Essen-Heisingen. Corona legt das Vereinsleben lahm: Wie bei der DJK Heisingen. Eigentlich sollte es ein Jubiläumsjahr werden, nun geht es um die Existenz.
Die Anfänge der DJK Heisingen reichen zurück zur Sportvereinigung für Schlagball. Das war 1920 und die Schlagball-Abteilung existiert nicht mehr. Nun, 100 Jahre später, sorgt sich der Traditionsverein vor allem um seine Existenz. Corona und der Ausfall sämtlicher Angebote bedrohen das Vereinsleben - wie der DJK mit ihren rund 1400 Mitgliedern geht es derzeit auch manch anderem Verein.
Zur langen Geschichte der DJK Heisingen zählen die Fußballabteilung (gegründet 1921) und auch die Handballsparte (1951), die drei Jahre nach ihrer Gründung an die Sportgemeinschaft im Stadtteil abgetreten wird. Angeboten wurden Handball, Leichtathletik und Turnen aber bereits drei Jahre nach Vereinsgründung.
Gestapo beschlagt Vereinsvermögen der DJK Heisingen
1935 verboten (die Gestapo beschlagnahmte Vereinsvermögen, -chronik, Mitgliederkartei und Kasse), packen Mitglieder der Pfarrjugend 1949 an, die Neugründung ist das Ergebnis. Den Start des Sportbetriebs macht der Fußball, mit dem eigens dafür eingeführten Zusatznamen „Jugendfreunde Aufwärts“. 20 Jahre später ist die DJK mit 850 Mitglieder der größte Sportverein in Heisingen.
Heute gehören Leichtathletik, Ball- und Fitnesssport, Wandern und Radlertreff ebenso zu den Angeboten wie die Gesundheitssparte und der Seniorensport. Zuletzt kamen Zumba-Kurse hinzu. Ausgebucht. Wie auch das Kinderturnen (die Wartelisten sind dreistellig), zu dem Mädchen und Jungen selbst aus Borbeck oder Altenessen kämen, berichtet Birgit Michael (59), die genau so vor rund 30 Jahren mit ihrer kleinen Tochter zum Verein kam, bei dem sie nun bereits seit 20 Jahren hauptamtlich in der Geschäftsstelle arbeitet.
Zwei Jahre lang haben Mitglieder für 100. Geburtstag geplant
DJK Heisingen freut sich über Ehrenamtliche
Der Dachverband der DJK Heisingen ist der DJK-Sportverband. Er ist ein christlich wertorientierter Sportverband unter katholischem Dach. Als Verein ist die DJK Heisingen selbstständig, es gibt keine finanzielle Unterstützung etwa vom Bistum.
Unterstützung benötigt wird mit Blick auf das Ehrenamt, das die Mitglieder etwa im Vorstand übernehmen. Zudem gehören vier Hauptamtliche zum Verein, zwei Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle und zwei Sportlehrerinnen. „Wer sich für den Verein und die Gemeinschaft einbringen möchte, ist willkommen“, lädt Claus Weingärtner vom Vorstand ein.
Kontakt: DJK Heisingen, Heisinger Straße 393, Bürozeiten; Di, 18 bis 20 Uhr; Do, 9 bis 11 Uhr; 461070, Email: info@djk-heisingen.de
Zwei Jahre lang hat sie mit ihren Mitstreitern das Festprogramm für das 100-jährige Bestehen auf die Beine gestellt: mit Festakt, Sporttagen, Jubiläumsgottesdienst und -party, einer Fahrt und dem Aktionstag für Kinder. Stattgefunden hat nichts. „Es hätte nicht schlimmer kommen können“, blickt Siggi Block vom Vorstand auf das Jahr, das nun die zweite corona-bedingte Schließung auch für den Verein bedeutet.
In diesem fanden die Kurse und Sportangebote wie derzeit nicht oder eingeschränkt (online oder mit halbierten Gruppen) statt, während die Kosten blieben. „Diese Jahr schaffen wir noch“, sagt Siggi Block, der über den Jedermannsport zu seinem Verein kam. Und sich 40 Jahre später ernsthafte Sorgen macht, ob dieser das kommende Jahr überstehen wird. Wenn die Angebote nicht bald wieder anlaufen können, werde es eng.
Ausflüge, Wanderungen, Seniorentreffs und die Romfahrt gehören zu Angeboten
Denn bei der wirtschaftlichen Situation komme nun so einiges zusammen: 100.000 Euro flossen in jüngster Zeit in den Übungsraum, allein die Kosten für Desinfektionsmittel liegen inzwischen im vierstelligen Bereich, Austritte und Rückforderung von Kursgebühren bereiten den Zuständigen Kopfzerbrechen.
„Wir sind kein gewinnorientiertes Unternehmen“, sagt Claus Weingärtner vom Vorstand zur finanziellen Situation, um gleich noch einen weiteren Aspekt anzufügen, der ihm wichtig ist. Der Verein, biete eben viel mehr als Sportangebote, spricht er die „Werteorientierung“ an, zu der auch die soziale Verantwortung zähle und Angebote wie Ausflüge, Wanderungen, Seniorentreffs und die Romfahrt etwa: „Die Menschen leben ihren Verein.“
Nun startet zunächst das Online-Angebot erneut
Für viele sei die DJK mehr als Sportstätte, weiß auch Birgit Michael nicht nur aus eigener Erfahrung. „Wir identifizieren uns mit dem Verein .“ Für sie bedeutet das allerdings nun auch manche schlaflose Nacht. Tagsüber wird sie wieder das neue Quartal planen („in Halbjahren planen wir nicht mehr“), so tun, als würde es dann weitergehen und hoffen, dass es spätestens im Frühjahr so kommt. In den kommenden Tagen starten sie nun zunächst das Online-Angebot erneut.
Bis dahin verteilt sie nun mit weiteren Mitgliedern Rechnungen im Stadtteil, statt diese wie üblich zu verschicken („das spart Porto“) und setzt auf das Verständnis und die Solidarität aller Mitglieder. Darauf seien sie nun als Verein angewiesen. „Wir kommen wieder, wenn es wieder losgeht“, hat sie kürzlich bei einem Austritt gehört. Wenn nun viele so denken würden, sagt Birgit Michael besorgt, „wer weiß, ob es uns dann noch gibt.“