Essen-Werden-. Der Freundeskreis Dingerkus freut sich über den erstmalig ausgelobten Preis. Vereinsgründer berichten über das spätbarocke Gartenhaus.

Das spätbarocke Refugium des abteilichen Kanzleidirektors Johann Everhard Dingerkus in Werden wurde zum Gewinner des Heimat-Preises 2020 der Stadt Essen ernannt. Gründer des Trägervereins Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus berichten über ihre Arbeit.

Hier etwas abseits der Werdener Altstadt wird eigentlich immer gewerkelt. Rolf Sachtleben hat schnell noch den Kasten angebracht für die Flyer des Trägervereins, der kürzlich die Marke von hundert Mitgliedern geknackt hat. Das Gartentor ist so neu wie die freudige Nachricht: Der erstmalig ausgelobte Heimat-Preis der Stadt Essen geht an den vor zehn Jahren gegründeten Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus.

Aus einer versteckten Ruine wurde ein Kleinod mit wunderschönem Garten

Conrad Schlimm ist schwerkrank und auf den Rollstuhl angewiesen. Dennoch besucht er „sein“ Gartenhaus. Seit er damals mit Rolf Sachtleben ins Gespräch kam und spontan zusagte, ist Schlimm so etwas wie die gute Seele des Vereins und über den Heimat-Preis regelrecht begeistert: "Dass ich das noch erleben darf." Peter Bankmann hat ihn bis zur Brandstorstraße geschoben, Ehrensache: „Hier sind aus Bekanntschaften tief gehende Freundschaften entstanden."

Bankmann steht dem Verein vor und gilt als „Spiritus rector" des Unterfangens, aus einer hinter Mauern und Dornenhecken versteckten Ruine ein Kleinod mit wunderschönem Garten zu machen. Der Vorsitzende lässt den Blick schweifen: „Alles war zugewuchert. Dieses kleine Märchenschloss war nur zu erahnen."

Stiftungen unterstützten die Renovierung des Gebäudes

Zwar war 1994 der Denkmalschutz erteilt worden, doch vieles marode: „Die Fenster, die Türen, das Dach, eigentlich alles. Der Garten sah aus wie Hulle. Wir haben einfach mal angefangen." Schlimm stöhnt: „Was haben wir hier geschuftet." Bankmann nickt: „Aber alle hatten ihren Spaß, der Conrad immer voran." Der harte Kern zähle rund 15 Köpfe. Auf Conrad Schlimm gehe auch die Idee vom Pavillon zurück, der ein schattiges Plätzchen biete und den Garten noch aufwerte.

Die ersten Jahre waren geprägt von harter Arbeit und der baldigen Einsicht: „Das kostet viel Geld. Alleine schaffen wir das nicht." Ein Architekt musste her mit einer sauberen Kostenkalkulation. Klinkenputzen war angesagt. Glücklicherweise stieß man auf die NRW-Stiftung, bald zeigte auch die Krupp-Stiftung Interesse. Rund 120.000 Euro von den Stiftungen, aus Spenden und Verkauf sowie ein Eigenanteil stecken inzwischen im Projekt.

Das Haus ist über Essens Stadtgrenzen hinaus bekannt

Kontinuierlich wurde Stück für Stück renoviert. Inzwischen ist das 1790 erbaute Haus eine echte Marke geworden und zieht immer mehr Besucher an, spätestens seit dem Jahr der Grünen Hauptstadt 2017 auch weit über Essens Stadtgrenzen hinaus.

Bankmann denkt schon nach über kommende Aufgaben: „Wie sieht das hier aus in 10 oder 15 Jahren? Wir möchten die Zukunft sichern." Schlimm ergänzt: „Deswegen müssen wir auch mehr junge Leute begeistern für unser Projekt."

Der Preis ist eine Auszeichnung für zehn Jahre harte Arbeit

Corona warf einen dunklen Schatten auf den Garten und das Zehnjährige des Vereins konnte nicht würdig begangen werden. Der Frust saß tief. Klammheimlich meldete Bankmann den Freundeskreis für den Essener Heimat-Preis an, ohne sich große Hoffnungen zu machen. Umso verblüffender die Nachricht: „Aus 45 Bewerbungen wurden wir ausgewählt. Dieser Preis ist eine Auszeichnung für zehn Jahre harte Arbeit. Menschen mit den unterschiedlichsten Qualitäten haben sich gefunden und in das Projekt eingebracht."

Das möchte Conrad Schlimm noch präzisieren: „Peter hat ein Band geknüpft von verlässlichen Freunden. Es gibt einen regen Austausch von Ideen, oft auch stramme Auseinandersetzungen. Aber nie Streit."

Im Sommer 2021 soll gefeiert werden - gemeinsam mit den anderen Preisträgern

Die mit dem Heimatpreis verbundenen 7000 Euro sollen gezielt verwendet werden. Bankmann möchte im Verein eine offene Diskussion anstoßen. Erste Ideen liegen auf dem Tisch: „Wasser muss in den Garten. Vielleicht ein Bassin?" Conrad Schlimm: „Alle Mitglieder sollen sich was Gutes einfallen lassen. Aber nicht irgendwas. Wenn wir das machen, dann ordentlich." Er selbst denke nach über ansprechende Möblierung der Belle Etage.

Der erste Platz müsse unbedingt gefeiert werden, sagen Conrad Schlimm und Peter Bankmann. Doch im Augenblick erlaube die Pandemie keine Freudenfeste. Sobald wieder möglich, soll im Garten ein Sommerfest steigen. Beileibe nicht nur für das Sieger-Team, verkündet Bankmann: „Dazu laden wir auch die Zweit- und Drittplatzieren ein, deren Projekte den Sieg mindestens genauso verdient hätten wie unseres."

Fürs Jahr 2021 sind schon etliche Aktionen geplant

Fürs Jahr 2021 sind am Gartenhaus schon etliche Aktionen geplant. Ab Mai möchte Peter Bankmann wieder öffnen, am liebsten noch häufiger als jeden ersten Sonntag im Monat. Geplant sind Ausstellungen wie die eigentlich schon für 2020 angedachte von alten Quartett-Spielen und Fußballbildern.

Bankmann möchte in Zusammenarbeit mit Niklas Hlawatsch ein Fotoprojekt anstoßen unter dem Motto „Heimat Werden". Hlawatsch hatte mit seiner historischen Plattenkamera das Gartenhaus porträtiert. Auch soll mit Lesenachmittagen Kindern die Freuden guter Literatur näher gebracht werden.

Informationen und Termine sind auf der Website www.gartenhaus-dingerkus.de zu finden.