Essen. Noch nie gab es eine schlechtere Saison für Essens Freibäder: Im Corona-Jahr 2020 kamen nicht einmal halb so viele Badegäste wie im Vorjahr.

In Essen ist am Sonntag (20. September) die Freibadsaison mit den wenigsten Badegästen seit gut 40 Jahren zu Ende gegangen. Dabei hatte die Saison trotz Corona nur mit leichter Verspätung begonnen. „Als eines der ersten Freibäder im Ruhrgebiet öffnete das Grugabad am 21. Mai 2020 seine Pforten, zunächst nur mit dem Sportbecken, später auch mit den weiteren Becken“, teilt die Stadt mit. Das Freibad Dellwig (Hesse) folgte Ende Mai, die Außenbereiche des Kombibads Oststadt und des Schwimmzentrums Kettwig am 8. Juni und 10. Juli. Trotzdem gingen die Besucherzahlen – und damit auch die Einnahmen – im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 60 Prozent zurück.

„So schlechte Zahlen hatten wir noch nie“

„So schlechte Zahlen hatten wir noch nie“, sagt Kurt Uhlendahl, der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben. Zumindest nicht seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1979. So wurden in vier Freibädern insgesamt 139.223 Besucher gezählt. Im vergangenen Jahr waren es allein im Grugabad 151.045 Badegäste. Insgesamt kamen im Vorjahr rund 380.000 Badegäste in die fünf Essener Freibäder. In diesem Jahr hatte das kleine Bad Steele 11 ganz auf eine Öffnung verzichtet, angesichts der coronabedingten Auflagen rechne sich das nicht, erklärte der Trägerverein.

Tatsächlich sprechen auch die Sport- und Bäderbetriebe jetzt von einer wirtschaftlich „in keiner Weise zufriedenstellenden Saison“. Zumal wegen der verstärkten Hygienemaßnahmen, des hohen Reinigungsaufwandes und der Erfassung der Besucherdaten auch deutlich erhöhte Betriebskosten anfielen. Dazu trugen auch die Sicherheitsleute bei, die im Eingangsbereich und auf dem gesamten Gelände auf die Einhaltung der Coronaschutz-Regeln achten mussten.

Einziger Lichtblick: Es gab kaum Hausverbote

Positiv ist aus Sicht von Kurt Uhlendahl lediglich zu werten, „dass es wegen der geringen Besucherzahl recht geruhsam zuging und es zu wenigen Vorfälle kam“. So gab es lediglich vier – erfolgreiche – Wasserrettungseinsätze, ganze 19 Hausverbote wurden erteilt; wobei zweimal die Polizei gerufen werden musste.

Während man in den Vorjahren im Grugabad an heißen Tagen immer wieder rund 6000 Badegäste zählte, habe man in diesem Sommer lediglich an zwei, drei Tagen insgesamt 2000 Besucher erreicht. Das lag auch daran, dass sich wegen der Datenerfassung lange Schlangen vor den Kassen bildeten. Zum anderen durften sich zeitgleich lediglich 1500 Personen auf dem Freibadgelände aufhalten.

Auf den Unmut über die langen Wartezeiten reagierte die Stadt mit einem „Freibad-Live-Ticker“, der über soziale Medien abgerufen werden konnte und regelmäßig über Auslastung und Wartezeiten informierte. Die vierstündige Pause an Wochentagen behielt die Stadt trotz erheblicher Kritik seitens der Badegäste bei.

Das Bahnenschwimmen kam bei vielen Besuchern gut an

Uhlendahl weist aber darauf hin, dass man im April noch nicht habe absehen können, „ob die Essener Bäder überhaupt in die Saison starten können“. Auch weil es erneut sehr schwierig gewesen sei, genügend Rettungskräfte zu gewinnen. So gesehen sei er froh, dass man für jedes Freibad ein praktikables Hygienekonzept entwickelt habe – und auf Änderungswünsche der Badegäste eingegangen sei. So wurden etwa „Fast Lanes“ (schnelle Bahnen ) eingerichtet, die sportlichen Schwimmern ein ungestörtes Training ermöglichen.

Dass die Sportbecken in den Freibädern in Bahnen unterteilt wurden, um coronabedingte Abstände einhalten zu können, wurde übrigens von vielen Gästen begrüßt. Sie hoffen darauf, dass das Bahnenschwimmen auch in der Nach-Corona-Zeit erhalten bleiben wird. Stellvertretend sei die Besucherin erwähnt, die seit Jahrzehnten in Kettwig schwimmt und am Ende der dort bis zum 20. September laufenden Saison schwärmte: „Ich konnte noch nie so schön meine Bahnen ziehen.“

Zum Saisonabschluss dürfen die Hunde ins Grugabad

In dieser Saison aber wird es Badevergnügen unter freiem Himmel in Essen nur noch für Vierbeiner geben: Am Samstag, 3. Oktober, findet der sechste Hundeschwimmtag statt.

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