Essen. Obwohl seit Corona mehr Verpackungsmüll anfällt, arbeiten die Entsorgungsbetriebe Essen wie gehabt. Das soll sich nun ändern.
Nein, es war kein schöner Anblick, der sich Spaziergängern Sonntagmorgen im Universitätsviertel bot: Papierkörbe quollen über, drumherum verteilte sich allerlei Plastikmüll auf Wiesen und Wegen. So wie in der Grünanlage zwischen Berliner Platz und Rheinischer Platz sieht es seit Wochen immer wieder auch andernorts aus in der Stadt: in der Fußgängerzone rund um die Marktkirche, in Rüttenscheid, in Steele… Überall dort, wo viele Menschen unterwegs sind und wo man den schnellen Hunger lieber mit einem Imbiss stillt oder einen Kaffee „to go“ einem Cappuccino im Café vorzieht.
Das tun in Zeiten von Corona immer mehr. Nicht immer freiwillig. Aber vielen bleibt keine andere Wahl mehr. Nun, da die Gastronomie wegen des erlassenen Lockdowns ein zweites Mal schließen musste und nur noch Außer-Haus-Verkauf erlaubt ist.
Mit ein paar Müllschluckern und Superstaubsaugern ist es nicht getan
Das merken auch die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). Die Straßenreinigung sammelt seit Corona deutlich mehr Verpackungsmüll ein, bestätigt EBE-Prokurist Thomas Ehlert und beschreibt damit nur, was nicht mehr zu übersehen ist.
Bislang allerdings drängte sich nicht der Eindruck auf, dass die Entsorgungsbetriebe darauf reagiert hätten. Auch wenn Ehlert versichert, die EBE tue bereits mehr, als sie laut Reinigungsvertrag tun müsste. Für jeden sichtbar nahm Geschäftsführer Stephan Tschentscher im August auf der Kettwiger Straße einen Müllschlucker mit größerem Fassungsvermögen in Betrieb. Das war’s.
Offenbar ist mittlerweile aber bei den Verantwortlichen im EBE-Betriebshof an der Pferdebahnstraße die Erkenntnis gereift, dass es nicht damit getan sein kann, öffentlichkeitswirksam neue Müllbehälter aufzustellen oder den Fuhrpark, wie geschehen, durch ein halbes Dutzend Superstaubsauger aufzurüsten.
Im Gespräch mit der Redaktion kündigt Prokurist Thomas Ehlert jedenfalls folgendes an: In Kürze werde die EBE alle städtischen Akteure, die mit dem Thema Sauberkeit zu tun haben, an einen „runden Tisch“ zusammenrufen. Gemeint sind Grün & Gruga, die Ruhrbahn und das Amt für Straßen und Verkehr.
Der Park im Universitätsviertel wird nur noch ein bis drei Mal pro Woche gereinigt
Hintergrund: Zwar zählt es zu den Aufgaben der Entsorgungsbetriebe, die Stadt sauber zu halten, doch sei sie nur Auftragnehmer, wie Ehlert betont.
Den Park im Universitätsviertel beispielsweise säubert die EBE im Auftrag von Grün und Gruga. Der Reinigungsvertrag sei zum 31. Oktober ausgelaufen, statt täglich kommt die Straßenreinigung nun nur noch ein bis drei Mal pro Woche vorbei. Mehrere 240-Liter-Müllbehälter wurden bereits abgeräumt in der Erwartung, dass die Grünanlage jahreszeitbedingt weniger stark frequentiert wird.
Dass für November ungewöhnlich warme Temperaturen viele Besucher in den Park locken könnten wie am vergangenen Wochenende - diese Eventualität ist im Reinigungsvertrag nicht vorgesehen. EBE und Grün und Gruga handelten nach Schema F. Auch Corona hatte offensichtlich niemand auf dem Schirm. Zumindest spielte keine Rollen, dass pandemiebedingt mehr Müll anfällt als sonst üblich. Das Ergebnis konnten Passanten am Sonntag im Uni-Park bestaunen.
Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid beschäftigt einen eigenen Straßenfeger
Laut Ehlert wünscht sich die EBE nun mehr Flexibilität, um auf solche Situationen reagieren zu können. Ein Blick auf den Wetterbericht würde genügen, um vorausschauend zu planen.
Warum schickt die EBE nicht im Bedarfsfall eine Kolonne raus, und stellt den Aufwand der Stadt nachher in Rechnung? Ganz so einfach gehe das nicht, betont Ehlert. Schließlich trägt die Kosten am Ende der Bürger.
Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) weiß, dass es dicke Bretter zu durchbohren gilt, wenn die städtische Reinigungssatzung im Spiel ist. Seit Jahren bemüht sich die IGR darum, dass die Rüttenscheider Straße an fünf Tagen die Woche gereinigt wird statt nur an vier Tagen, wie es die Satzung vorgibt. Bislang ohne Erfolg. Die IGR hat deshalb einen eigenen Straßenfeger engagiert. Der längst stadtteilbekannte „Ronny“ hält die Rü sogar sonntags sauber.