Pfarrei St. Josef spätestens seit sich der langjährige Pfarrer Wolfgang Haberla in den Ruhestand verabschiedete. Bereits Anfang Juni hatte das Bistum daher die Gremien der Pfarrei über verschiedene alternative Leitungsformen informiert. Nun wird es in Frintrop eine Teamlösung geben. Ein Novum im Bistum Essen.
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Während in Altena bereits seit dem Frühjahr Gemeindereferentin Sandra Schnell als erste Pfarrbeauftragte eine Pfarrei leitet, werden sich Sabine Lethen und Stephanie Czernotta die Führungsaufgaben teilen. Ihnen zur Seite steht als moderierender Priester künftig Ingo Mattauch, Pfarrer der Pfarrei Cosmas und Damian im Essener Nordosten.
„Der Abschied von der Kirche St. Paulus war richtig. Aber das Herz tut weh.“
Sabine Lethen ist bereits seit 2003 als Gemeindereferentin im Ruhrbistum tätig und leitet seit 2017 die Gemeinde St. Paulus (Gerschede/Dellwig), die neben der Gemeinde St. Antonius Abbas (Schönebeck/Bedingrade) ebenfalls zur Pfarrei St. Josef gehört.
Noch im Juni hatten sie und ihre Gemeinde Abschied von der Kirche St. Paulus nehmen müssen. Am Standort in Gerschede soll künftig ein neues Quartier in Trägerschaft der CSE Raum für Wohnen, Tagespflege und Hospiz bieten. „Der Verstand sagt, dass diese Entscheidung richtig ist, aber das Herz tut weh“, sagt Lethen.
Mit der neuen Tandemlösung kann die 63-Jährige sehr gut leben, auch wenn, wie sie sagt, künftig deutlich mehr administrative Aufgaben auf sie zukommen werden. „Ab dem 1. Oktober trage ich die Verantwortung für alle drei Gemeinden in der Pfarrei St. Josef. Das war nicht zuletzt das Hauptargument dafür, diesen Posten auf mehrere Schultern zu verteilen. Da sind beide Referentinnen auf Augenhöhe.“ Im Vergleich zu Altena verfolge man in Frintrop ein alternatives Konzept.
Beide Referentinnen sehen der Doppelspitze in Essen-Frintrop optimistisch entgegen
Auch Stephanie Czernotta sieht der Doppelspitze mit Optimismus entgegen. Die Wattenscheiderin ließ sich zunächst im Bistum Essen zur Gemeindereferentin ausbilden, wechselte im Anschluss daran jedoch erst nach Erfurt und später weiter in die Schweizer Gemeinde Rheineck am Bodensee, wo sie bereits als Pfarreibeauftragte tätig war. „Als ich mich auf die neue Stelle in Frintrop beworben habe, stand dieses Modell bereits als mögliche Variante im Anforderungsprofil.“
Bistum Essen vereint 40 Pfarreien
Das Bistum Essen vereint 40 Pfarreien mit 169 Ortsgemeinden sowie 30 „muttersprachliche“ Gemeinden, z.B. spanische oder italienische Katholiken. Bistumsweit sind etwas mehr als 200 Priester im aktiven Dienst. Hinzu kommen rund 200 Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten sowie 34 Diakone.
In den Pfarreien begegnet man dem Personalmangel folgendermaßen: Neben den Lösungen in Altena und Frintrop wurden je zwei Pfarreien zusammengefasst: in Altenessen und Katernberg/Stoppenberg/Frintrop zur Pfarrei Hl. Cosmas und Damian sowie in Gelsenkirchen. Mehrere Pfarrer leiten zwei Pfarreien.
Ihre Mitstreiterin hat Stephanie Czernotta bereits vor ihrem offiziellen Amtsantritt kennenlernen dürfen. Zuerst im Telefonat und Videokonferenz und zuletzt bei einem persönlichen Treffen vor Ort. „Ich ziehe gerade um ins Pfarrhaus St. Josef. Auch wenn von uns keine Residenzpflicht erwartet wird, erscheint es mir sinnvoll, am Ort zu wohnen.“ Für die 49-Jährige bedeutet dies auch eine Rückkehr in die alte Heimat Essen, „denn in Holsterhausen bin ich zur Schule gegangen“.
Das erste Treffen verlief offensichtlich positiv: Die Chemie stimmt“, sagt Sabine Lethen. „Wenn dies nicht der Fall wäre, hätte ich den Job auch nicht angenommen.“ Die Entscheidung zur Doppelspitze bewertet Stephanie Czernotta „als sehr mutig“. Als Quotenfrau habe sie sich allerdings nie gesehen. „Ich begrüße es aber, dass es im Bistum diese Möglichkeit gibt.“
Sabine Lethen hat ihr angestammtes Büro in St. Paulus bereits geräumt, „da das Areal in Gerschede ja neu überplant wird“. Sie arbeitet seit April vom neuen Büro an der Franziskus-Kirche in Bedingrade aus. Stephanie Czernottas Büro ist im Pfarrhaus in Frintrop angesiedelt. Pfarrer Mattauch indes wird nur für seine Dienste nach Frintrop kommen. Darüber hinaus feiern in Zukunft sowohl Mattauch aber insbesondere die Pastöre aus der Pfarrei St. Josef die Eucharistiefeiern und spenden die weiteren Sakramente.