Essen. Am bisher heißesten Tag des Jahres kamen Essens Freibäder an ihre Grenzen. Besonders am Grugabad führten Hitze und Corona-Regeln zu Problemen.
Essens Freibäder sind wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen am Donnerstagnachmittag, den 17. Juni, an ihre Kapazitätsgrenze gelangt. Die drei Freibäder Gruga, Oststadt und Kettwig dürfen derzeit jeweils nur 1500 Gäste aufnehmen. Das führte vor allem vor dem Grugabad zu teilweise tumultartigen Szenen und einer ausgesprochen angespannten Atmosphäre. Die Situation drohte lange zu eskalieren.
Im Vergleich zum Monat Mai, als die Freibad-Saison begann, sind die Corona-Beschränkungen in den Freibädern zuletzt massiv gelockert worden: Die Liegewiesen sind geöffnet, Maske muss nur in der Schlange beim Warten getragen werden, und Testpflicht gibt es auch keine mehr. Selbst Namenslisten zur Kontaktverfolgung muss niemand mehr ausfüllen.
Tumultartige Szenen vor dem Grugabad in Essen
Schauplatz Grugabad: Gegen 15 Uhr ist die Schlange am Eingang rund 50 Meter lang. Vier Security-Mitarbeiter versuchen, die Lage im Griff zu halten. Es dürfen immer nur 20 neue Gäste hinein, wenn 20 vorher das Bad verlassen haben.
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„Aber mein Sohn ist doch schon drin, der ist vier, ich muss auch rein!“ ruft eine aufgebrachte Mutter verzweifelt. Ein Security-Mitarbeiter sagt: „Wir haben alles unter Kontrolle, aber die Stimmung ist gereizt, weil es zu heiß ist und die Leute keine Geduld haben.“ Drei Frauen aus Düren sind extra gekommen, weil sie gehört haben, dass es hier schön sein soll. Nach einer Stunde Warterei haben sie es fast geschafft. Ihr Fazit: „Das nächste Mal gehen wir lieber an einen See.“
Ordnungsamt lässt Autos am Essener Grugabad abschleppen
Am Grugabad kommt erschwerend hinzu: Das benachbarte Parkhaus P9 der Messe, das auch für Bad-Besucher geöffnet ist, ist ausgerechnet am bislang heißesten Tag des Jahres (34 Grad) geschlossen. Es seien noch Vandalismus-Schäden zu beseitigen, heißt es seitens der Messe.
Diese Maßnahme sei nicht aufschiebbar, am Freitag sei das Parkhaus wieder regulär benutzbar. Die Folge der Parkhaus-Sperrung: Besucherinnen und Besucher, die mit dem Auto anreisen, parken kreuz und quer, teilweise fahrlässig gefährlich. Prompt kommt das Ordnungsamt und schleppt mehrere Autos ab.
Beschränkte Besucherzahlen aufgrund der Corona-Regeln
Lange Schlangen hatten sich vor den Essener Freibädern schon am Mittag gebildet – als noch alle Leute hineingelassen wurden. Trotzdem wurden auch zu diesem Zeitpunkt schon Wartezeiten von bis 45 Minuten registriert. Das liege auch an der dünnen Personaldecke, beteuert Essens Bäder-Chef Kurt Uhlendahl: „Wir können nur so viele Kassen aufmachen, wie Personal zur Verfügung steht.“
Irritierend ist für viele Besucher, dass sie warten müssen, obwohl in den Freibädern noch sehr viel Platz ist. Denn die Obergrenze von 1500 Besuchern und Besucherinnen bildet nur einen Bruchteil der eigentlichen Kapazität ab, die die Bäder haben. „Normalerweise“, sagt Kurt Uhlendahl, „haben wir jeweils mehrere tausend Besucher in den Bädern.“
Geringe Kapazitäten und Park-Probleme
Bereits am Mittwoch, den 16. Juni, hatte das Grugabad gegen 17 Uhr gemeldet, dass die Kapazitätsgrenze von 1500 erreicht worden sei. Insgesamt wurden am Mittwoch im Kettwiger Freibad rund 2400 Gäste gezählt.
Zumindest die Park-Probleme für Autofahrer am Grugabad sollen am heutigen Freitag behoben sein - dann soll das Messe-Parkhaus P9 wieder regulär öffnen.
Termine online vorab buchen: Die Lösung des Problems?
Wie bekommt man den Besucher-Andrang in den Griff? Andere Städte (zum Beispiel Düsseldorf oder Velbert) hatten schon im vergangenen Corona-Jahr ein Online-Vorbuchungs-System, das Kundenströme regulieren soll – mit entsprechenden Zeitfenstern für den Ein- und Ausgang, die vorab online gebucht werden.
„In Essen haben wir wegen der europaweiten Ausschreibung ein solches System frühestens in der nächsten Saison“, kündigt Uhlendahl an. Er weist darauf hin, dass der Freibad-Besuch innerhalb von vorgebuchten Zeitfenstern nicht der Weisheit letzter Schluss sei:
„Trotzdem bilden sich in Stoßzeiten Schlangen, denn jeder Bezahl- und Registriervorgang kostet Zeit.“ Außerdem sei es in den genannten Städten zu einem sofortigen Ausverkauf der Zeitfenster für den nächsten Tag gekommen - direkt nach Mitternacht, als die Slots freigeschaltet wurden.