Essen-Werden. So feiert der Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus den Gewinn des Heimat-Preises der Stadt Essen und ehrt ein verstorbenes Gründungsmitglied.

Im wohl bekanntesten historischen Garten Werdens konnten kürzlich gleich zwei Feste gefeiert werden: Zum einen hat der Trägerverein Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus einen Brunnen eingeweiht, der von der Prämie des erstmalig 2020 ausgelobten Heimat-Preises der Stadt Essen angeschafft wurde. Zum anderen wurde das verstorbene Gründungsmitglied Conrad Schlimm in besonderer Weise geehrt.

Die Freude war unbeschreiblich groß, als die Stadt Anfang Dezember 2020 bekanntgab, dass der Freundeskreis unter den 45 Bewerbern für den Heimat-Preis der Stadt Essen den ersten Platz errungen hat. „Dieser Preis ist eine Auszeichnung für zehn Jahre harte Arbeit. Menschen mit den unterschiedlichsten Qualitäten haben sich gefunden und in das Projekt eingebracht“, sagte Vorsitzender Peter Bankmann mit Stolz.

Zehn Jahre harte Arbeit stecken in der Renovierung

Der Garten hat rund 500 Quadratmeter und ist nach alten Vorbild als Zier- und Nutzgarten gestaltet.
Der Garten hat rund 500 Quadratmeter und ist nach alten Vorbild als Zier- und Nutzgarten gestaltet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Das von einer großen Mauer und einem blütenprächtigen Garten umringte denkmalgeschützte Haus wurde 1790 erbaut und ist benannt nach dem ehemaligen Privatbesitzer Johann Everhard Dingerkus. Das Anwesen war komplett verwahrlost, als sich die Gartenhaus-Freunde im Kulturhauptstadtjahr 2010 des Projektes annahmen. Die Instandsetzung des zweistöckigen Gebäudes und des rund 500 Quadratmeter großen Gartens nach altem Vorbild war mühevoll.

Die ersten Jahre waren geprägt von harter Arbeit und der baldigen Einsicht, dass das Projekt in professionelle Hände gehörte. Ein Architekt musste her mit einer sauberen Kostenkalkulation. Klinkenputzen war angesagt. Glücklicherweise stieß man auf die NRW-Stiftung, bald zeigte auch die Krupp-Stiftung Interesse. Rund 120.000 Euro von den Stiftungen, aus Spenden und Verkauf sowie ein Eigenanteil stecken inzwischen im Projekt.

Der Brunnen ist aus schlesischem Sandstein gefertigt

Der Brunnen wurde aus dem Preisgeld von 7000 Euro des Heimat-Preises der Stadt Essen finanziert.
Der Brunnen wurde aus dem Preisgeld von 7000 Euro des Heimat-Preises der Stadt Essen finanziert. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Was auch Oberbürgermeister Thomas Kufen persönlich würdigte zur Vergabe des Heimat-Preises: „Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Auszeichnung und habe zugleich großen Respekt vor dem, was sie auf die Beine gestellt haben.“ Für das Preisgeld von 7000 Euro wurde nun ein Brunnen angeschafft. Den mussten die Mitglieder diesmal nicht selbst aufbauen, sondern die aus grob behauenem schlesischen Sandstein bestehende Anlage (ein geschlossenes Wassersystem) wurde fertig aus dem Münsterland geliefert.

Komplettiert wird der Garten an der Brandstorstraße durch einen Holzpavillon, für dessen Aufstellung ein Stück Hang abgefangen und eine Unterkonstruktion aus Aluminium erstellt werden mussten. Finanziert aus Eigenmitteln und mit Unterstützung der Bezirksvertretung IX wurde das Vorhaben 2019 angegangen.

Einweihung der „Casa Conrad“ in Anwesenheit der Familie

Das Gartenhaus trägt nun den Namen „Casa Conrad“.
Das Gartenhaus trägt nun den Namen „Casa Conrad“. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Idee dazu geht auf Conrad Schlimm zurück. Das Gründungsmitglied des Dingerkus-Freundeskreises verstarb Mitte Februar diesen Jahres 81-jährig nach einer langen Krebserkrankung. In Anwesenheit der Familie wurde der Pavillon nun auf den Namen „Casa Conrad“ getauft. Ehefrau Sybille und Tochter Julia enthüllten eine Gedenkpalette und waren sichtbar gerührt.

Ihr Mann sei von Beginn an Feuer und Flamme gewesen und der Garten seine zweite Heimat geworden, berichtete Sybille Schlimm: „Conrad hätte jetzt mächtigen Spaß. Dass nun auch noch Wasser im Garten ist, würde ihn freuen.“ Tochter Julia erinnerte sich: „Mein Vater hat immer erzählt von Haus und Garten. Von seinen Ideen, in die er so viel Herzblut steckte. Das Schild ist sehr in seinem Sinne.“

Das historische Häuschen des alten Kanzleidirektors Dingerkus und sein verträumter Garten werden immer mehr zu einem Kleinod Werdener Bürgersinns. Stellvertretend für die vielen Engagierten im Stadtteil könne Conrad Schlimm stehen, sagte Peter Bankmann.

Bewerbungsphase für den Heimat-Preis 2021 läuft noch

Auch in diesem Jahr lobt die Stadt Essen den „Heimat-Preis“ aus für gemeinnützige Initiativen, Vereine und Organisationen, aber auch ehrenamtlich tätige Einzelpersonen. Über die Preisträger entscheidet eine Jury. Der erste Platz erhält 7000 Euro, der zweite 5000 Euro und der dritte 3000 Euro. Hinweise und Bedingungen zur Teilnahme am Heimatpreis 2021 sind auf essen.de/heimatpreis zu finden.Noch bis zum 16. August können Interessierte ihre Bewerbung mit Beschreibungen und Fotos ihrer Projekte und Aktivitäten der Stadt-Agentur Essen über ein Online-Formular unter essen.de/heimatpreis oder per E-Mail an stadtagentur@essen.de zusenden.

Der Vereinsvorsitzende sprach über seinen Freund und die vielen schönen Erinnerungen, die mit ihm verbunden sein. „Als Conrad verstarb, war uns sofort klar, dass der Pavillon nach ihm benannt werden muss.“ Der spanische Namensteil Casa sei auf die kubanischen Zigarren zurückzuführen, die Conrad sich nach getaner Arbeit genüsslich angezündet habe.

Einladung an die beiden anderen Preisträger des Heimat-Preises

Der mit Pflanzspalieren versehene Pavillon mit seiner kleinen Veranda sorgt für eine neue Sichtachse bis hin zum Dingerkushaus am anderen Ende des Gartens.

Bankmann berichtete dann noch, dass man vereinbart habe, noch in diesem Sommer die Zweit- und Drittplatzierten des Heimat-Preises einzuladen, das Fachgeschäft für Stadtwandel in Holsterhausen und den Winterspielplatz der Christuskirche Schonnebeck. Im Dingerkusgarten solle es dann eine kleine Siegerfeier geben: „Zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Beglückwünschen.“