Essen. Etwa 2000 Menschen pro Tag sollen im geplanten Impfzentrum in der Messe Essen „behandelt“ werden. Es ist wohl ein Zwölf-Stunden-Betrieb geplant.
Das in der Messe Essen geplante Impfzentrum sollte im Endausbau in der Lage sein, rund 2000 Menschen am Tag zu immunisieren. Dazu sind an der Norbertstraße rechnerisch bis zu neun so genannte Impfstraßen notwendig, die täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet werden sollen. Diese Vorgaben für einen Immunisierungs-Betrieb unter „Volllast“ hat das NRW-Gesundheitsministerium den Kommunen in einer ersten „Skizze zur Impforganisation in Nordrhein-Westfalen“ gemacht, die dieser Zeitung vorliegt.
Für alle Städte und Kreise gilt demnach die Empfehlung: Pro 70.000 Einwohner sollte eine so genannte Impfstraße vorgehalten werden, die einen reibungslosen Ablauf garantiert: von der Anmeldung samt Berechtigungsprüfung über die Registrierung der persönlichen Daten, einer Aufklärung über und die Prüfung von gesundheitlichen Risiken bis hin zur Impffreigabe, die penibel dokumentiert werden muss.
Jeder Impfling wird 30 Minuten beobachtet
Ist die Substanz schließlich verabreicht, soll jeder „Patient“, nachdem man ihm einen Einleger für seinen Impfpass ausgehändigt hat, 30 Minuten in einer Wartezone beobachtet werden, um im Falle einer gefährlichen Gegenreaktion des Körpers auf den verabreichten Stoff schnell medizinische Hilfe bekommen zu können.
Egal, ob es sich um den bei minus 70 Grad Celsius zu kühlende „Biontech“-Produkt handelt, das in sogenannten „steril herstellenden“ Apotheken vorbereitet werden muss, oder das von „AstraZeneca“: Diese beiden Impfstoffe müssen laut Gesundheitsministerium zwei Mal verabreicht werden - was natürlich in jedem Einzelfall einen doppelten Aufwand bedeutet und den Weg zum Ziel in die Länge zieht. In der Stadt gibt’s deshalb schon Planspiele, wie die Vorgaben für eine zweite Impfung binnen 14 beziehungsweise 21 bis 28 Tagen am besten abgearbeitet werden sollen.
Alle Überlegungen sind derzeit Momentaufnahmen
Ein Beispiel verdeutlicht das: Wird in der ersten Woche eine Gruppe A geimpft und in der zweiten eine Gruppe B, ist die Gruppe A in der dritten, die Gruppe B in der vierten, eine Gruppe C aber dann erst in der fünften Woche dran. Oder man öffnet zunächst fünf Impfstraßen für die ersten Piekser und weitere fünf für die zweiten.
Doch all diese Überlegungen sind derzeit Momentaufnahmen und können sich von Tag zu Tag ändern. Die richtige Strategie zu erarbeiten, ist im Moment ein sehr dynamischer Prozess, heißt es. Viele der Überlegungen seien nicht zuletzt davon abhängig, wann die Impfstoffe in welcher Menge geliefert werden und wie hoch die Nachfrage in der Bevölkerung tatsächlich sein wird.
Ein zweites Impfzentrum in Essen ist nicht ausgeschlossen
Nicht ohne Grund hat sich Oberbürgermeister Thomas Kufen mit seiner Formulierung, in Essen werde „mindestens“ ein Impfzentrum entstehen, dieser Tage ein Hintertürchen offen gelassen. Mögen die Fachleute eine einzige dieser komplexen Einrichtungen in Essen vor allem auch deshalb für ausreichend halten, weil eine zweite den Aufbau einer gleich doppelten Infrastruktur bedeuten würde, so könnte sich der politische Wind spätestens dann drehen, wenn die Menschen im Norden unter dem Eindruck der dortigen Krankenhausschließungen zumal das Gefühl bekommen, selbst beim Kampf gegen Corona werde der Süden bevorzugt. Dann, so ist schon zu hören, dürfte ein zweites Impfzentrum in Essen wohl nicht auszuschließen sein.
Allerdings sind an einen geeigneten Standort einige Bedingungen geknüpft: Er muss für Patienten, Personal und Material problemlos erreichbar und gut abzusichern sein, ausreichend Parkplätze vorhalten, behindertengerechte Zugänge haben, über Anlieferungsflächen und Stellplätze für Kühllaster verfügen, um nur einige Beispiele ganz zentraler Voraussetzungen zu nennen. Nicht viele freie Immobilien in der Stadt dürften die Anforderungen an die räumliche wie technische Infrastruktur eines Impfzentrums erfüllen, in dem zusätzlich zu den Impfstraße eine Koordinierungsstelle untergebracht werden muss und das als Drehscheibe für die mobilen Impfteams dient, die die Stadt in einer ersten Phase für die Immunisierung von nicht mobilen Risikogruppen und Personal in der Pflege auf die Straße bringen will.