Essen. 1555 aktive Corona-Fälle hat die Stadt Essen am Montag gemeldet. Das bedeutete: Höchststand. Warum die Fälle trotz November-Lockdown hoch sind.

1555 aktuell positive Corona-Fälle hat die Stadt Essen am Montag gemeldet. So viele Menschen sind in der Pandemie in Essen noch nie gleichzeitig mit dem Virus infiziert gewesen. Die bisher größte Zahl war am 8. November mit 1542 Erkrankten erreicht worden. Am Dienstag (24.11.) wurden 1474 Fälle gemeldet, also 81 weniger als am Montag.

Wie ist der Höchststand an aktiven Fällen vom Montag trotz November-Lockdown zu erklären? „Es bleibt auf einem hohen Niveau“, sagt Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel. Der starke Anstieg Mitte/Ende November sei aktuell aber so nicht mehr zu verzeichnen.

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Infektionen mit dem Corona-Virus: Probleme gibt es im Privaten

Renzel hat eine Erklärung für die hohe Zahl aktiver Fälle, trotz der großen Einschränkungen mit geschlossenen Restaurants , Kinos, Museen und mehr. Für ihn ist die Antwort im Privaten zu suchen. „Das Virus geht quer durch die Familien.“ Betriebe, Unternehmen, Schulen und Kitas seien nicht ausschlaggebend. Aktuell gebe es kein auffälliges Infektionsgeschehen, Hotspots seien nicht zu verzeichnen. Renzel spricht also von Einzelfällen in der Stadt.

Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel sagt:„[...]“
Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel sagt:„[...]“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Warum gibt es dann überhaupt einen Lockdown-Light? Schließlich sind die Zahlen weiter auf hohem Niveau, viele Gastronomien und andere Betriebe haben gute Konzepte, um die Ausbreitung zu verhindern. „Problematisch ist es dann, wenn Leute aus dem Restaurant nach draußen gehen“, so Renzel. Und dort zum Beispiel beim Rauchen den Mindestabstand nicht einhalten. Durch eine Schließung werden auch diese Kontakte minimiert. „Den starken linearen Anstieg haben wir nicht mehr“, sagt Renzel.

Das Einhalten der AHA-Regeln im Alltag sei das, worauf es ankommt. „80 bis 90 Prozent der Menschen machen das auch sehr gut“, sagt Renzel.

Virologe: Virus hat sich genetisch verändert

Neben dem Verhalten spielt auch das Virus selbst eine Rolle bei den hohen aktiven Fällen. Der Virologe Prof. Ulf Dittmer vom Uniklinikum erklärt: „Im Mai hatte sich das Virus genetisch verändert, diese Variante herrscht nun vor.

Virologe Prof. Ulf Dittmer: „Im Mai hatte sich das Virus genetisch verändert, diese Variante herrscht nun vor.“
Virologe Prof. Ulf Dittmer: „Im Mai hatte sich das Virus genetisch verändert, diese Variante herrscht nun vor.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Mit dem Effekt, dass sich dieses Virus stark im Nasen- und Rachentrakt vermehren kann.“ Von dort aus kann es über Tröpfchen durch Niesen oder Husten zu einer Ansteckung anderer kommen. Auch die kälteren Temperaturen mag das Virus aktuell. An dieser Stelle kommt ein weiterer Aspekt hinzu: „Je kälter es wird, desto mehr halten sich die Menschen in Räumen auf“, sagt Dittmer. Womit man sich „im Privaten“ – wie es Gesundheitsdezernent Renzel formuliert – wiederfindet.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte am Montagabend: „Dieses Weihnachten wird anders sein als alle Weihnachten, wie wir sie kennen. Es wird Verzicht bedeuten.“ Verzicht bedeutet für Gesundheitsdezernent Renzel zum Beispiel, dass das Fest in der Pandemie kleiner ausfallen solle: „Es ist nicht sinnvoll, dass 15 bis 18 Personen in einem Wohnzimmer zusammen essen.“ Besser wäre es beispielsweise, Besuche auf die ganzen Feiertage zu verteilen und die Kontakte zu reduzieren.