Essen. Viele Essener holen das Nachtleben exzessiv nach, feiern vor Schlafzimmerfenstern, lassen Flaschen liegen. Das sagen Anwohner am Isenbergplatz.
Die eigentlich toleranten Anwohner des Isenbergplatzes im Südviertel sind entnervt: „Wenn die Kneipen zu sind, ist hier erst richtig Halligalli“, sagt Dagmar Aßauer, die seit vielen Jahren am Platz lebt, der von De Prins, Goldbar und Click umsäumt und stets gut besucht ist. „Spätnachts sitzen Leute auf dem Spielplatz, stehen um die Tischtennisplatten, trinken, reden, machen Krach. Bringen ihr Bier mit und lassen die Flaschen später einfach liegen.“
Spielplatzpatin findet Scherben im Sandkasten
Manchmal finde sie sogar spitze Scherben im Sandkasten, ergänzt Tagesmutter Annette Mraz, die vier Kleinkinder im Alter von ein bis zweieinhalb Jahren betreut und den Spielplatz täglich nutzt. Wenn sich daran ein Kind verletze, könne das böse ausgehen. Als Spielplatzpatin kümmere sie sich um den Platz, aber inzwischen bedeute das, dass sie jeden Morgen Flaschen, Kippen, Kronkorken und Pizzakartons einsammeln müsse. Noch unappetitlicher: Der Spielplatz werde als Pissoir genutzt, und im Gebüsch finde sie Haufen mit Papier oben drauf.
„Ich lebe seit 31 Jahren hier und das sehr gerne.“ Sie verstehe auch, dass vielen Menschen nach dem Lockdown endlich wieder feiern wollen, aber das müsse ein gewisses Maß haben. „Und die sollen ihren Müll wegräumen: Ich bin nicht die Putzfrau des Spielplatzes.“ Auch die Reinigungskräfte von Grün & Gruga kämen montags an Grenzen: „Die haben da schnell mal acht große Müllsäcke voll.“
Feiern beschränken sich längst nicht mehr auf das Wochenende
Längst beschränke sich das Treiben nicht mehr auf die Wochenenden, auch wochentags werde gefeiert: „Mit Ghettoblaster und Gitarre, auch mal bis fünf Uhr morgens.“ Sie habe auch schon mal die Polizei geholt, aber eine Viertelstunde nach dem Einsatz sei die Party fortgesetzt worden.
Sie seien wie die meisten Nachbarn Fans der Gastroszene am Platz, betonen die Frauen. „Es geht uns nicht um die Kneipen, sondern um die Anarchie auf dem Spielplatz“, sagt Dagmar Aßauer. Der Isenbergplatz ist dicht von Wohnbebauung umstanden, doch die Mieter sahen es jahrzehntelang als Standortvorteil, mitten im Trubel zu wohnen – nun sind die ersten weggezogen.
Nächtliche Musik vor dem Schlafzimmerfenster
„Da machen Leute direkt vor dem Schlafzimmerfenster Musik und kümmern sich nicht, dass die Bewohner morgens aufstehen müssen“, sagt De-Prins-Inhaber Sven Dülfer, der die Entwicklung ebenfalls besorgt beobachtet. „Die Polizei kommt zu mir, wenn mein Laden längst zu hat und macht mich für zwei Flaschen Grolsch verantwortlich, die auf dem Spielplatz lagen.“
Er wolle weder seine Konzession riskieren, noch das Recht, seine Terrasse bis Mitternacht zu öffnen. Trotz allem Verständnis für die jungen Partygänger, die coronabedingt kaum Ausgehmöglichkeiten haben, befürworte er daher ein härteres Eingreifen der Ordnungskräfte: „Wenn es so heiß ist, müsste die Polizei eigentlich täglich kommen. Sonst sind da im Handumdrehen 150 Jugendliche am Spielplatz.“ Denn der Treffpunkt Isenbergplatz entwickle längst eine ungute Sogwirkung.