Karnap. Denis Gollan hatte sich drei Jahre gegen die Vermüllung seines Stadtteils Essen Karnap eingesetzt, jetzt ist er resigniert und gibt auf.
Leere Kartons, volle Müllsäcke, kaputte Möbel und Elektroschrott: Die Liste könnte man unendlich weiterführen, der Kampf gegen diese Müllberge ist für Denis Gollan jedoch zu Ende.
Der 28-Jährige hatte sich in den vergangenen drei Jahren mithilfe der Facebook-Gruppe „Gegen die Vermüllung des Stadtteils Karnap“ für eine Verbesserung des Zustands in seinem Stadtteil eingesetzt. Oft war er sonntags einige Stunden unterwegs, fotografierte Müllberge beispielsweise an der Karnaper Straße bei Lidl, an der Ruhrglasstraße und am Stadion an der Straße Beisekampsfurth. Die Fotos und die der rund 300 Mitglieder der Facebook-Gruppe stellte er in die Mängelmelder-App der Stadt; alleine in diesem Jahr waren es 183 unterschiedliche Standorte.
Kein positiver Trend in Essen Karnap nach drei Jahren zu erkennen
„Es war ein Service, den ich den Leuten angeboten habe, sich ebenfalls mit der Vermüllung des Stadtteils auseinanderzusetzen“, sagt Denis Gollan. Doch er könne auch nach drei Jahren keinen positiven Trend erkennen und beende sein Engagement jetzt. Die Müllstandorte werden mit jedem Jahr mehr.
„Der Täter muss entweder auf frischer Tat ertappt werden oder es muss eine Bezeugung der Straftat geben. Ansonsten kann nicht zweifelsfrei nach- und bewiesen werden, dass der Müll tatsächlich auch von der Person wild abgelagert wurde“, erklärt Stadtsprecherin Silke Lenz. Wird jemand tatsächlich dabei erwischt, wie er beispielsweise Sperrmüll ablädt, werden laut Bußgeldkatalog der Stadt 150 Euro fällig.
Illegale Entsorgung von Kühlschränken kostet 500 Euro
Wer Kühlschränke, eine Waschmaschine oder ein Bettgestell in der Natur entsorgt und dabei ertappt wird, muss 500 Euro zahlen. Denis Gollan weiß, dass das selten passiert, die meisten nutzen die Nachtstunden, um ihren Müll zu entsorgen. Gollan: „Erfahrungsgemäß finden in Essen-Karnap die meisten Vermüllungen in der Nacht von Samstag auf Sonntag statt.“
Einsatz von Mülldetektiven
Seiner Forderung nach einer Aufstockung des Ordnungsdienstes und dem Einsatz von Mülldetektiven sei die Stadt bisher nicht nachgekommen. Dazu Silke Lenz: „Es arbeiten 40 Personen im kommunalen Ordnungsdienst, eine Aufstockung auf 70 und perspektivisch 100 Mitarbeiter ist in Planung. Dazu werden aber noch politische Beschlüsse benötigt.“ Mülldetektive, die Container überwachen, seien ebenfalls im gesamten Stadtgebiet unterwegs, während der Corona-Zeit seien diese aber zurückgefahren worden.
Die Stadt kümmert sich nach Angaben von Denis Gollan immer zügig um die Entsorgung der wilden Müllkippen. Dennoch empfindet er seine Arbeit als Kampf gegen Windmühlen: „Teilweise wird es morgens abgeräumt und abends ist wieder alles voll Müll.“ Die Wohnungsbaugesellschaften könnten ihre Mieter ebenfalls, beispielsweise durch Info-Zettel in Hausfluren sensibilisieren und aufklären und auch die Schulen müssten ihren Beitrag in Form von Aufklärung leisten.
Gollan: „Ich möchte mir jetzt mal anschauen, wie sich das ohne meine Arbeit entwickelt.“ Ein paar positive Punkte möchte der Aktivist aber hervorheben; so wurden im Emscherpark zwei neue Müllbehälter aufgestellt, und auch im Bräukerwald sollen noch in diesem Jahr welche angebracht werden.
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