Essen. Bewegungsdaten liefern Hinweise darauf, wie viel sich Essener bewegen. Das macht einen Vergleich zwischen Lockdown eins und zwei möglich.

Große Anstrengungen sind im ersten Lockdown unternommen worden, damit sich möglichst wenige Menschen treffen. Schulen, Restaurants und Geschäfte mussten schließen, am Baldeneysee wurden die Tribünen am Regattaturm und dem Parkplatz „abgeflattert“ . Auch der Grugapark war dicht. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bewegten sich die Essener zwischen dem 23. und 29. März etwa 40 Prozent weniger als normalerweise. Damit lag Essen ziemlich im Bundesdurchschnitt. Wie viel bewegen sich die Menschen in Essen im November-Lockdown?

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Im Vergleich zum Frühling bewegen sich die Menschen in Essen mehr. Anfang November sank die Bewegung nicht um 40, sondern um 14 Prozent. In der Woche darauf blieb sie ungefähr auf diesem niedrigen Niveau. Die Zahlen, die dies belegen, stammen von den Mobilfunkanbietern Deutsche Telekom und Telefónica. Diese haben dem „COVID-19 Mobility Project“ des RKI anonymisierte Bewegungsdaten von Handynutzern zur Verfügung gestellt.

Laut Mobilfunkdaten sind Essener mehr unterwegs als noch im ersten Lockdown

Den starken Unterschied zwischen erstem und zweitem Lockdown erklärt das RKI gegenüber dem ZDF damit, dass der Lockdown light weniger strikt ist: Schulen, Kitas, der Einzelhandel bleiben offen. Und: Menschen haben wohl weniger Angst vor dem Virus, sie wüssten sich mit Masken, Abstandhalten und Hygienemaßnahmen besser zu schützen. Ein weiterer Grund ist, dass Menschen in Essen nicht mehr so häufig im Homeoffice arbeiten wie noch zu Beginn der Pandemie.

Der Essener Unternehmerverband (EUV) bestätigt, dass im zweiten Lockdown weniger Menschen von zu Hause arbeiten. „Unserer Einschätzung nach waren im Frühjahr in den Unternehmen, wo dies möglich war, bis zu drei viertel der Belegschaft oder sogar mehr im Homeoffice. Derzeit arbeitet in diesen Firmen ungefähr die Hälfte der Mitarbeiter von zu Hause aus“, sagt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV.

Auch auf der Kettwiger ist im Herbst mehr los als noch im Frühjahr

Besonders in Großstädten sinkt während der Corona-Pandemie die Mobilität. Das liegt daran, dass Großstädte mit ihren Einkaufsstraßen mehr Anreize bieten, dass Menschen überhaupt rausgehen.

Die Firma Hystreet zählt, wie viele Menschen täglich in den Einkaufsstraßen in Deutschland unterwegs sind. Auf der Kettwiger Straße in Essen waren es Mitte November 15 Prozent weniger Menschen als üblich. Das gilt insbesondere für Werktage. Am Wochenende war dagegen in der Innenstadt sogar mehr los als üblich.

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Insgesamt waren zwischen dem 1. und 24. November nur etwa 500.000 Menschen in der Innenstadt unterwegs, im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es 1.000.000. Noch niedriger waren die Besuchszahlen auf der Kettwiger Straße im ersten Lockdown: Zwischen dem 20. März und 14. April besuchten gerade einmal ungefähr 150.000 Menschen die Einkaufsstraße.

Dittmer: Kein Grund zur Beunruhigung – viele Infektionen geschehen im privaten Umfeld

Für den Chef-Virologen des Essener Uniklinikums, Ulf Dittmer, sind die höheren, gemessenen Mobilfunk-Daten im November-Lockdown kein Grund zur Beunruhigung. „Wir können anhand der Zahlen der Gesundheitsämter nicht sehen, dass eine große Gefahr, sich mit Covid zu infizieren, von Einkäufen in Innenstadtgeschäften ausgeht.“ Das Problem bei der Verbreitung des Virus sei eher das private Umfeld, wie auch Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel kürzlich unserer Redaktion sagte .

Der Virologe Christian Drosten sagte im NDR-Podcast aber, dass eine amerikanische Studie nahelege, dass bei steigenden Infektionszahlen früh und intensiv Bewegungen und Treffen der Bürger unterbunden werden sollten. Zehn Prozent von beliebten Anlaufstellen – wie Geschäfte, Restaurants und Fitnessstudios – machen laut dieser Studie 85 Prozent aller Übertragungen aus. Gleichzeitig könne man die Ergebnisse der amerikanischen Studie allerdings nicht eins zu eins auf deutsche Städte beziehen, so Drosten.