Essen-Bergeborbeck. An der Essener Zollstraße gammelt seit Jahren eine wilde Müllkippe vor sich hin. Stadt und Politik scheinen machtlos gegen die Müllsünder.

  • Essen leidet unter einer wachsenden Zahl wilder Müllkippen , die Stadt scheint machtlos gegen die Müllberge zu sein.
  • Essener Bürgerinnen und Bürger haben der Stadt zufolge in diesem Jahr 22.833 illegale Müllablagerungen über den Mängelmelder gemeldet.
  • Essener Anwohner fordern Kontrollen , um die wilden Müllkippen zu kontrollieren . Die Politik hat einen anderen Plan.

Mülltüte über Mülltüte stapelt sich, dazwischen liegen Teppichreste, Schutt, kaputtes Kinderspielzeug, ein Autositz, ein Videorekorder, Stühle, Geschirr, eine Matratze und ein großer Berg an durchgesessenen, gammeligen Sofas: An der Essener Zollstraße/Ecke Helenenstraße sammelt sich illegal entsorgter Hausrat. Dinge, die irgendwann mal Menschen gehörten, dann aber aussortiert und achtlos in die Natur geschmissen wurden.

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„Seit mindestens drei Jahren gibt es diese Dreckecke“, berichtet der Essener Anwohner Norbert Schulte . Wobei Dreckecke noch eine Untertreibung sei. Zwischendurch habe dort auch mal eine Wagenladung Autoreifen gelegen. „Die Leute entsorgen hier regelmäßig ihren Müll . Es hat sich herumgesprochen“, so der 66-Jährige. Er sehe täglich, wie der Müllhaufen an der besagten Kreuzung größer werde.

Essen scheint gegenüber den wilden Müllkippen machtlos zu sein

Selbst ein Bauzaun, der das anliegende Grundstück von der Essener Zollstraße abtrennt, stellt kein Hindernis dar. An einigen Stellen ist der Eisendraht eingerissen, an anderen Stellen wird er von alten, kaputten Möbeln heruntergedrückt. „Zwischendurch wird etwas Müll abgeholt, allerdings nur bis zum Zaun“, erklärt Schulte und zeigt auf einen riesigen Berg an Mülltüten, die dahinter auf dem Gelände langsam verrotten. Die würden gar nicht erst mitgenommen. „Es ist eine Zumutung, wie es jetzt ist.“

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In regelmäßigen Abständen fahren Autos an der besagten „Dreckecke“ vorbei, die Fahrer schauen zwar aus dem Fenster, aber keiner unternehme etwas, so Schulte. Viele seien desinteressiert.

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Vorne ein Berg an Müll, hinten der Essener Schacht Amalie. Bei wilden Müllkippen scheint die Stadt Essen machtlos zu sein
Vorne ein Berg an Müll, hinten der Essener Schacht Amalie. Bei wilden Müllkippen scheint die Stadt Essen machtlos zu sein © FUNKE Foto Services | Fabian Vogel

Essen und der Müll: Problemecke ist kein Einzelfall

Das Problem ist kein Einzelfall . Immer wieder werden im Stadtgebiet solche Müllkippen gemeldet – entweder direkt beim Ordnungsamt und bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) oder über die Mängelmelder-App, die es seit November 2018 gibt.

Im aktuellen Jahr wurden der Stadt zufolge 22.833 illegale Müllablagerungen über den Mängelmelder gemeldet (Stand: 6. November). Von den eingegangenen Meldungen wurden 22.380 Meldungen bearbeitet. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit betrage neun Tage.

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Essener Anwohner fordern Überwachung der wilden Müllkippen

Der Stadt Essen ist der Müllhaufen an der Zollstraße bekannt – viel dagegen unternehmen, kann sie anscheinend nicht. Die Ablagerungen befänden sich teilweise auf öffentlicher, teilweise auf privater Fläche. Der öffentliche Bereich werde regelmäßig von der EBE gereinigt, teilte Sprecherin Katharina Steffens mit. Da man allerdings keine Hinweise auf die Verursacher, noch Zeugen habe, würden weitere ordnungsrechtliche Maßnahmen ausscheiden.

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Anwohner Norbert Schulte fordert Kameraüberwachung wie am Rheinischen Platz, um die Täter auf frischer Tat zu erwischen. Auch das scheidet laut Stadt aus, da es sich bei dem Standort um keinen Kriminalitätsbrennpunkt handle. Die rechtswidrige Entsorgung von Müll sei ebenso kein Straftatbestand.

Essener Grünen-Politiker sieht keine schnelle Lösung des Müll-Problems

Thorsten Drewes aus der Bezirksvertretung IV macht ebenso wenig Hoffnung auf Besserung. „Eine Lösung wird es nicht geben, solange Essen 51 nicht fertig ist“, erklärte der Grünen-Politiker. Sei das neue Wohnviertel da, sei die soziale Kontrolle vor Ort höher. Doch bis das Zukunftsquartier der Thelen-Gruppe komplett entwickelt ist, werden noch Jahre vergehen.

Bis dahin setzt die Stadt auf einen neuen, stabileren Zaun, der in Kürze an der Zollstraße errichtet werden und „künftig weitere illegale Ablagerungen verhindern“ soll. Dann werde auch der Sperrmüll auf dem Privatgelände entsorgt.

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