Frintrop. . Der drohende Abriss der Schönebecker Pfarrkirche St. Antonius Abbas mobilisierte die dortigen Katholiken und führte zum Triumph ihrer Kandidaten.
Bei den Kirchenvorstandswahlen der Großpfarrei St. Josef in Frintrop haben sich die fünf Kandidaten aus der Schönebecker Gemeinde St. Antonius Abbas mit großer Mehrheit durchgesetzt. Mit 760 erhielt Michael Holtwiesche die meisten Stimmen. Die Facebook-Gruppe „Wir sind Abbas!“ feierte das Resultat als „Kantersieg“.
Hintergrund: Wegen des anhaltenden Konflikts um die mögliche Schließung und den Abriss der Schönebecker Gemeindekirche St. Antonius Abbas hängt der Haussegen in der Großpfarrei St. Josef schief. Folge war eine deutlich höhere Wahlbeteiligung vor allem in Schönebeck. Es konnte in dieser Situation nicht überraschen, dass die in normalen Zeiten eher unspektakuläre Wahl für die Kirchengremien zu einer Art Machtkampf wurde.
Nach Auskunft von Pfarrer Wolfgang Haberla war die Wahlbeteiligung etwa doppelt so hoch wie bei früheren Wahlen, auch in St. Paulus und St. Franziskus, aber eben offenkundig besonders in St. Antonius Abbas. Hier hatte die Facebook-Gruppe für die Schönebecker Kandidaten getrommelt, damit aber auch für großen Unmut gesorgt hat. „Die Facebook-Seite war für gemeinsames Arbeiten unproduktiv“, umschreibt Michael Holtwiesche seine Verärgerung noch zurückhaltend.
Wahlkampf der Facebook-Gruppe von St. Amtonis Abbas polarisierte
Besonders der im Internet veröffentliche Flyer mit der Kandidatenliste hat auch in Nachbargemeinden für Kopfschütteln gesorgt. Denn auf ihm fehlen die Namen der Bewerber aus der St. Franziskus-Gemeinde. Begründet wird es mit deren Ablehnung, auf dem Flyer genannt zu werden. „Da springe ich einen Meter aus dem Anzug“, schimpft Michael Holtwiesche, der schon seit 20 Jahren im Kirchenvorstand mitarbeitet. „Wir distanzieren uns von dem Flyer, der ist einzig eine Sache der Facebook-Gruppe.“
Tatsache ist, dass sich kein Kandidat aus St. Franziskus, aber alle aus Schönebeck mit deutlichem Stimmenvorsprung durchgesetzt haben. Hinter Michael Holtwiesche folgen Reinhold Schramm (665), Thomas Hengst (594), Thomas Angenendt (556) und Rainer Becker (537). Dazwischen steht mit Fritz Ludger Brüggemann (566) ebenfalls ein Schönebecker, der sich in Eigeninitiative auf die Kandidatenliste hat setzen lassen. Die übrigen zwei Plätze dieses Wahlgangs belegen mit deutlichem Abstand Wilhelm Lethen (480) und Hans-Josef Albrecht (349), beide aus Bedingrade.
Es könnte noch Einsprüche wegen der Wahlwerbung geben
Ob sich „Wir sind Abbas!“ mit der Wahlwerbung möglicherweise ein Eigentor geschossen hat, bleibt abzuwarten. Zwei Wochen beträgt die Einspruchsfrist gegen das Ergebnis. Für Verwirrung sorgt der Hinweis auf der Homepage von St. Josef, „ob es aufgrund von möglicherweise irregulären Eingriffen autorisierter Gremien in die Wahlwerbung noch Einsprüche zur Wahl geben wird“.
Herbert Fendrich (65), seit 30 Jahren Mitglied im Kirchenvorstand und stellvertretender Vorsitzender, zu den Hintergründen: „Wahlwerbung bis kurz vor das Wahllokal ist schon heikel. Ich weiß aber nicht, ob wir es rechtlich prüfen lassen.“ Dementsprechend angespannt sei die Stimmung bei der Auszählung der drei Wahlurnen gewesen.
An Lösungen mitarbeiten sei jetzt das Entscheidende
Auffällig seien die Wahlzettel aus Antonius Abbas gewesen: „Da waren die Namen stapelweise angekreuzt. Das sah aus wie gedruckt.“ Falls die Gruppe ihre „massive Werbung“ für Antonius Abbas allerdings bei der nächsten Teil-Wahl in drei Jahren wiederholen sollte, dann befürchtet er, „haben sie den Kirchenvorstand komplett“.
Auf das Gremium kommen nun gewaltige Aufgaben zu. Herbert Frendrich: „Jetzt muss das Votum umgesetzt werden. Da heißt aber nicht, Antonius Abbas mit aller Gewalt abzureißen, aber wir können ab 2020 keinen Haushalt mehr vorlegen mit Mitteln, um die Kirche zu erhalten.“ An Lösungen mitzuarbeiten sei schwierig, „dagegen ist Kreuzchen machen einfach“.