Essen-Borbeck. Dieses Wahlergebnis lässt Sieger und Verlierer in Essen-Borbeck staunen.

Dieses überraschend gute Wahlergebnis brachte sogar den Sieger kurz aus dem Konzept. Auf die Bitte, die künftige CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung IV Borbeck aufzulisten, brachte Thomas Mehlkopf-Cao nicht alle Namen sofort zusammen. Aber das ist auch nicht verwerflich, denn mit einem CDU-Sieg in allen sechs Wahlkreisen hatten auch die größten Optimisten nicht gerechnet.

CDU-Fraktionssprecher lag schon einmal 14 Prozentpunkte zurück

Die CDU erreichte im Stadtbezirk IV mit 36,78 Prozent (2014: 30,8 Prozent) ein Resultat, das selbst den langjährigen Fraktionsvorsitzenden staunen und jubeln lässt. Thomas Mehlkopf-Cao: „Ich lag auch schon mal 14 Punkte hinter der SPD, jetzt habe ich elf Prozent Vorsprung. Jahrelang läuft man sich die Zunge aus dem Hals und kommt nie ans Ziel, und dann ein so sensationelles Ergebnis für uns.“

Alle sechs Stimmbezirke an die CDU

Dazu hat die CDU im Bezirk auch bei der Ratswahl abgeräumt: Alle sechs Stimmbezirke gehen an sie. Die Folge: Vier der siegreichen Kandidaten, nämlich Thomas Mehlkopf-Cao, Andreas Eckenbach, Jessica Fuchs und Torben Münning verzichten auf ein Doppelmandat in der Bezirksvertretung, ziehen in den Rat ein und machen damit Platz für die Nachrücker. Deshalb setzt sich die künftige CDU-Fraktion nun zusammen aus Lin Cao, Tim Ladwig, Klaus-Dieter Pfahl, Margarete Roderig, Bernd Seidler , Bernd Tonner sowie Marc Wittlings.

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Bleiben zwei Fragen offen: Wen wählt sich die CDU als ihren Partner in der Bezirksvertretung? Und wer wird Bezirksbürgermeister als Nachfolger des verstorbenen Helmut Kehlbreier?

„Schwarz-grün ist eine Option, aber wir werden auch mit der SPD sprechen“, kündigt Thomas Mehlkopf-Cao.

Für das Amt des Bezirksbürgermeisters wird sich Klaus-Dieter Pfahl in der Fraktion bewerben. Er ist derzeit 1. stellvertretender Bezirksbürgermeister: „Ich würde es gerne, aber dafür muss man gewählt werden.“ Sein Alter von 77 Jahren sei kein Hindernis, sagt er. Und über das Wahlergebnis staunt auch er: „Dass ich das noch erleben darf.“

SPD hätte auf das Erlebnis gerne verzichtet

Auf dieses Erlebnis hätte Ulrich Schulte-Wieschen gerne verzichtet. „Das muss man erstmal verdauen“, sagte er am Tag nach dem Wahldesaster, das seine SPD von 39,9 Prozent auf 25,15 Prozent abrutschen ließ. Personell bedeutet das einen Aderlass von acht auf fünf Bezirksvertreter, nämlich Ulrich Schulte-Wieschen, Erika Küpper, Dirk Busch, Margarete Kovac und Kevin Kerber.

„Dass man realistisch mit weniger Stimmen rechnen musste, war klar. Aber dass das Ergebnis derartig schroff ausfällt, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Der 67-Jährige hatte sich eigentlich gute Chancen ausgerechnet, endlich Bezirksbürgermeister zu werden, um dann nach einer Wahlperiode abzutreten, „weil dann ein Alter kommt . . .“

Warum die SPD im Stadtbezirk dermaßen schlecht abgeschnitten hat, bleibt für ihn Thema einer noch bevorstehenden Aussprache. Ulrich Schulte-Wieschen ist sich aber sicher, „dass wir zusammen mit den Grünen keinen solchen Bockmist gemacht haben, dass so ein Ergebnis dabei herauskommt.“

Für Gespräche mit der CDU ist er offen: „Unter Demokraten kann ich es mir vorstellen. Aber das ist nicht allein meine Sache. Wir sind jetzt die Kleineren.“ Mit Romina Eggert hat der Stadtbezirk jetzt nur noch eine SPD-Vertreterin im Rat.

Keine Angst vor einem Anruf

Klein sind auch die Grünen, aber nur noch relativ. Denn sie haben mit jetzt 14,78 Prozent im Stadtbezirk IV ihren Anteil fast verdoppel (2014: 8,0 Prozent). Die Fraktion wächst um die Hälfte, von zwei auf drei Mitglieder: Doerthe Mick, Managerin in einem Spieleverlag, ist die Neue. „Sie ist eine engagiertere Radfahrerin als mein Kollege Bernhard Vornefeld und ich“, räumt Thorsten Drewes ein und erwartet ein größeres politisches Spektrum in der Fraktionsarbeit. Dabei sieht er ausreichend Schnittmengen mit der CDU, wie zuletzt beim Bebauungsplan Kesselstraße oder der Schulpolitik: „Ich habe jedenfalls keine Angst vor einem Anruf.“

Weiblicher Anteil wächst auf fünf Politikerinnen

11:8 – das ist kein Sportergebnis, sondern die neue Zusammensetzung der Bezirksvertretung IV in Borbeck. Von den 19 Mitgliedern haben elf bereits Erfahrungen in der örtlichen BV-Arbeit gemacht, während acht neu in diesem Gremium sind. Allerdings ist mit Margarete Roderig bereits eine routinierte ehemalige Ratsfrau der CDU am Start.

Die kleinen Parteien

Die Vertreter der drei kleinen Parteien sind:

Linke: Herbert Seiffert;

EBB-FW: Heribert Kröll;

AfD: Peter Andow und Sandra Benz-Dellin.

Der weibliche Anteil

Damit wächst der weibliche Anteil an der Bezirksvertretung von vier auf fünf Politikerinnen. Es hätte noch mehr sein können, doch CDU-Kandidatin Jessica Fuchs verzichtete auf ihr Doppelmandat.

Einige Plätze blieben leer

Ob es in den nächsten Jahren bei dieser Zusammensetzung bleibt, bleibt abzuwarten. Denn in der vergangenen Wahlperiode blieb immer wieder der ein oder andere Platz leer. Der Vertreter von „pro NRW“, einer inzwischen aufgelösten rechtsextremen Gruppe, ließ sich z. B. seit Jahren nicht mehr bei den Sitzungen im Schloss Borbeck sehen.

Die Stimmenzahl der „Sonstigen“

Im Stadtbezirk IV erhielten:

Piraten: 196 Stimmen = 0,64 Prozent;

NPD: 66 Stimmen = 0,22 Prozent;

Die Partei: 566 Stimmen = 1,86 Prozent;

Tierschutzpartei: 666 Stimmen = 2,19 Prozent;

SLB: 229 Stimmen = 0,75 Prozent.

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung betrug 46,42 Prozent.

Die Hochburgen

CDU: Schönebeck, Bedingrade mit 42,94 Prozent;

SPD: Bergeborbeck/Bochold mit 28,97 Prozent;

Grüne: Borbeck mit 17,38 Prozent;

AfD: Bergeborbeck mit 10,51 Prozent